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Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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bat er Pontones. Der hielt sie ihm wieder vor die Nase. »Das Kaiserkonzert von Beethoven«, begann Daniel mit leiser Stimme, »ist das Konzert Nr. 5, op. 73. Erst dachte ich, Thomas habe dieses Werk wegen des Freimaurerzusammenhangs gewählt, aber anscheinend habe ich mich geirrt. Das sind also schon drei weitere Ziffern: 5, 7 und 3.«
    »Gut, dann haben wir also elf - fast die Hälfte. Kluges Köpfchen! Fehlen nur noch neun.«

60
    Drau ßen vor der Villa stellte der in einem Observationsfahrzeug wartende Inspector Mateos gerade fest, dass die Signale des Minisenders, den Daniel bei sich trug, durch einen Störsender behindert wurden. »Was machen wir jetzt, Chef?«, fragte ihn Subinspector Aguilar, der mit im Wagen saß. »Gehen wir rein?« »Ohne Durchsuchungsbefehl? Ohne richterliche Anordnung oder eindeutige Hinweise darauf, dass Gefahr im Verzug ist, können wir ein Haus nicht einfach so betreten - und erst recht nicht, wenn es sich um das Haus eines Untersuchungsrichters handelt. Na los, schick schon ein Fax an das diensthabende Gericht und bitte um einen Durchsuchungsbefehl.«
    »Verzeihung, Chef, aber ich glaube, wir sollten da reingehen. Möglicherweise ist Paniagua in Gefahr.« Inspector Mateos platzte beinah der Kragen, aber er konnte sich halbwegs zusammenreißen und sagte nur in lehrerhaftem Ton: »Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Gefahr im Verzug ist. Also können wir nicht rein. Muss ich dich daran erinnern, dass Gefahr im Verzug ein juristischer Terminus ist? Periculum in mora auf Latein.« »Du kannst das ja noch auswendig!« »Klar, hab ich doch gerade erst gelernt.« »Gerade erst ...? Äh ... Hm. Das heißt also, wir gehen nicht rein?«
    »Streng doch mal dein Köpfchen an, Aguilar: Hörst du Schreie? Schüsse? Siehst du, wie einer versucht, jemanden zu erwürgen?« »Nein.«
    »Na also: Wir haben keinerlei Beweise dafür, dass Gefahr im Verzug ist. Wenn wir jetzt hineingehen und sie gemütlich im Wohnzimmer sitzen und plaudern, können wir einpacken. Jetzt lass dir schon den Durchsuchungsbefehl schicken, aber dalli!«
    Der Subinspector setzte das Fax auf, doch ihm war anzusehen, dass ihm noch eine Frage auf der Zunge lag. Mateos registrierte es und fragte: »Was ist jetzt schon wieder?«
    »Nichts, ein dummer Gedanke, Chef. Ist nicht so wichtig.«
    »Doch. Spuck's aus.«
    »Na gut, wenn du meinst: Ich habe mich gefragt, ob es nicht riskant ist, zu behaupten, du hättest Jura studiert, wenn du noch gar keinen Abschluss hast.« Mateos schaute ihn lange an und sagte schließlich: »Die Gefahr ist äußerst gering im Vergleich zu der, in der du von nun an schwebst: Wenn du dich verplapperst, hat dein letztes Stündlein geschlagen.«
    Drinnen wurde der Gerichtsmediziner Felipe Pontones inzwischen merklich ungeduldig. Er spielte nerv ös an der Halterung herum, mit der das Fallbeil festgehalten wurde. Instinktiv zog Daniel den Kopf ein - wenn das Beil in diesem Augenblick gefallen w äre, hätte es in sein Kinn eingeschlagen.
    »Wir haben nicht unendlich viel Zeit, Champion.«
    »Ich weiß, ich denke ja nach.«
    »Es empfiehlt sich, das Richtige zu denken. Wenn sich herausstellen sollte, dass du's nicht auf die Reihe bekommst und wir dir den Hals durchschneiden müssen, nützt es dir nämlich nicht viel, den Kopf einzuziehen, verstehst du? Wir machen es dann wie bei Thomas und teilen uns die Arbeit: Susana betätigt den Hebel, und ich komme von der anderen Seite und ziehe an deinen Haaren - dann ist dein Hals schön lang, und die Schneide geht sauber durch.«
    »Ich habe nichts anderes von Ihnen erwartet«, sagte Daniel und überlegte gleichzeitig fieberhaft, wie die fehlenden Ziffern lauten könnten.
    »Thomas hat natürlich auch versucht, seinen Kopf aus den Lünetten zu ziehen, genau wie du, aber er hatte kürzere Haare, deswegen musste ich ihn an den Ohren packen. Dafür ist übrigens dieses Teil hinter dir - ach, du kannst es ja gar nicht sehen. Nun, es verhindert jedenfalls, dass der Helfer des Henkers sich mit Blut bespritzt.« »Lass ihn nachdenken, Felipe«, sagte die Richterin. »Wenn du die ganze Zeit redest, sind wir morgen früh noch hier.«
    »Aber es ist doch wunderbar, Daniels ohnehin schon großen Horizont noch ein wenig zu erweitern - nicht wahr, mein Lieber?«
    »Das Konzert...«, sagte Daniel zögerlich, und die Gedanken rasten in seinem Kopf. Er musste sein Leben retten. Er musste einfach. »Das Konzert ist in Es. Der Ton Es ist nichts anderes als eine Frequenz, die durch

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