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Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Titel: Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wolfrum
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konnte die 35-Stunden-Woche in der Metallindustrie durchgesetzt werden, wenn auch nur in den alten Bundesländern. In anderen Tarifverträgen der 1990er Jahre wurde die 37,5- (Einzelhandel), die 38,5- (Öffentlicher Dienst), aber auch die 40-Stunden-Woche ein- oder weitergeführt. Seit 2003 müssen Beamte in Baden-Württemberg sowie seit 2004 auch in Nordrhein-Westfalen wieder 41 Stunden, in Hessen und Bayern sogar 42 Stunden in der Woche arbeiten. Auch im Nachbarland Frankreich wurde 2008 die Garantie der 35-Stunden-Woche von der Nationalversammlung wieder abgeschafft. Für Selbstständige und Freiberufler gelten solche Arbeitszeitbeschränkungen ohnehin nicht.
    1984 kam es zum härtesten Arbeitskampf in der gesamten Geschichte der Bundesrepublik. Der Streik der IG Metall für die 35-Stunden-Woche führte zum folgenschwersten Vorfall der bundesdeutschen Streikgeschichte. Nachdem neben den 170.000 «heiß ausgesperrten» Streikenden über 370.000 Arbeitnehmer von ihren Unternehmen «kalt» ausgesperrt worden waren – d.h. die Arbeitgeber beschäftigten sie aufgrund streikbedingter Produktionsausfälle für deren Dauer nicht weiter, obwohl sie nicht an einem Streik teilgenommen hatten –, wies der Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, die Arbeitsämter an, diesen «kalt», d.h. unverschuldet Ausgesperrten, kein Kurzarbeitergeld auszuzahlen. Obwohl dieser Erlass später von verschiedenen Gerichten bis zum Bundesverfassungsgericht für rechtswidrig erklärt wurde, setzte die CDU-FDP-Regierung diese Regelung zwei Jahre später in ein Gesetz zur Neuregelung des Artikel 116 des Arbeitsförderungsgesetzes um.
    100. Gibt es Mülltrennung auch in anderen Ländern? Recycling war ein neues Zauberwort des wachsenden Umweltbewusstseins der 1980er Jahre. Sämtliche Landkreise und Kommunen, die in Deutschland dafür zuständig sind, investierten in «Wiederverwertungsanlagen» – Müll wurde nicht nur abgeholt und auf Müllkippen gebracht wie bisher, sondern gesammelt und in riesigen Werkshallen auf Förderbändern zunächst von Hand sortiert. In Freiburg im Breisgau beispielsweise, das sich zur Öko-Hauptstadt der Bundesrepublik entwickeln sollte, wurden bereits 1984 an 31.000 Haushalte sogenannte Wertmüllbehälter verteilt, die von privaten Recycling-Firmen betreut wurden. Der Inhalt der Müllbehälter wurde dann in der Wiederverwertungsanlagenach Grundstoffen sortiert. Mülltrennung war in Mode, und während die einen den Überblick über Restmüll, Kompost, Papier, Alu, Glas, Korken, Sondermüll, also über die grünen, gelben, blauen usw. Tonnen verloren, bezweifelten die anderen den ökologischen und ökonomischen Nutzen der Mülltrennung. Für viele unserer Nachbarn war die hierzulande bis zur Perfektion getriebene Idee, zu trennen, sortieren und recyceln «typisch deutsch». Das Ausland hat ein genaues Bild von Deutschland: Der Teutone ist diszipliniert, pünktlich, bestens organisiert und umweltbewusst, was sich an den vielen Recycling-Heften und dem Öko-Toilettenpapier zeigt. Man kann übrigens das ökologische Bewusstsein der Deutschen nicht erklären, ohne den Wald zu erwähnen. Nichts trieb zahlreiche umweltbewusste Deutsche seit den 1980er Jahren stärker um als das «Waldsterben», was mit der mythischen Aufladung des deutschen Waldes seit der Romantik zu tun haben dürfte. In anderen waldreichen europäischen Nationen fand sich nichts Vergleichbares. Der «Waldschadensbericht» der Bundesregierung, der seit Mitte der 1980er Jahre jährlich herausgegeben wurde, machte die Dramatik deutlich: Weite Teile des deutschen Waldes waren in einem jämmerlichen Zustand. Manche glaubten, innerhalb nur weniger Jahre seien alle Bäume etwa im Schwarzwald verschwunden. Gegenmaßnahmen – so der Abwurf von Kalk aus der Luft, wodurch sich schädliche Umwelteinflüsse wie saurer Regen ausgleichen ließen – erschienen wie der Tropfen auf den heißen Stein. Allerdings ging das «Waldsterben» nicht zuletzt auf die Schadstoffe zurück, die Autos ausstoßen. «Autos töten Wälder», das wollten die meisten Deutschen dann doch nicht hören; sie setzten Umweltschutz lieber mit Mülltrennung gleich.
    Zurück zur Frage. In Italien kümmerte sich der Gesetzgeber zum ersten Male im Mai 1997 um das Problem der Mülltrennung und binnen zehn Jahren ist der Prozentsatz des getrennten Mülls auf rund 25 Prozent gestiegen. Darüber können die Schweden nur lachen, denn in ihren Haushalten wird am meisten getrennt und

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