Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär
ausgezeichnet, aber alle gleich.
Die Bonsaimännchen aus Japan bewohnten den kleinsten Stadtteil von Atlantis, eine für ihre Begriffe allerdings riesige Bonsaiplantage von zirka zwanzig Quadratmetern. Das Bonsaiviertel und seine Insassen, die kaum größer als einen Zentimeter waren, galten als eine der beliebtesten Touristenattraktionen von Atlantis und standen unter besonderem Schutz. Der Stadtteil war von einem starken Eisenzaun umschlossen, konnte nur von außen bewundert werden und wurde zusätzlich noch von einer beeindruckenden Yeti-Truppe bewacht. Ein Glasdach schützte ihn vor Regen, denn ein einzelner Wassertropfen konnte genügen, ein Bonsaimännchen zu erschlagen.
Von Sarazenenpiraten stammten hochhausgroße, kriegerisch anmutende Sandsteinkastelle mit Hunderten von Schießscharten, die nun vorwiegend als Sperrmüll-Lager dienten. In ihnen vermehrten sich, so wurde behauptet, die extrem unbeliebten Kakertratten, von denen noch die Rede sein wird.
Es gab ganze Stadtteile, deren Erbauer spurlos verschwunden waren, bizarre Türme und Hallen, die aus Materialien erbaut waren, die ansonsten in Zamonien nicht vorkamen, Kunststoffe und Metalle von sensationeller Dauerhaftigkeit. Die meisten dieser Gebäude waren aus einem Baustoff, der an poliertes Kupfer erinnerte, aber viel härter und widerstandsfähiger war. Angeblich standen sie seit Tausenden von Jahren, aber kein Dauerregen oder Meteoritenschauer hatte ihren Glanz verblassen lassen oder ihnen einen Kratzer zugefügt. Sie hatten runde vielfarbige Riesenkristalle als Fenster, die das Sonnenlicht extrem ökonomisch bündelten und über die Innenräume verteilten. Die Böden und Decken waren aus einer glasartigen Substanz, die im Dunkeln grün leuchtete und zu atmen schien. Auf den Plätzen dieser Stadtteile waren monströse Statuen errichtet, fünfmal so groß wie die der Italiener, Abbildungen von Wesen, die mit nichts Ähnlichkeit hatten, was in Zamonien oder sonst auf der Welt existierte. Die Statuen waren erstaunlicherweise aus poliertem Holz, allerdings von einer Baumsorte, die so hart und dauerhaft war wie Edelstahl.
In manchen dieser Häuser herrschten die seltsamsten Naturgesetze, Wasser floß bergauf, außerdem sollte es massiv spuken. Nachts sprachen angeblich darin die Möbel, sofern man die fremdartigen Gegenstände, die dort aus den Wänden, Böden und Decken ragten, als Möbel bezeichnen konnte. Selbst die hartgesottensten Bewohner von Atlantis wagten es nicht, diese Gebäude zu beziehen, obwohl sämtliche Türen offenstanden. Man tuschelte hinter vorgehaltener Hand, daß dies die Behausungen der Unsichtbaren Leute gewesen seien, bevor sie sich in die Kanalisation zurückgezogen hatten.
Hundertstöckige Pagoden vertraten das Erbe der Chinesen. Diese hatten aus unerfindlichen Gründen versucht, die Stadt durch eine große Mauer in der Mitte zu trennen, aber irgendwann die Lust daran verloren, so daß es nur ein Mäuerchen geworden war, einen halben Meter hoch, zwanzig Kilometer lang und mittlerweile an vielen Stellen durchbrochen. Die Wikinger hatten Hunderte von langgestreckten Holzhäusern hinterlassen, die jetzt von Smorgardzwergen genutzt wurden. Ewige Feuer verkochten darin Wasser zu Dampf, man traf sich an kalten Tagen dort gerne zum Schwitzen und wurde von den Zwergen mit Schilfruten geschlagen, was ihrer Auffassung nach der Gesundheit zuträglich sein sollte. Gemäß der Spruchweisheit, daß dort, wo sich zwei Holländer treffen, ein Gewächshaus gebaut wird, hatten die Niederländer ganze Stadtteile überglast, in denen nun Roggenmumen keltischer Abstammung Riesentomaten züchteten.
Die Venedigermännlein hatten aus Heimweh die ganze Stadt mit künstlichen Kanälen durchzogen, auf denen sie in ihrer Freizeit gerne in farbenprächtigen Gondeln schipperten und dabei sentimentale Arien schmetterten. Auf diesen Kanälen konnte man praktisch überallhin gelangen, vorausgesetzt, man hatte ein Boot und kannte sich gut aus. Andere Verkehrsmittel waren die unterirdischen Roll-Loren, die besagten Rikschadämonen, die domestizierten Midgardschlangen, die romantischen, aber langsamen Riesenschneckenkutschen, eine Vielzahl von Fesselballonen und eine zamonische Version von Straßenbahn, die mit Nachtigallerschen Ameisenmotoren betrieben wurde.
Die Lorenbahn war ein dichtverzweigtes System von Schienenstrecken, die mit offenen Loren von Bergwerkszwergen nach einem Prinzip befahren wurden, das auf Abschüssigkeit basierte. Man stieg an einem
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