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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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zu fliehen. Wenn schlechte Dinge zur Gewohnheit werden, muß man die Verhältnisse ändern.

3.
    Mein Leben
    auf der
    Flucht

E ines Morgens, - als der Frühnebel träge über den Baumfriedhof kroch, schlich ich mich aus dem Wald. Die Klabautergeister schliefen tief und fest in ihren Baumhöhlen. In der Nacht zuvor hatten sie einen erfolgreichen Beutezug gemacht, aufgeschwemmt und summend vor Zufriedenheit waren sie zurückgekommen. Jetzt verdauten sie im Schlaf die aufgesogene Angst und schnarchten und fiepten wie vollgefressene Beutelratten. Ich warf einen letzten angewiderten Blick auf sie und machte mich auf den Weg zum Strand.
    In den vorherigen Tagen hatte ich kleine umgestürzte Bäumchen vom Waldrand an die Küste geschleppt und mit Lianen zusammengebunden. Als Segel für mein Floß benutzte ich ein großes fettes Palmblatt. Ein paar Kokosnüsse hatte ich ausgehöhlt, mit Wasser gefüllt, wieder versiegelt und zusammen mit den ungeöffneten, die als Nahrung dienen sollten, mit dünnen Lianen am Mast festgebunden. Das war mein ganzer Proviant.
    Ich schob das Floß in die Brandung. Rasch wurde ich auf See gezogen, denn gerade begann die Ebbe. Wohin würden mich der Wind und die Wellen treibend Auf ein Steuer hatte ich verzichtet. Man muß dem Schicksal eine Chance geben. Ich fühlte mich großartig. Der Wind in meinem Fell und unter mir das wilde Meer, anscheinend nur dazu da, um mich dem Abenteuer entgegenzutragen. Gab es etwas Aufregenderes als eine Entdeckungsfahrt ins Unbekannte, als eine Reise über den großen, weiten Ozean?
    Drei Stunden später dümpelte mein Floß im Zentrum einer kolossalen Flaute. Konnte man sich etwas Langweiligeres vorstellen als eine Reise übers Meer? Das Meer, bah! Eine öde Salzwasserwüste, glatt und ereignislos wie ein riesiger Spiegel, auf jedem Tümpel im Klabauterwald war mehr los. Nichts geschah, nicht mal eine Möwe kam vorbeigeflogen. Ich hatte auf unbekannte Kontinente und geheimnisvolle Inseln oder zumindest auf ein Zwergpiratenschiff gehofft, aber es trieb noch nicht mal eine Flaschenpost vorbei. Erst nach geraumer Zeit kreuzte ich den Weg einer morschen Holzplanke. Es dauerte Stunden, bis sie an mir vorbeigetrieben war. Das war das aufregendste Schauspiel, das sich mir auf meiner bisherigen Reise bot. Ich knackte eine Kokosnuß und fing an, mich zu langweilen.
    Je jünger man ist, desto qualvoller empfindet man die Langeweile. Sekunden dehnen sich zu Minuten, Minuten zu Stunden. Man hat das Gefühl, auf ein Folterinstrument aus Zeit gespannt zu sein und ganz langsam auseinandergezogen zu werden. Endlos plätscherten die winzigen Wellen vorbei, endlos wölbte sich der strahlendblaue Himmel. Wenn man relativ unerfahren auf See ist und den Horizont beobachtet, dann glaubt man, jeden Augenblick müsse irgend etwas Atemberaubendes an ihm zum Vorschein kommen. Aber das einzige, was dahinter auf einen wartet, ist ein neuer Horizont. Ich hätte jede Veränderung begrüßt, einen Sturm, ein Seebeben, ein gräßliches Tiefseeungeheuer. Aber wochenlang blieb es allein bei den Wellen, dem Himmel und den Horizonten.
    Ich fing schon an, mich nach der eidigen Gesellschaft der Klabautergeister zurückzusehnen, als sich die Lage dramatisch änderte. Schon seit ein paar Tagen war das Meer ungewöhnlich unruhig gewesen, obwohl kaum Wind herrschte. Der stille, grüne Ozean hatte sich in eine graue, nervöse Gischt verwandelt, in der Luft lag schwerer Ruß und der Geruch von rostigem Metall. Aufgeregt hüpfte ich auf meinem Floß herum und versuchte vergeblich, die Ursache all dessen auszumachen. Dann kam ein Geräusch dazu, wie gleichmäßiger Donner, der immer näher kam. Der Himmel verdunkelte sich von Minute zu Minute. Schon hatte ich ihn, meinen ersehnten Sturm.
    So dachte ich jedenfalls, bis das riesige Schiff aus schwarzem Eisen in der Ferne erschien.
    Es hatte nicht weniger als tausend Schornsteine, die hoch oben in dem Qualm, der aus ihnen emporstieg, verschwanden. Der Himmel war völlig vom Ruß verdunkelt, und das Meer wurde tintenschwarz von den Flocken, die unablässig herabfielen wie schwarzer Schnee.
    Ich dachte zuerst, das Schiff käme direkt aus der Hölle, um mich zu zermalmen, so zielstrebig wälzte es sich auf mich zu. Dann wurde ich von der Bugwelle hochgerissen und wie ein Korken aus seinem Fahrwasser geschwemmt. Jetzt konnte ich es aus sicherer Entfernung beobachten, ein finsteres Gebirge aus Eisen, das langsam vorbeizog. Die Schiffsschrauben, die es antrieben,

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