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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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Isiskult durch symbolisches Sterben, gefolgt von der Rückkehr ins Leben:das sind die Etappen des von Apuleius erzählten Vorgangs. Der dem Leben wiedergeschenkte Lucius bleibt fortan ein ergebener Diener der Göttin; sie wird ihn künftig beschützen.
    80. Eine einzige Religion für die ganze Menschheit: Wie kommt Paulus auf diese Idee? Paulus zehrt von einem doppelten Erbe: der stoischen Philosophie und der jüdischen Religion. Das Denken der Stoa muss ihm in seiner Vaterstadt Tarsus in der südlichen Türkei begegnet sein, wo die Jugend der Bürger mit stoischer Philosophie vertraut gemacht wurde (Strabon,
Geographie
14,5,31). Nach dieser Philosophie sind die Menschen in Weise und Toren einzuteilen; doch als Vernunftwesen sind alle gleich. Soziale und geschlechtliche Differenzen und das Herkunftsland haben keine Bedeutung. Zwischen Griechen und Barbaren, Männern und Frauen, Freien und Sklaven besteht daher kein Unterschied.
    Für die jüdische Religion, die ihm schon von seiner Familie her vertraut war, hat sich Paulus während seines Studiums in Jerusalem begeistert. Als Hauptlehre des Judentums gilt der Glaube an den einen Gott, Schöpfer des Alls und Vater aller Menschen. Wenn sich der jüdische Monotheismus mit dem kosmopolitischen Gedankengut der Stoa verbindet, entsteht die Idee einer einzigen Menschheitsreligion. Diese Idee sucht Paulus zu verwirklichen. Sein Bekenntnis zum Monotheismus verbindet er mit einem Bekenntnis zum stoischen Menschenbild: Grieche und Nichtgrieche, Sklave und Freier, Mann und Frau sind gleich (Galater 3,28).
    Der Überführung aller traditionellen Religionen in eine einzige stehen die jüdischen Sonderbräuche entgegen: der Sabbat als arbeitsfreier Wochentag, das Abtrennen der männlichen Vorhaut (Beschneidung), der Verzicht auf den Verzehr von Schweinefleisch und Ähnliches. Das alles muss wegfallen, meint Paulus. Zwar verstehen die Juden ihre besonderen Bräuche als göttliches Gesetz, aber sie können diese Bräuche ohne schlechtes Gewissen aufgeben. Die Möglichkeit dazu lässt sich nach Paulus aus der Bibel selbst ableiten. Das zeigt Paulus an der Gestalt Abrahams, wie er in der Genesis geschildert wird (Galater 3,6–18; Römer 4). Noch bevor er das Gebot der Beschneidung bekommen hat (Genesis 17), hatte Abraham von Gott bereits die Verheißung zahlreicher Nachkommenschaft erhalten, eine Verheißung, an die er fest und treu glaubte (Genesis 15,1–6). Auf solchen Gottesglauben komme es an; an ihm hänge alles – und nichtan den später eingeführten jüdischen Bräuchen. So ist Paulus ein radikaler Kosmopolit. Jüdische Sonderbräuche kann er tolerieren, aber eigentlich sollen sie von allen aufgegeben werden. Mit dieser Auffassung hat Paulus unter den frühen Christen begeisterte Zustimmung erhalten, aber auch heftige Kritik. Daher seine Bereitschaft zum vorläufigen Kompromiss mit seinen Kritikern. Den Gemeinden gibt Paulus diesen Rat: Wer schwach im Glauben ist, möge am jüdischen Brauchtum festhalten, wer über einen starken Glauben verfügt, kann traditionellem Brauchtum entsagen und so die neue Weltreligion – das Christentum – verwirklichen (Römer 14).
    81. Sind religiöse Vergehen strafbar? In der Bibel finden wir nicht nur ein ausgeprägtes System religiöser Vorschriften, sondern es ist auch von Überwachung und Strafe die Rede. Nach dem Buch Deuteronomium sind alle Israeliten gezwungen, Mitglied der Religionsgemeinschaft zu sein. Jedes Mitglied soll den einen Gott aus ganzem Herzen und mit ganzer Kraft verehren. Wer davon abweicht, indem er anderen Göttern Opfer darbringt oder andere zu solchem Tun verführt, macht sich strafbar. Wer von dem Vergehen erfährt, muss den Übeltäter oder die Übeltäterin anzeigen – selbst dann, wenn es sich um den eigenen Sohn oder Ehepartner handelt. Wird der Angezeigte für schuldig befunden, wird er durch Steinigung getötet (Deuteronomium 13).
    Nach diesem Muster verfuhr auch der Apostel Paulus, als er – vor seiner Bekehrung zum Christusglauben – Christen verfolgte und bestrafen ließ: «Er drang in ihre Häuser ein, schleppte Männer und Frauen fort und lieferte sie ins Gefängnis.» An der Hinrichtung zumindest eines Christen wirkte er mit (Apostelgeschichte 8,1–3). In der Synagoge der neutestamentlichen Zeit gab es neben der Todesstrafe auch andere Sanktionen für geringere Vergehen. Für seine christliche Predigt in jüdischen Gemeinden wurde Paulus, der sich als Jude betrachtete, mehrfach mit 39 Hieben

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