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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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feuchten Gegend von Wassertal, wo mächtige Meteoriteneinschläge das Land in eine einzige Seenplatte verwandelt hatten. So naß mein Tal war eine tränenreiche Saga aus dem Leben von Schilfbewohnern. Wer brillant Lügen vortragen will, muß sich mit großen Gefühlen auskennen, und die gab es bei Treb-Eis auf jeder Seite. Empfindsame Gemüter, diese Schilfbewohner, schon ein geknickter Schachtelhalm kann bei ihnen tiefe Trauer, Scham, Haß, Wut oder Heimatliebe hervorrufen, je nachdem. Davon kann man nur lernen.
    Das wichtigste Buch in der Ausbildung eines Lügengladiators aber war Die kürzesten Beine von Zamonien, die Biographie des Meister-Lügengladiators Nussram Fhakir des Einzigartigen. Er beschreibt darin seine märchenhafte Karriere vom Torfstecher in den Friedhofssümpfen von Dull bis zum gefeierten Lügengladiator so mitreißend und detailversessen, daß man als angehendes Mitglied dieser Branche nicht umhin kam, dieses Buch soweit wie möglich auswendig zu lernen. Ich erfuhr daraus alles über den Gladiatorenberuf, zumindest was die Theorie anging.
    Ich mußte zunächst feststellen, daß es bei den Lügengladiatoren ganz anders zuging, als man sich das als Zuschauer vorstellte. Es gab keine Ausbildung als Lügenstift, es gab auch keine Diplome, sonstige Weihen oder einen vorgeschriebenen Ausbildungsweg, es gab eigentlich nur eine Regel: Es lief alles so, wie Volzotan Smeik es wollte.
    Volzotan war der geheime König der Lügengladiatoren. Nach seinem Willen wurden die einzelnen Talente gefördert, aufgebaut oder wieder demontiert, so wie es gerade in seine Pläne paßte. Ich bekam das sehr schnell mit, weil er mich gerne in seiner Nähe hatte und ich oft dabeisein durfte, wenn er seine vielfältigen Geschäfte tätigte.
    Smeik kontrollierte nicht nur das Gladiatorengeschäft, sondern auch das Gebba-Spiel und den ganzen Hafen von Atlantis. Er handelte mit geschmuggelten Phogarren, gepökelten Schweinebäuchen, Antiquitäten aus Yholl, Trollfellen, Blutkonserven, Kokosnüssen, gefälschten Drudensternen, Zuckerrohr, Yeti-Bier und auch sonst allem, was auf dem Seeweg in- oder exportiert wurde.
    Er kannte jede Reederei, jeden Kapitän und jedes Schiff des Hafens, er war ehrenamtlicher Hafenmeister, Vorsitzender des Gebba-Verbands, Ehrengladiator und Schatzmeister des Atlantischen Gesangvereins. Ihm gehörten das Megather und fast alle Schraubentürme der Stadt. Er hatte eine kleine Armee aus Yetis, Blutschinken und Wolpertingern, die für seine Sicherheit sorgten, er kontrollierte ein Drittel aller Fellkämmereien von Atlantis, und er ging einmal in der Woche mit dem Bürgermeister in die Sauna. Nein, er war nicht nur der heimliche König der Lügengladiatoren, er war der heimliche König von Atlantis.
    Der Abend meines ersten öffentlichen Auftritts kam schneller, als mir lieb war. Ich sollte im Vorfeld zum Hauptkampf von Lord Nelloz (der von Duell zu Duell besser wurde) ein kleines Sparring mit einem anderen jungen, unerfahrenen Lügengladiator machen.
    Ich fühlte mich dafür noch nicht genügend trainiert. Entsprechend nervös saß ich am besagten Abend in meiner Kabine unter dem Megather, während Chemluth meinen Nacken massierte und beruhigend auf mich einsprach. »Du gehst einfach raus, ga? Er ist nur ein kleiner Fisch, und es werden noch keine Punkte gezählt, also was soll sein? Jetzt entspann dich mal, ga? Deine Rückenmuskeln sind ganz ...«
    Die Tür flog auf, Groot und Zille platzten herein, und hinter ihnen zwängte sich, eine dicke Phogarre qualmend, Volzotan Smeik durch die enge Kabinenöffnung. Als letzter kam Rumo, der Wolpertinger, der mir immer noch ein bißchen angst machte. Ich hoffte im stillen, sie seien gekommen, um meinen Kampf abzusagen.
    »Hör zu, mein Junge ... wir haben da ein Problem ... unser Mann, der gegen Lord Nelloz antreten soll, ist überraschend krank geworden. Ich möchte, daß du an seiner Stelle antrittst.«
    Chemluth war genauso baff wie ich. »Er ist noch nicht soweit! Er hat noch nie einen Kampf gehabt! Ist Wahnsinn, ga!«
    Zille hielt ein Papier hoch. Es war mein Vertrag. Er rückte seine Zyklopenbrille zurecht und las vor:
    »Absatz 14 a: Der Unterzeichnende verpflichtet sich, an jedem Lügenduell teilzunehmen, dem er zugeordnet wird. Ansonsten hat er eine Konventionalstrafe von ...«
    Smeik schnitt ihm das Wort ab.
    »Nun laß ihn doch in Ruhe mit dem blöden Vertrag! Wenn er nicht will, will er eben nicht!« Er rauchte ein paar Züge von seiner Phogarre und

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