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Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Titel: Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wolfrum
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Westalliierten die Westdeutschen im heraufziehenden Kalten Krieg brauchten und sie auf einmal hochpäppelten. Nun verlief alles wie am Schnürchen. Die rasante Geschwindigkeit des wirtschaftlichen «Wiederaufstiegs» verblüffte viele, ebenso die Stabilität, mit der sich die Bundesrepublik bereits in den 1950er Jahren präsentierte. Dieses Staunen führte in der Publizistik zu einer «Nullpunkt-Metaphorik». Sie ging so: Mai 1945, überall «tabula rasa». Westdeutschland erhob sich dann wie ein Phönix aus der Asche; die Bundesrepublik sei ein «Staat aus dem Nichts»; der katastrophenreichen Geschichte des Deutschen Reiches habe 1945 die Stunde geschlagen; diese Vergangenheit sei versiegelt worden und eine «Stunde Null» habe zu einem radikalen Bruch und Neuanfang geführt. Ein gutes Stück Volkspädagogik schlug hier durch, denn man erklärte und verklärte alles zur puren Neuheit und wollte diejenigen Lügen strafen, die – wie die renommierten Publizisten Walter Dirks und Eugen Kogon – schon in den Besatzungsjahren vor verhängnisvoller Restauration gewarnt hatten.
    Doch ebenso wenig wie eine Restauration hat es eine «Stunde Null» gegeben. Die deutsche Wirtschaft war nicht in dem Ausmaß zerstört, wie es auf den ersten Blick aussah. In der Politik fanden sich nun viele wieder, die bereits in der Weimarer Republik aktiv gewesen waren. Territorial bedeutete die Bundesrepublik zwar eine Neugründung, denn einen Staat dieses Zuschnitts hatte es bisher in Deutschland nicht gegeben. Doch die Deutschen waren noch die gleichen. Wie sollten aus den ehemaligen Volksgenossen der NS-Diktatur halbwegs demokratische Bürger werden? Das war die drängendste Frage.
    2. Wohin flogen die Rosinenbomber? Nur wenige dutzende Meter über den Häusern und Ruinen Berlins flogen im Minutentakt die schwerfälligen viermotorigen amerikanischen und britischen Flugzeuge vom Typ Douglas C-54 Skymaster ein. Die Einflugschneise um den Flughafen Tempelhof säumten unzählige winkende Kinder und hoffnungsfrohe Erwachsene. US-Leutnant Halversen hatte die grandiose Idee, beim Landeanflug Taschentuchfallschirme mit Süßigkeiten abzuwerfen – Kaugummis als Gruß aus der freien Welt. Welch eine Verheißung! Vor nicht einmal vier Jahren hatten dieselben alliierten Flugzeuge aus ihren Schächten Tonnen von Bomben auf die Reichshauptstadt geworfen, hatten den Tod gebracht – und nun sicherten sie das Überleben der West-Berliner. Was war geschehen?Die Berlin-Krise des Jahres 1948 war der sichtbarste Auftakt zum Kalten Krieg zwischen den Supermächten und zeigte, wo seine Nahtstelle verlief: mitten durch Deutschland, mitten durch die ehemalige Reichshauptstadt Berlin. Am 18. Juni hatten die Westalliierten unter sowjetischem Protest die Währungsreform gestartet, und nachdem Gespräche über eine gemeinsame Währung in Gesamt-Berlin gescheitert waren – man wollte sie «Bären-Mark» nennen – wurde die D-Mark auch in West-Berlin eingeführt. Stalin tobte und ließ sofort alle Land- und Wasserwege nach Berlin, das wie ein Fremdkörper in der sowjetischen Besatzungszone lag, sperren. Das erste, aber nicht das letzte Mal spitzte sich die Konfrontation der Weltmächte in Berlin zu. War Krieg in Sicht? Moskau glaubte, mit der Blockade den Westen in die Knie zwingen zu können – doch am Schluss stand dieser mächtiger da als zuvor.
    Der spätere Bürgermeister von West-Berlin, Ernst Reuter, war ein Volkstribun. Im Sommer 1948 hielt er vor fast einer halben Million Berlinern, die sich um den zerstörten Reichstag versammelt hatten, eine der bekanntesten Reden der Weltgeschichte: «Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft, nicht preisgeben könnt!» Dies war eine mutige Botschaft, so wenige Jahre, nachdem das deutsche Volk Schrecken und Verderbnis über die Welt gebracht hatte. Aber West-Berlin war nun einmal der Vorposten der Freiheit gegen den Kommunismus, symbolisierte den moralischen Triumph des Westens, war Leuchtstern der Demokratie. Deshalb versorgten die Westalliierten die abgeschnittene Teilstadt ein ganzes Jahr lang mit mehr als 277.000 Flügen aus der Luft. Alles, was die Menschen benötigten, kam per Flugzeug in die Stadt, nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch ein gesamtes Heizkraftwerk; durchschnittlich waren es 4500 Tonnen täglich. Geflogen wurde diese «Luftbrücke» in schmalen

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