Diaspora
Yatima, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie wir gemeinsam Psychoblastulae in die Welt setzen.«
»Nein?« Nach einer Weile sagte Yatima: »Ich bin noch nicht bereit aufzuhören. Jetzt noch nicht. Hast du Angst, allein zu sterben?«
»Es wäre kein Tod.« Paolo wirkte nun ruhig und fest entschlossen. »Die Transformer sind nicht gestorben, sie haben all ihre Möglichkeiten ausgespielt. Und ich glaube, daß ich in U-Stern-Stern dasselbe getan hätte … oder vielleicht mache ich es immer noch, irgendwo. Aber hier habe ich gefunden, wonach ich gesucht habe. Mehr gibt es für mich nicht zu tun. Das ist kein Tod. Das ist der Abschluß.«
»Ich verstehe.«
Paolo nahm seine Menschengestalt an und begann sofort zu zittern und zu schwitzen. »Oh, die Instinkte der Körperlichen. Keine gute Idee.« Er machte die Veränderung rückgängig und lachte vor Erleichterung. »So ist es besser.« Er zögerte. »Was wirst du tun?«
»Weiter die Welt erkunden, denke ich.«
Er berührte Yatimas Schulter. »Dann wünsche ich dir viel Glück.«
Paolo schloß die Augen und folgte den Transformern.
Yatima empfand Trauer um ihn, aber Paolo hatte recht; andere seiner Versionen hatten alles andere gelebt, nichts war verloren.
Und als die Trauer in das Gefühl der Einsamkeit überging, geriet Yatima in Versuchung, derselben Logik zu folgen. Heine Klone mußten schon vor langer Zeit alles verwirklicht haben, was auch hie in Erwägung gezogen hatte – und noch viel mehr.
Doch das genügte noch nicht. Es gab immer noch einige Entdeckungen, die hie selbst machen mußte.
Yatima betrachtete noch ein letztes Mal den Himmel dieses Universums, bis hie in die Kopie der Wissensminen sprang, die hie den weiten Weg von Konishi mitgebracht hatte.
Um alles auszuspielen, was hie war, um vollständig zu werden, mußte hie die Konstanten des Bewußtseins finden: die Parameter heines Geistes, die auf dem Weg vom Waisenkind zum gestrandeten Universenerkunder unverändert geblieben waren.
Yatima sah sich im Tunnel um und spürte die Juwelen der Gestalt-Etiketten von Axiomen und Definitionen, die in den Wänden schimmerten. Alles andere aus heinem Leben im Heimatuniversum war durch das Ausmaß ihrer Reise bis zur Unkenntlichkeit verdünnt worden, doch diese zeitlose Welt ergab immer noch Sinn. Am Ende blieb nur die Mathematik.
Hie beschäftigte sich zunächst mit ein paar einfachen Begriffen – offene Mengen, Zusammenhang, Kontinuität –, um alte Erinnerungen zu wecken und versteinerte Symbole wiederzubeleben. Es würde ein langer und schwerer Weg werden, bis hie zur Erzader vorgestoßen war, doch diesmal gab es nichts, was ihn ablenken konnte.
Glossar
Adresse. Eine Bitgruppe, die eine Quelle oder Bestimmung von Daten angibt, zum Beispiel eine Bibliotheksdatei, eine Satellitenkamera oder einen Ort in einer Landschaft. Verschiedene Adressen können unterschiedlich lang sein, und bestimmte Daten können mehrere Adressen haben.
Boson, Pl. Bosonen. Alle Elementarteilchen gehören entweder zu den Bosonen oder Fermionen. Photonen und Gluonen sind Bosonen. Die Quantenwellenfunktion für zwei oder mehr identische Bosonen bleibt unverändert, wenn zwei Teilchen ausgetauscht werden, und die Wellenfunktion für ein einzelnes Boson bleibt dieselbe, wenn das Teilchen um 360 Grad gedreht wird. Bosonen besitzen einen Spin, der ein ganzzahliges Vielfaches der fundamentalen Einheit des Drehimpulses darstellt. In der Kozuch-Theorie leiten sich all diese Eigenschaften von der Topologie der Wurmloch-Öffnung des Teilchens ab.
Bürger. Bewußte Software, die eine Reihe von unveräußerlichen Rechten in einer bestimmten Polis besitzt. Diese Rechte unterscheiden sich von Polis zu Polis, schließen jedoch in jedem Fall die Unverletzlichkeit, den Anspruch auf einen Mindestanteil an Rechnerkapazität und den uneingeschränkten Zugang zu öffentlichen Daten ein.
Delta, Pl. Delta. Die Basiseinheit aller Landschaftsadressen. Die gewöhnliche Höhe des Icons eines Bürgers beträgt zwei Delta. Das Vielfache eines Delta läßt sich als Kilodelta usw. angeben, entsprechend die Bruchteile; es gibt keine universelle kleinste oder größte Distanz.
Eigenschaftsfeld. Ein Feld innerhalb eines Mentalkeims, von dem bekannt ist, daß bestimmte Anweisungen sichere Variationen einer bestimmten Eigenschaft hervorbringen.
Einbettung. Eine Methode, um eine Mannigfaltigkeit in eine andere und größere einzufügen, zum Zweck der Veranschaulichung ihrer Eigenschaften. Zum
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