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Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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Und natürlich ist es möglich, dass ich mir bald eine Eigentumswohnung zulegen muss.«
    »Das heißt, Alicia und du, ihr habt euch entschieden und bekommt das Kind?«
    »Wir sind noch dabei, uns zu entscheiden. Ich bin dafür, aber sie hat das letzte Wort.«
    »Hast du Angst? Was bedeutet es für eure Beziehung, wenn sie sich dagegen entscheidet?« »Nichts Gutes.« »Würdest du sie verlassen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich möchte keine Zukünftigkeiten hypothetisieren , wie dieser Politiker mal gesagt hat.« »Alicia ist eine Traumfrau.«
    »Genau deshalb will ich, dass sie die Mutter meines Sohnes wird.«
    »Aha, du bestimmst also doch alles allein - auch das Geschlecht des Kindes und so.« »Ach - ich hätte einfach gerne einen Jungen.« »Um ihn stundenlang ans Klavier zu setzen, nicht wahr? Und vielleicht wird ja ein Beethoven daraus. Armes Ding, wenn es wüsste, was es erwartet. Ich glaube, es sollte besser nicht auf die Welt kommen ...«
    Sie schwiegen, und Daniel versank in einen Tagtraum, in dem Alicia, er und das Kind gl ücklich mit Kinderwagen und allem Drum und Dran am See im Retiro-Park spazieren gingen - bis Durán ihn aus seinen Träumereien riss. »Also, zur Sache. Ich möchte aufs Laufende gebracht werden. Erzähl mir bitte, wie die Ermittlungen laufen - dafür hab ich dir das Ganze schließlich zugeschanzt. Wer hat deinen Namen genannt, als Marañón sagte, dass die Richterin einen Sachverständigen benötigte?« Daniel legte Durán seinen Verdacht über die Rekonstruktion der Symphonie dar und sprach mit ihm über das Auftauchen des Beethoven-Bilds und die seltsame Melodie darauf. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, es zu sehen«, sagte Durán . »Ich verbringe den ganzen Tag damit, mit irgendwelchen Bürokraten essen zu gehen, und die wirklich wichtigen Dinge entgehen mir. Du hast nicht zufällig einen Ausdruck dabei?«
    »Nein, aber du kannst es dir auf der Homepage der Neuen Pinakothek ansehen.« »Warte mal kurz.«
    Durán betätigte die Gegensprechanlage, die ihn mit seiner Sekretärin verband, und fragte: »Bianca, wissen Sie, wie mein Drucker funktioniert?«
    Bianca schnaubte und lie ß ohne ein weiteres Wort den Knopf der Anlage los.
    Durán warf Daniel einen »Was muss man nicht alles aushalten«-Blick zu und drückte wieder den Knopf. »Wenn Sie wissen, wie mein Drucker funktioniert, wären Sie dann bitte so freundlich, in mein Büro zu kommen und mir beim Ausdrucken eines Fotos behilflich zu sein? Danke sehr.«
    Wenige Augenblicke sp äter öffnete sich die Bürotür, und Bianca kam herein. An ihrem Zeigefinger klebte ein Post-it. Sie sagte immer noch nichts, nahm das Post-it mit der anderen Hand vom Finger und klebte es auf Duráns Schreibtischplatte. Dann drehte sie sich um, schloss die Tür hinter sich und ging zu ihrem Schreibtisch zurück. »Gestern habe ich sie gebeten, mit meinen Hunden zum Tierarzt zu gehen, und es gab einen kleinen Zwischenfall mit Talión. Na ja, er hätte ihr beinahe den Finger abgebissen«, war Duráns Erklärung dafür, dass seine Sekretärin so kurz angebunden, ja unhöflich war.
    Bianca hatte auf dem Post-it alle notwendigen Schritte f ür das Drucken eines Dokuments notiert. Durán begann, die Anweisungen laut vorzulesen, bis Daniel ihn beherzt beiseitedr ängte. Innerhalb von dreißig Sekunden hatte er die Abbildung des Porträts im Internet gefunden und sie in Farbe und in recht guter Qualität ausgedruckt. »Sicher, dass das Beethoven ist?«, fragte Durán nach eingehender Betrachtung des Bildes. »Daran besteht kein Zweifel.«
    »Aber dieser Mann hier hat gute Laune! Na gut, das wäre vielleicht zu viel gesagt. Aber zumindest ist er nicht griesgrämig.«
    »Ja, aber das ist trotzdem Beethoven. Warte, ich zeig dir die Details, anhand deren die Experten das nachgewiesen haben. Man sieht es besser auf dem Bildschirm.« Daniel vergrößerte das Bild mit dem Zoom der Fotosoftware, um Durán die Einzelheiten zu zeigen, die er meinte. »Zum einen haben wir hier das Klavier.« »Aber Beethoven spielt nicht darauf. Und im 19. Jahrhundert stand in unzähligen Haushalten ein Klavier.« »Das stimmt. Aber achte mal auf die Wand im Hintergrund: Da hängt ein Porträt. Ein Bild im Bild. Ich kann es nicht näher heranholen, dafür ist die Auflösung nicht hoch genug, aber ich glaube, in dieser Größe kann man es schon ganz gut erkennen.«
    Durán , der neben Daniel stand, ging mit dem Gesicht so nah an den Bildschirm heran, dass er ihn beinahe mit der Nase

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