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Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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Bild verbarg.

47
    Inspector Mateos stimmte mit Aguilar überein, dass die Nachricht, die Thomas als Entwurf in seinem Handy gespeichert hatte, nähere Betrachtung verdiente. Also vereinbarte er erneut ein Treffen mit Thomas' Tochter - im selben verglasten Rundbau, wo sie sich mit Paniagua unterhalten hatte - und reichte ihr ein Kärtchen, auf dem die Buchstaben QEEGXFZ FXDW zu lesen waren. »Señorita Luciani«, sagte der Inspector, »die Kriminaltechniker haben im Handy Ihres Vaters diese Nachricht entdeckt. Sehen Sie darin irgendeine Bedeutung?« Sophie Luciani warf einen raschen und widerwilligen Blick auf die Karte, wie eine Zeugin, die den Verdächtigen auf dem Foto eigentlich nicht wiedererkennen will. »Nein, überhaupt keine. Warum?«
    »Sind Sie sicher? Wollen Sie nicht ein wenig länger überlegen? Wir nehmen an, dass es sich um eine verschlüsselte Nachricht Ihres Vaters handelt, die er nicht mehr vervollständigen konnte. Vielleicht, weil er vorher seinen Mördern in die Hände fiel.«
    Sophie antwortete nicht, aber sie öffnete ihre Handtasche und holte die kleine Alberti-Scheibe heraus, die sie zuvor auch schon Daniel Paniagua gezeigt hatte. Inspector Mateos hatte dergleichen noch nie gesehen. Sophie erklärte ihm, dass dies ein Geschenk ihres Vaters war.
    Die Bonapartes seien bereits auf die Idee gekommen, Thomas habe ihr m öglicherweise einen Code übermitteln wollen, um die Tätowierung zu entschlüsseln. »Könnten Sie mir mal vorführen, wie das funktioniert?«, bat Mateos.
    »Es ist ein einfacher Substitutionscode. Er wurde im 15. Jahrhundert von Leon Battista Alberti entwickelt: Man verschlüsselt die Nachricht, indem man die Buchstaben der oberen Scheibe durch die der unteren ersetzt.« »Würden Sie einmal ausprobieren, ob der Entwurf Ihres Vaters damit einen Sinn ergibt?«
    Sophie las den Code von der Karte ab und drehte entsprechend an den R ädchen. Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte sie Mateos' Wunsch erfüllt. »Ich glaube, ich hab's.« »Und, was bedeuten die Buchstaben?« »Account numb.«
    » Kontonummer auf Englisch!«, übersetzte Mateos aufgeregt. »Ihr Vater ist wahrscheinlich mitten im Wort number unterbrochen worden und speicherte die Nachricht als Entwurf.«
    »Kontonummer? Was soll das heißen? Um welches Konto geht es denn?«
    »Señorita Luciani, höchstwahrscheinlich wollte Ihr Vater Ihnen verschlüsselt mitteilen, in welchem Banksafe er das Beethoven-Manuskript versteckt hatte, das ihn das Leben kostete. Die meisten dieser Safes sind an ein Girokonto angeschlossen.«

48
    Um Durán den Zusammenhang zwischen den Noten auf dem Beethoven-Porträt und den Buchstaben des Alphabets verständlich zu machen, hatte Daniel unter jede Viertelnote den jeweiligen deutschen Notennamen geschrieben:

    »Beba de Casas?«, fragte der Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts verwundert. »Was zum Teufel soll das denn heißen?«
    »Beba ist genauso wie Bea eine Verkleinerungsform von Beatriz. De Casas oder de las Casas ist doch hier in Spanien ein ziemlich häufiger Familienname. Beba de Casas wird also der Name einer Frau sein, vermutlich einer weiteren Geliebten des Komponisten, und mit ziemlich großer Sicherheit ist sie diejenige, der das rätselhafte Lächeln auf dem Porträt gilt.«
    »Darf man fragen, wie du zu diesem überraschenden Schluss gekommen bist?«
    »Seit ich das Bild zum ersten Mal gesehen habe, gehen mir diese elf Noten nicht aus dem Kopf. Wegen der vielen Dissonanzen, genauer gesagt der zwei Tritoni, dachte ich an fangs, Beethoven habe mit den Illuminaten zu tun gehabt und deshalb die Kirche provozieren wollen. Doch als du eben sagtest, die Melodie sei überhaupt keine Musik, hab ich gedacht: Er hat recht. Das ist keine Musik, sondern ein Code aus Noten. Vielleicht wollte er damit der Frau, die ihm gerade den Kopf verdrehte, seine Ehrerbietung erweisen. Dass ich erst jetzt darauf gekommen bin - schließlich rede ich mit meinen Studenten seit Wochen über diese Codierungen ...«
    »Beatriz de Casas. Hast du eine Idee, wer diese Frau gewesen sein könnte?«
    »Nein. Aber Beethoven hatte Beziehungen mit Italienerinnen wie Giulietta Guicciardi, Ungarinnen wie Gräfin Erdödy, Französinnen wie Almerie Esterházy. Warum also nicht auch mit einer Spanierin?« »Weil man davon wüsste«, wandte Durán ein. »Beethovens zahlreiche Liebesbeziehungen werden seit Jahrhunderten studiert.«
    »Ach, ja? Und wie steht es mit der Unsterblichen Geliebten? Über die Identität

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