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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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Zamomin.
    Zwei Yetis dirigierten Groot mit langen, spitzen Enterhaken an das Ende der Planke. Er holte tief Luft.
    Ein Hund bellte.
    Es gab keine Hunde auf der Moloch, nur Hundlinge oder andere Mischrassen, in denen zwar das Erbe von Hunden oder Wölfen vertreten war, die aber zu zivilisiert waren, um zu bellen.
    Aber da bellte ein Hund. Ein anderer jaulte herzerbarmend, ein dritter knurrte bedrohlich.
    Verstört blickten sich die Yetis um.
    Jetzt wieherten auch Pferde. Paviane schrien, Löwen brüllten. Und immer wieder Hunde, Hunderte von ihnen. Es klang sehr dumpf, als steckten diese Tiere alle in einem großen Sack.
    »Ist was?« fragte das Zamomin. Es konnte ja nichts hören, registrierte aber die allgemeine Verwirrung. Ein Yeti trat zu ihm und beugte sich über den Glassturz. Er teilte dem Zamomin gedanklich mit, was passierte.
    Ein Wind kam auf und verscheuchte den letzten Qualmschleier über der Moloch. Der Himmel war düster, fette Gewitterwolken umzingelten das Schiff. Wir blickten alle nach oben, denn von dort kamen die Tierlaute, jetzt viel stärker als zuvor.
    Trompetende Elefanten.
    Blökende Büffel.
    Jaulende Wölfe.
    Fauchende Krokodile.
    Über der Moloch stand eine große schwarze Wolke. Keine gewöhnliche Wolke, sie stand jedenfalls nicht in dem gebührenden Abstand über dem Schiff, den diese Wetterphä- nomene normalerweise einzuhalten pflegen. Nein, sie stand knapp zwanzig Meter über dem Deck. Sie war nicht aus kondensiertem Regenwasser, dazu war sie zu dunkel und in viel zu nervöser Bewegung. Sie war auch nicht aus Ruß, dafür stand sie zu beharrlich auf der Stelle. Lange schwarze Schlieren schienen der Masse entkommen zu wollen und peitschten in alle Richtungen. Sie teilten sich dabei in immer feinere Fäden auf, die sich wie Schlangen durch die Luft krümmten. Es knallte unablässig, als würden Hunderte von schweren Lederpeitschen geschwungen.
    Die Luft knisterte, als ob heftige elektrische Entladungen bevorstünden. Dazu hörte man eine Stimme, die seltsame Befehle zu geben schien.
    »Hüüüh! Hott! Heee! Rauf! Hoooo! Runter!«
    Alle an Bord starrten wie hypnotisiert nach oben. Daß hier eigentlich eine Hinrichtung lief, interessierte keinen mehr.
    Das Zamomin ließ sich über die Ereignisse von dem Yeti informieren, der sich über den Glassturz beugte.
    »Runter! Heee! Hooo! Runter, hab' ich gesagt!« kommandierte die Stimme aus den Lüften.
    Die schwarze Erscheinung senkte sich, langsam und etwas ruckelnd. Vergleichbare Schwärze hatte ich nur in Professor Nachtigallers Labor gesehen.
    Sie bestand, da war ich mir vollkommen sicher, aus konzentrierter und kontrollierter Dunkelheit.
    Die Wolke lag nun steuerbord neben der Moloch und sank tiefer, bis man auf ihre wabernde Oberfläche blicken konnte.
    Auf der wogenden Finsternis befand sich ein komplizierter Apparat oder vielmehr eine kleine miniaturisierte Fabrik, ein bizarres Gebilde, das ich schon einmal gesehen hatte, nur nicht im Hellen: So sah nur der Nachtigallerator aus. Und in der Mitte dieses Gebildes saß, angeschnallt auf einem Stuhl, Professor Doktor Abdul Nachtigaller. Er hatte offensichtlich größte Probleme damit, das Ding in Zaum zu halten. Die Wolke bockte wie ein Wildpferd, Nachtigaller flog in seinem Sitz hin und her und hantierte verzweifelt an verschiedenen Hebeln.
    »Zamomin!« brüllte Nachtigaller. »Du bist umzingelt! Ergib dich!«
    Die Wolke unter ihm schlug so heftig aus, daß er wohl vom Sitz geflogen wäre, hätte er sich nicht angeschnallt.
    »Nachtigaller!« zischte das Zamomin. » Du wagst es tatsächlich!«
    »Es ist ganz einfach«, überbrüllte Nachtigaller das Tiergeschrei aus der Finsterniswolke. »Du ergibst dich, und zur Belohnung dafür werde ich dich vernichten. Das ist mein Angebot. Wenn du dich sträubst, wird alles noch viel schlimmer! Hoooooh!«
    Er riß an den Hebeln und drehte an einer Art Lenkrad. Die Wolke wurde etwas ruhiger.
    Das Zamomin lachte nervös. »Hu, ich krieg ja richtig Angst!
    Was ist denn das für ein Ding? Eins deiner unausgereiften Patente?«
    »Ich habe es geschafft!« triumphierte Nachtigaller. »Domestizierte Dunkelheit! Das habe ich dir zu verdanken, mein Junge!« Er sprach jetzt in meine Richtung.
    »Du hast recht gehabt damals in meinem Labor! Erinnerst du dichi Du sagtest, vielleicht habe sich die Dunkelheit noch nicht an die neuen Verhältnisse gewöhnt. Und genau so war es. Mit der Zeit wurde sie immer umgänglicher. Sie ist zwar immer noch nicht ganz zahm, aber

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