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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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Punkt der Stadt in den Untergrund, wurde dort in eine der Loren verfrachtet, die meist zu zehn Stück hintereinandergekoppelt waren, dann blies ein Bergwerkszwerg in der vordersten Lore in ein Horn, entsicherte die Bremsen, und ab ging es in einem Höllentempo durch die von Fackeln erleuchteten Stollen. Die Fortbewegung mit der Lorenbahn war mehr etwas für abenteuerliche Gemüter. Es ging von Punkt A zu Punkt B ständig nur bergab, die einzige Antriebskraft waren das Gefalle und das Gewicht der Loren und ihrer Besatzung. An manchen Stellen wurden gut und gerne hundert Stundenkilometer erreicht, besonders in Kurven flogen sehr eindrucksvoll die Funken und ab und zu auch mal ein paar Loren aus der Bahn.
    An Punkt B stieg man mit zitternden Knien wieder aus und auf einer langen Wendeltreppe ans Tageslicht. Die Loren wurden mit Seilzügen auf andere Bahnen gehievt, die in zahlreiche andere Richtungen gingen. Wenn man die Nerven dazu hatte, konnte man so durch mannigfaches Umsteigen fast jeden Punkt von Atlantis erreichen. Kreuz und quer über der Stadt waren an Hochmasten Drahtseile verspannt, an denen Fesselballone verkehrten. So war gewährleistet, daß die Ballone, die meist mit geräumigen Massengondeln ausgestattet waren, nicht zu sehr von den Winden abhängig waren. Wenn nicht die nötigen günstigen Luftströmungsverhältnisse herrschten, konnten die Passagiere selbst Hand anlegen und das Luftschiff mit einem großen Propeller antreiben. Für diesen Zweck war eine lange Antriebskurbel vorgesehen, die durch die ganze Gondel ging und von jedem Sitz aus bequem erreicht werden konnte. Die Straßenbahnen waren eine städtische Einrichtung, die sich aus Steuern finanzierte und kostenlos benutzt werden konnte. Betrieben wurde sie von festangestellten Ameisenleuten, die logischerweise am besten mit den Ameisenmotoren zurechtkamen.

    Quer durch ganz Atlantis ging eine große Prachtstraße, die ILSTATNA, eine reine Geschäfts- und Verkaufsstraße, auf der es jede Ware und jede Dienstleistung der damaligen Welt gab, für jede Nationalität und bizarre Eßgewohnheit das richtige Restaurant und noch einiges mehr. Wolpertinger spielten gut Schach und hatten daraus ein Gewerbe gemacht, die Wolpertinger Schachschänken, wo man während des Essens und Starkbiertrinkens gegen einen Wolpertinger im Schach verlieren konnte (niemand hatte jemals einen Wolpertinger im Schach besiegt - vielleicht auch nur, weil sich keiner traute).
    Die Fellkämmereien wurden natürlich hauptsächlich von bepelzten Wesen frequentiert und von Melunisen geführt, eine haarlose Zwergensorte mit Hang zum Tratschen und geradezu künstlerischen Fähigkeiten im Umgang mit Bürste Schere und Kamm. Ich ging mindestens einmal die Woche dorthin, vorbei an Knoblauchbäckereien, Twerp-Schneidereien, chinesischen Waschküchen, Zahnziehereien (von Blutschinken geführt), Wahrsagerzelten, in denen italienische Erdhühnchen Unheil voraussagten, Wettannahmestellen, Fußpflegestudios, Kräuterteestuben, Verfluchungsbüros (wo man andere gegen Geld von Schamanen verfluchen lassen konnte), Tanzpalästen, Geheimbüchereien (in denen es ausschließlich in Atlantis gefundene Bücher in Sprachen gab, die noch nicht entschlüsselt waren), Spuckhallen (wo man zwanglos gegen eine geringe Gebühr auf den von Holzspänen bedeckten Boden spucken durfte), Brikettverkaufsständen, Schinkenbratereien, Kuchencafes, Boxbuden, Trinkhallen und anderen Formen der atlantischen Geschäftstüchtigkeit.
    Die Bewohner von Atlantis hatten Bedürfnisse, die über die von Menschen weit hinausgingen. Gnome zum Beispiel, egal welcher Herkunft, können Schuhwerk aus Schilfgras nur schwer widerstehen. Also gab es unzählige Schuhgeschäfte, in denen groteske Schuhe aus geflochtenem Schilf feilgeboten wurden. Das waren Läden, an denen der Nichtgnom nur kopfschüttelnd vorbeiging, die aber mit kaufwütigen Gnomen gefüllt waren, die einen Schilfschuh nach dem anderen anprobierten. Die irischen Druiden wiederum hatten einen Hang zur Kargheit, der auch in ihren Geschäften zum Ausdruck kam. Etwas Trostloseres als einen Druidenladen kann man sich kaum vorstellen, meist standen nur ein paar wacklige Holzregale darin, auf denen moosige Steine, vertrocknete, abnorm gekrümmte Äste und feuchtes Treibholz lagen. Dennoch drängelten sich die Druiden vor diesen Regalen zu den Hauptgeschäftszeiten, als wären es die Kronjuwelen von Ornien. Die Gerüchteküchen, heute nur noch ein sogenanntes geflügeltes Wort,

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