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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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Professor hantierte aufgeregt an seinen Hebeln und Armaturen, schien aber das Geschehen unter sich kaum beeinflussen zu können.
    »Die Dunkelheit muß sich an das Zamomin erst mal gewöhnen!« schrie er. »Ich fürchte, das wird ein Weilchen dauern. Ich habe sie überhaupt nicht mehr unter Kontrolle!«
    Die Wolke bockte wie verrückt, man hörte das Wiehern von Wildpferden. Nachtigaller sprach, als hätte er einen Schluckauf:
    »I-hich glau-haube, i-hich ka-hann sie ni-hicht me-her hal...«
    Die Wolke bäumte sich auf und galoppierte mit Nachtigaller in wildem Zickzack-Kurs über den Ozean wie ein losgelassener Luftballon, aus dem die Luft entweicht. Bald waren er; der Nachtigallerator und die Wolke nur ein schwarzer Punkt, der am Horizont verlosch.
    Nachtigaller war verschwunden, aber das Zamomin auch. Die Besatzung der Moloch war frei.
    Sie hatten zwar alle im Moment nicht die geringste Ahnung, wo oder wer sie waren, aber das würde sich wahrscheinlich bald legen. Groot würgte immer noch einen Yeti, der sich sicherlich fragte, wie er in diese Situation gekommen war. Ich mußte Groot von ihm losreißen. Hier war jetzt eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten.
    Zunächst einmal mußten die Maschinen gestoppt werden. Die schwarzen Qualmwolken machten die Orientierung nicht leichter und die Verwirrung nicht kleiner. Ich lief zu einem der Maschinenräume, aber dort traf ich nur ein paar verstörte Yetis an, die versuchten, sich an ihre eigenen Namen zu erinnern.
    Das Schiff war die ganze Zeit vom Zamomin regelrecht ferngesteuert worden. Das Element hatte jede Maschine, jeden Ofen, jeden Kolben und jede Schraube des Schiffes persönlich überwacht, es gab weder Kapitän noch erfahrene Offiziere, sondern nur einen Haufen ahnungsloser Sklaven, die willenlos Befehle vollzogen hatten. Die ganze Besatzung war ohne das Zamomin völlig hilflos. Die Maschinerie der Moloch war so kompliziert und komplex, daß selbst ich Jahre gebraucht hätte, sie zu handhaben. All das wurde mir in dem Augenblick bewußt, als mich einer der Yetis im Maschinenraum um ein Autogramm bat. Seine letzte Erinnerung war ein Lügenduell von mir im Megather von Atlantis. Ich stieg zurück an Deck. Unsere Lage war eigentlich nicht so dramatisch. Wir mußten einfach warten, bis der Brennstoff verfeuert war, dann würde das Schiff von selbst stoppen. Dann könnten wir kleinere Schiffe abseilen und die Moloch ihrem Schicksal überlassen.
    »Na, hast du die Bremse gefunden?« fragte Zille.
    »Die Moloch hat keine Bremse.«
    »Das wäre aber besser. Hörst du das Geräusch?«
    Ich horchte. Da war das Stampfen der Moloch. Das Gebrüll der Öfen. Das Zischen der Ventile. Das verdutzte Grunzen der orientierungslosen Yetis. Und dieses Gurgeln.
    »Da gurgelt was.« Ich kannte dieses Geräusch. Ich wußte nur nicht, woher.
    »Und wie«, sagte Zille. »Keine Ahnung, was das ist. Man sieht ja nichts in der Suppe hier. Aber es wird immer lauter. Wir fahren anscheinend direkt darauf zu.«
    »Wir könnten auf einen der Schornsteine steigen«, schlug Groot vor.
    Wir suchten uns den größten Schlot aus, der gerade nicht in Betrieb war. An seiner Seite waren Metalltritte angeschweißt, die bis nach oben in den dichtesten Molochqualm ragten. Groot und ich machten uns an den Aufstieg. Nach ungefähr dreißig Metern sahen wir überhaupt nichts mehr, beißender Rauch zwang uns, Augen und Mund zu schließen und blind und stumm weiterzuklettern. Dann lichtete sich der Qualm. Wir befanden uns vielleicht zweihundert Meter über der Wasseroberfläche. Unter uns war ein dichter Teppich aus schwarzem Qualm, der den beruhigenden wie trügerischen Eindruck vermittelte, als würde er einen auffangen, wenn man sich hineinstürzte. Rings um den Teppich, besonders in Richtung Bug, war die Sicht auf das Meer frei. Das Gurgeln war hier oben viel stärker zu vernehmen.
    Ich wußte jetzt, woher ich dieses Gurgeln kannte. Es war das erste Geräusch, das ich in meinem Leben gehört hatte.
    Wir konnten auch sehen, woher es kam, in vielleicht zehn Kilometern Entfernung. Es war ein Loch im Meer, ein Wasserstrudel, kreisrund und viele Male so groß wie die Moloch.
    Das war der Malmstrom, das legendäre Loch im Meer, aus dem mich die Zwergpiraten gerettet hatten.
    Und wir fuhren mit Volldampf darauf zu.
    Aus dem
»Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder,
Daseinsformen und Phänomene Zamoniens
und Umgebung«
von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller
    Malmstrom, der: Unter Seefahrern sehr unbeliebte Strö-

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