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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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voll. Im Laufe der Jahre war ich hier schon etliche Male gewesen.
    Lieutenant Ron Vandervellen stand auf und begrüßte uns, als man uns in sein Büro führte. »He, wie ich höre, sind Glückwünsche angesagt, Boxer. Willkommen in der Welt der sitzenden Lebensweise.«
    »Ich wünschte, dem wäre so, Ron«, antwortete ich.
    »Was bringt Sie hierher? Wollen Sie sich mal ansehen, wie es im echten Leben zugeht?«
    Seit Jahren bestand zwischen den Morddezernaten von San Francisco und Oakland eine Art freundlicher Rivalität. Nach deren Meinung hatten wir es – auf der anderen Seite der Bucht – höchstens mal gelegentlich mit einem Vertreter für Computerzubehör zu tun, den man nackt und tot in seinem Hotelzimmer gefunden hatte.
    »Gestern habe ich Sie in den Nachrichten gesehen.« Vandervellen lachte. »Sehr fotogen. Ich meine Sie…« Er grinste Jacobi an. »Und wem verdanke ich den Umstand dieses Promi-Besuchs?«
    »Einem kleinen Vogel, der Chipman heißt«, antwortete ich. Estelle Chipman war die ältere Afroamerikanerin, die man laut Cindy in ihrer Waschküche erhängt aufgefunden hatte.
    Er zuckte die Schultern. »Ich habe an die hundert ungeklärte Mordfälle, falls ihr nicht genug Arbeit habt.«
    Ich war an Vandervellens Sticheleien gewöhnt, aber diesmal klang er besonders bissig. »Keine Umstände, Ron. Ich möchte mir nur ganz inoffiziell den Tatort ansehen, wenn das okay ist.«
    »Klar, aber ich glaube, es wird nicht leicht sein, das mit eurer Schießerei bei der Kirche zu verknüpfen.«
    »Und weshalb?«, wollte ich wissen.
    Der Lieutenant stand auf, ging ins andere Büro und kam mit einer Akte wieder. »Meiner Meinung nach dürfte es ziemlich schwierig sein, zu erklären, wie ein offensichtlich rassistisch motivierter Mord wie eurer von
einem der eigenen Leute
begangen wurde.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte ich. »Estelle Chipmans Mörder war
schwarz

    Er setzte eine Lesebrille auf und blätterte in der Akte. Dann fand er das offizielle Dokument »Alameda County Gerichtsmedizin – Gutachten«.
    »Lesen Sie das und weinen Sie bitterlich«, meinte er. »Hätten Sie angerufen, hätte ich Ihnen die Brückenmaut erspart. ›Hautpartikel unter den Fingernägeln des Opfers weisen auf eine hyperpigmentierte Epidermis hin, wie es für Nichtkaukasier typisch ist.‹ Während wir uns unterhalten, werden weitere Objektträger untersucht. Wollen Sie sich immer noch den Tatort anschauen?« Offensichtlich genoss Vandervellen diesen Moment.
    »Macht’s Ihnen was aus? Jetzt, nachdem wir schon mal da sind?«
    »Bitteschön, seien Sie meine Gäste. Es ist Krimmans Fall, aber der ist außer Haus. Ich bringe Sie hin. Zur Gus-White-Siedlung komme ich nicht mehr oft. Wer weiß? Vielleicht lerne ich ja unterwegs noch was von euch Superbullen.«
    Die Gustave-White-Siedlung bestand aus sechs identischen Hochhäusern an der Redmond Street in West Oakland. Als wir hielten, meinte Vandervellen: »Anfangs ergab es keinen Sinn… die arme Frau war nicht krank, hatte keine offensichtlichen finanziellen Probleme, ging sogar zweimal die Woche in die Kirche. Aber manchmal geben Menschen einfach auf. Bis zur Obduktion sah alles eindeutig nach Selbstmord aus.«
    Ich erinnerte mich an die Akte: Keine Zeugen, niemand hatte Schreie gehört, niemand hatte jemanden wegrennen sehen. Da war nur eine ältere Frau, die ziemlich zurückgezogen gelebt hatte und an einem Heizungsrohr im Keller hing, der Hals im rechten Winkel abgeknickt, die Zunge herausgestreckt.
    In der Siedlung gingen wir sogleich ins Haus C. »Der Lift ist im Arsch«, sagte Vandervellen. Wir nahmen die Treppe nach unten. In dem mit Graffiti beschmierten Keller fanden wir ein handgeschriebenes Schild, auf dem stand: »Waschküche – Heizungskeller«.
    »Da drin wurde sie gefunden.«
    In der Waschküche waren kreuz und quer die gelben Absperrstreifen des Tatorts gespannt. Ein beißender, widerlicher Gestank füllte den Raum. Auch hier überall Graffiti. Was ansonsten noch hier gewesen war – die Leiche und die Elektroschnur, an der sie hing –, war bereits ins Leichenschauhaus geschafft oder als Beweis sichergestellt worden.
    »Ich weiß nicht, was Sie zu finden hoffen«, meinte Vandervellen schulterzuckend.
    »Das weiß ich auch nicht«, gestand ich. »Und es ist am späten Samstagabend passiert?«
    »Laut Gerichtsmediziner so gegen zehn. Wir dachten, die alte Dame ist vielleicht heruntergekommen, um Wäsche zu waschen, und dass sie jemand überrascht hat. Der

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