Dicke Hose (German Edition)
Stimme zittert, «Sie sollen die Wohnung nicht verkaufen?»
«Hab ich doch auch nicht», verteidige ich mich.
«Aber Sie haben einen Makler eingeschaltet.»
«Äh … Nicht wirklich.»
Carmen Grünewald ist nicht überzeugt. «Sollte dem dennoch so sein, können Sie die Maklerkosten mit Ihrer Provision verrechnen.»
«Aber eigentlich …»
Sie lässt mich nicht zu Wort kommen. «Ich habe es in meinem Leben doch nicht so weit gebracht, weil ich mein Geld aus dem Fenster werfe!»
«Heißt das …?» Ich verstehe kein Wort.
«Ich will die Wohnung kaufen, was dachten Sie denn? Die Räume sind wie für mich gemacht. Tolle Aussicht, annehmbarer Preis, gute Investition – was will man mehr? Und ohne Küche wirkt die Wohnung herrlich dekadent.»
Wieder zähle ich im Geiste bis zehn. Kann das wirklich wahr sein?
«Ja, wenn das so ist …», sagt Friedrich von Klatt, der offenbar schneller schaltet als ich. In seinen Augen blitzen nämlich schon die Dollarzeichen. «Dann sollten wir beiden vielleicht …»
«Kommt nicht in Frage!» Carmen Grünewald fuchtelt mit ihrem manikürten Zeigefinger vor der Nase meines Chefs herum. «Ich weiß genau, was Sie vorhaben. Jetzt, wo der Junge seine Wohnung zu Geld macht, da ist er wieder interessant für Sie. Aber so blöd ist er nicht, nicht wahr?» Sie schaut mich an und schüttelt den Kopf. «Herr Held? Jetzt sagen Sie doch auch mal was dazu. Lassen Sie sich in dieser Beziehung nicht ausnutzen!»
Ich kann nicht sprechen. Mein Mund ist ausgetrocknet, und ich versuche zu verstehen, was hier gerade vor sich geht. Die Grünewald denkt ernsthaft, Friedrich von Klatt und ich wären ein Paar? Und sie will die Wohnung wirklich kaufen? Nur wegen der fehlenden Küche? Oder vielleicht, um Sarkozy und seiner Carla eins auszuwischen? Die Logik der Frauen …
Ernesto Micolucci nutzt die entstandene Pause. «Jetzt beruhigen wir uns erst einmal alle wieder», schlägt er vor und lockert seinen Griff um meine Schulter. Mit dem Kopf deutet er auf eine der Laptoptaschen. «Lassen Sie sich doch Ihre Initialen einbrennen, Herr … Makler.» Der Pate sieht ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an und macht mit einer unwirschen Geste klar, dass mein Chef sich trollen möge. «Die Tasche geht aufs Haus!»
Und tatsächlich. Friedrich von Klatt weiß, dass man sich mit einem mutmaßlichen Mafioso besser nicht anlegen sollte. Er greift zielstrebig nach dem teuersten Exemplar im ganzen Regal, grummelt ein «Wir sprechen uns noch!» in meine Richtung und steuert auf den ersten Handwerkstisch zu.
Carmen Grünewald macht derweil Nägel mit Köpfen. «Ich kriege doch die Wohnung, oder, Herr Held?»
«Äh … natürlich. Allerdings befürchte ich, dass bei der ganzen Sache …»
«… der Makler mit drinhängt.»
Ich zucke mit den Schultern. «So könnte man es ausdrücken.»
Sie winkt ab. «Egal. Wir werden uns schon einig.» Ein letztes Mal drückt sie ihre Nägel tief in mein Fleisch. «Hauptsache, kein anderer Interessent schnappt mir die Wohnung weg.»
Mit diesen Worten galoppiert sie davon. Allerdings nicht, ohne sich im Gehen noch einmal umzudrehen und sich überschwänglich von Ernesto Micolucci per Luftkuss zu verabschieden.
«Du bist also tatsächlich Makler?», richtet der Modemäzen jetzt das Wort an mich.
«Mmh.» Keine Ahnung, warum ich in letzter Zeit öffentlich nicht mehr so gerne zu meinem Beruf stehe.
«Habe ich mich vorhin also nicht verhört. Das ist ja interessant.»
«Na ja, geht so. Es gibt Leute, die halten nicht viel von diesem Beruf.»
Er ignoriert den Einwand. «Und der Verrückte eben – war das nun dein Chef oder dein … Lover?»
«Bitte? Mein Chef natürlich.»
«Also habe ich mich doch nicht getäuscht.» Er deutet auf Victoria.
«Ich verstehe nicht …»
«Du und Victoria … Läuft da was?»
«Eher nicht. Also, nicht mehr … äh … Es gab da ein paar Missverständnisse.»
Florians Vater nickt und lockert seine Umklammerung. «Das kann ich mir vorstellen.»
Damit lässt er mich stehen und widmet sich wieder seinen Gästen.
Als hätte er nur darauf gewartet, pirscht Kai sich jetzt heran. Mit ernster Miene nimmt er mich beiseite. «Kannst du vielleicht mal deinen … Bruder im Keller ablösen? Der hat vom Sortiment so viel Ahnung wie du noch vor einer Woche, nämlich gar keine.»
«Mist», sage ich und weiß selbst nicht genau, ob ich damit Florians Unfähigkeit meine oder die Tatsache, dass ich nun – weit weg von Victoria – im
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