Diana Palmer
Wirkung gehabt. Wie er richtig vorausgesehen hatte, war ihre Leidenschaft für ihn schlagartig abgekühlt, als sie befürchten musste, dass er sie nicht mehr mit teuren Geschenken und Einladungen in exquisite Restaurants verwöhnen könnte. Was ihn schon in gewisser Weise amüsierte.
Und nun rüstete sich J.B. für den zweiten, noch wichtigeren Teil des Tages. Er zog einen grauen Anzug an, putzte seine besten Cowboystiefel und holte seinen cremefarbenen Stetson hervor, den er nur zu besonderen Anlässen trug. So ausgestattet, machte er sich auf den Weg zu Marges Haus, um sich mit Tellie auszusprechen.
Nell öffnete die Tür. „Schön, dass alles mit Ihnen wieder in Ordnung ist, Boss“, begrüßte sie ihn freudig. „Ich freue mich, Sie zu sehen.“
„Ich mich auch“, sagte er, legte ihr den Arm um die Schultern und gab ihr in einer plötzlichen Anwandlung einen Kuss auf die ergraute Schläfe. „Ich vermisse Sie schon ziemlich. Wo sind die anderen alle?“
„In der Küche beim Essen. Kommen Sie herein. Es ist genug da.“
Auch Marge und die Mädchen boten ihrem Gast ein freudiges Willkommen. Es gab ein großes Hallo mit Küssen und Umarmungen. Dann deutete Marge auf einen freien Platz am Tisch und sagte: „Setz dich und iss etwas mit uns. Nell hat eine köstliche Minestrone gemacht.“
„Riecht verführerisch.“ Er legte seinen Stetson auf dem Küchentresen ab und nahm Platz. Doch bevor er den ersten Löffel voll aß, sah er sich erstaunt um und fragte: „Wo ist Tellie?“
Für einige Sekunden herrschte Schweigen am Tisch. „Weg“, sagte Marge dann.
„Weg? Wohin?“
„Nach Houston. Sie hat bei ihren Kommilitonen herumtelefoniert und ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft gefunden. Demnächst kann sie auch schon anfangen, Abendkurse zu geben.“
J.B. starrte in seinen Suppenteller. Er war wie betäubt. Tellie war fort. Sie hatte die Brücken hinter sich abgebrochen. Er konnte es ihr nicht verdenken. Sie hatte Schlimmes mit ihm durchmachen müssen – die Kränkungen, die er ihr zugefügt hatte, seine Auftritte mit Bella, mit der zusammen sie ihn dann auch noch im Krankenhaus gesehen hatte. Sie konnte ja nicht ahnen, was sich alles bei ihm verändert hatte. Wieder an sie heranzukommen, um ihr das zu zeigen, war ein schwieriges Unterfangen, denn ihr Vertrauen ihm gegenüber hatte er erst einmal verspielt.
Aber er war nicht der Mann, der vorzeitig aufgab. Nie hatte er um Tellie richtig geworben oder um sie kämpfen müssen. Wenn er das endlich tat und wenn sie auch nur noch ein wenig für ihn empfand, würde sie nicht widerstehen können. Genauso wenig wie er ihr widerstehen konnte.
Tellie lebte sich schnell ein und fand sich gut zurecht. Aber der Alltag war anstrengender als erwartet. Die Abendkurse unterrichtete sie zwei Mal in der Woche jeweils vier Stunden. Zusammen mit der Vorbereitung auf ihre Magisterprüfung war das eine nicht zu unterschätzende Belastung. Hinzu kam, dass Tellie nicht besonders gut schlief. Die Bilder dessen, was sie in Jacobsville durchlebt hatte, verfolgten sie noch, besonders das letzte, das sie von J.B. gesehen hatte – J.B. im Krankenhaus mit Bella im Arm.
Tellie saß in der Cafeteria des Colleges und sprach mit John, einem Kommilitonen, den sie noch aus dem vorigen Semester kannte und der sich wie sie auf die Magisterprüfung vorbereitete. Er war ein netter, recht ansprechender junger Mann, der auch zu denen gehörte, die Tellie dabei behilflich gewesen waren, eine Unterkunft zu finden.
Zufällig fiel ihr Blick auf die Eingangstür der belebten Cafeteria, und sie erstarrte. Dort stand J.B. und ließ suchend den Blick über die Köpfe der Anwesenden schweifen. Das Herz schlug Tellie bis zum Hals. Es dauerte nicht lange, bis er sie entdeckt hatte und zielstrebig auf ihren Tisch zuging. Tellie, die John nur noch mit halbem Ohr zuhörte, ließ J.B. nicht aus den Augen, während er sich den Weg durch die Menge bahnte.
Als er bei ihnen angekommen war, warf er John einen Blick zu, der diesen veranlasste, sich schleunigst zu verabschieden. „Ich muss weiter, Tellie. Wir sehen uns morgen.“
„Klar. Mach es gut“, antwortete Tellie.
J.B. zog einen Stuhl heran und setzte sich zu ihr an den Tisch. Nachlässig warf er seinen Hut auf den anderen freien Stuhl. Sie konnte nicht die Andeutung eines Lächelns auf seinem Gesicht entdecken, während er sie aufmerksam musterte.
„Du hattest es wohl sehr eilig, was?“
Tellie wusste genau, was er damit meinte. „Es schien
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