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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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schließlich ist sie auch die mächtigste Energieform des Universums. Sie muß nur noch etwas eingeritten werden.«
    Die Wolke wieherte und keilte nach hinten aus.
    »Die Tierstimmen waren meine Idee!« erläuterte Nachtigaller. »Die tatsächlichen Geräusche, die die Finsternis von sich gibt, sind einfach unerträglich. Ich lenke sie durch diesen Nachtigaller-Translator hier und verwandle sie in Tierstimmen. Klassische Musik wäre auch möglich, aber die macht mich immer so depressiv.«
    »Die mächtigste Energieform im Universum bin immer noch ich!« widersprach trotzig das Zamomin.
    »Du bist gar nichts!« rief Nachtigaller. »Du bist ein alter alchimistischer Hut. Ein mißlungener Zaubertrick. Ich bir hier, um dich in die Mülltonne der Geschichte zu werfen.« » Du willst es also tatsächlich«, erkannte das Zamomin. »Du und ich. Gehirn gegen Gehirn.«
    » Sieben Gehirne gegen eins«, korrigierte Nachtigaller. »Du zuerst!«
    (Zwischenbemerkung: Leider sind die folgenden Ereignisse mit herkömmlichen erzählerischen Mitteln nicht zu schildern. Nachtigaller und das Zamomin duellierten sich mit Gedanken. Das waren natürlich keine gewöhnlichen Gedanken. Es waren auch keine außergewöhnlichen Gedanken. Selbst sie als genial oder einzigartig zu umschreiben, wäre eine respektlose Untertreibung. Es waren vielmehr die unerhörtesten Geistesblitze, die jemals geschleudert wurden, ersonnen von den leistungsfähigsten, brillantesten Gehirnen unseres Planeten. Diese Gedanken waren so komplex, abstrakt, revolutionär, tiefschürfend und erschütternd, daß ein normales Gehirn sofort den Verstand verlieren würde, wenn es nur einen einzigen davon denken müßte. Fast alle Anwesenden auf der Moloch waren dagegen geschützt. Die Besatzung stand noch unter der Hypnose des Zamomins, es ließ sie nur denken, was ihm paßte. Groot und Zille waren aus bekannten Gründen immun. Nur ich mußte die Gedanken in voller Härte ertragen. Daß ich dabei nicht den Verstand verlor, schreibe ich Nachtigallers Infizierung mit Intelligenzbakterien zu, die wahrscheinlich ein natürliches Abwehrsystem geschaffen haben. Zum Schutze meiner Leser gebe ich die damals vom Zamomin und Nachtigaller gedachten Gedanken hier nur in stark verschlüsselter Form wieder. Ich rate niemandem, der nicht den Rest seines Lebens in einer Gummizelle verbringen will, sie zu entschlüsseln!
    Nur soviel: Es ging in ihnen nicht nur um die letzten Fragen des Universums, sondern auch um die Antworten darauf.)00
    Stark verschlüsselte Fassung des folgenden Gedankenduells zwischen Professor
    Nachtigaller und dem Zamomin:

Das Zamomin eröffnete das Duell:

Mir qualmte das Gehirn. Die Gedanken waren von kaum erträglicher Tiefe, Breite und Höhe.
    Ich fragte mich gerade, wie lange ich das noch aushaken könnte, als sich Nachtigallers Lexikonstimme in meinem Kopf meldete.
    »Hör zu Junge«, wisperte Nachtigaller. »Du gehst jetzt langsam hinüber zum Zamomin. Du packst es und schleuderst es mitten in die Dunkelheitswolke. Das ist die größte Kraft des Universums, die wird schon mit ihm fertig. Das Problem ist: Du darfst dabei nicht daran denken, was du vorhast und was du tust. Das Zamomin kann dich nicht sehen, aber es kann dich denken hören. Im Moment kann ich das Zamomin noch ablenken, aber ich weiß nicht, wie lange mir das gelingt.«

    Ich weiß nicht, was schwieriger ist: das Gegenteil von dem zu denken, was man tut, oder das Gegenteil von dem zu tun, was man denkt. Besonders schwierig ist es, wenn das Gegenteil von dem, was man tut, ist, nichts zu tun, beziehungsweise das, was man nicht tut, das Gegenteil ist von dem, was man tun soll. Ich versuche es mal anders zu erklären:
    Ich mußte also die ganze Zeit daran denken, stehenzubleiben und nichts zu tun, während ich mich in Wirklichkeit langsam auf das Zamomin zubewegte.
    Die Wachyetis waren im Moment außer Gefecht. Das Zamomin war mit Nachtigaller beschäftigt und konnte sich nicht um sie kümmern, also standen sie herum wie abgestellte Roboter und glotzten die Finsterniswolke an. Schritt für Schritt näherte ich mich dem Zamomin. Ich hatte mir einen Trick ausgedacht: Ich stellte mir einen Schweißtropfen vor, der langsam meinen Rücken hinablief, während ich (vermeintlich) still dastand und das Duell beobachtete. Ich wurde ganz und gar Schweißtropfen, ein winziger salziger Ball aus Wasser, der sich seinen Weg durch meine Rückenbehaarung suchte.

    (Ein Schrittchen)
    Ich kollerte über die Nackenmuskulatur

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