Die 2 Chance
gesamten Präsidium gab es keine klügeren Köpfe als diese Frauen.
Ich seufzte. »Aber alles bleibt unter uns.«
»Selbstverständlich«, sagten Jill und Claire wie aus einem Mund.
Ich schaute Cindy an. »Und das bedeutet, du gehst nicht damit zur Presse. Mit nichts, bis ich dir grünes Licht gebe.«
»Wieso habe ich das Gefühl, dass ich von dir immer erpresst werde?« Sie schüttelte den Kopf, nickte dann jedoch. »In Ordnung. Abgemacht.«
Jill füllte mein Glas. »Ich wusste, wir würden dich schließlich doch drankriegen.«
Ich trank einen Schluck. »Nein, ich hatte bereits vor, euch alles zu erzählen, als du gefragt hast: ›Schwerer Tag heute?‹«
Stück für Stück erläuterte ich ihnen den Fall, alles, was wir bisher wussten. Den Aufkleber, den Bernard Smith auf dem Fluchtfahrzeug gesehen hatte, die identische Zeichnung, die ich in Oakland entdeckt hatte. Die Möglichkeit, dass Estelle Chipman ermordet worden sein könnte. Claires Idee, dass Tasha Catchings doch kein Zufallsopfer war.
»Ich wusste es!«, rief Cindy und strahlte triumphierend.
»Du musst herausfinden, was dieses Löwenbild bedeutet«, meinte Claire eindringlich.
Ich nickte. »Bin schon dran. Volle Pulle.«
Jill, die Stellvertretende Bezirksstaatsanwältin, fragte: »Liegt irgendwas vor, das diese beiden Opfer tatsächlich in Verbindung bringt?«
»Bis jetzt nicht.«
»Was ist mit dem Motiv?«, bohrte sie nach.
»Alle halten es für ein Verbrechen aus Rassenhass, Jill.«
Sie nickte. »Und du?«
»So ganz allmählich drängt sich mir eine andere Sichtweise auf. Ich glaube, wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass jemand dieses Hass-Verbrechen-Szenario als Tarnung benutzt.«
Es folgte langes Schweigen.
»Ein rassistischer Serienmörder«, sagte Claire.
Ich war meine Neuigkeiten losgeworden, und jetzt saßen alle mit bedrückten Gesichtern da und dachten nach.
Ich nickte Jill zu. »Und jetzt du.«
Ehe Jill etwas sagen konnte, platzte Cindy heraus: »Bennett kandidiert nicht noch mal, richtig?«
Während der achtjährigen Tätigkeit bei der Staatsanwaltschaft hatte Jill sich zur Nummer Zwei emporgearbeitet. Sollte der alte Mann sich entschließen aufzuhören, war sie zwangsläufig die nächste Bezirksstaatsanwältin von San Francisco.
Jill lachte und schüttelte den Kopf. »Der sitzt hinter dem Eichenschreibtisch, bis er stirbt. Das ist die Wahrheit.«
»Und, du hast uns doch auch was mitzuteilen, mach schon!«, bohrte Claire.
»Du hast Recht«, gab Jill zu. »Hab ich…«
Jill blickte einer nach der anderen tief in die Augen, um die Spannung noch zu steigern. Ihre durchdringenden kobaltblauen Augen hatten nie so heiter dreingeschaut. Schließlich schlich sich ein spitzbübisches Lächeln in ihr Gesicht. Sie seufzte und sagte: »
Ich bin schwanger
.«
Wir saßen starr da und warteten darauf, dass sie zugab, sich einen Scherz mit uns erlaubt zu haben. Aber dem war nicht so. Sie blickte mit strahlenden Augen in die Runde. Mindestens dreißig Sekunden lang.
»D-d-das ist ein Scherz, oder?«, stammelte ich. Jill war die arbeitswütigste Frau, die ich kannte. Man konnte sie fast jeden Abend noch nach acht Uhr an ihrem Schreibtisch erwischen. Ihr Mann, Steve, war Anlageberater für die Bank of America. Beide hatten Blitzkarrieren hinter sich und waren leistungsorientiert: Mountain-Biking in Moab, Windsurfen auf dem Columbia River in Oregon.
Ein Baby…
»He, manchmal treiben es Menschen miteinander!«, rief sie.
»Ich hab’s gewusst.« Claire schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich hab’s doch gleich gewusst, als ich den Blick in deinen Augen gesehen habe und dein strahlendes Gesicht. Ich habe zu mir gesagt: Da ist doch ein Braten in der Röhre! Du sprichst nämlich mit einer Expertin, wie du weißt. Wie weit?«
»Acht Wochen. Ende May ist Stichtag.« Jills Augen funkelten wie die eines jungen Mädchens. »Abgesehen von unseren Familien, seid ihr die Ersten, denen ich es gesagt habe. Das ist doch s
elbstverständlich
.«
»Bennett wird Schokoladenkekse scheißen«, stieß Cindy lachend hervor.
»Er hat selbst drei Kinder. Und es ist ja nicht so, als würde ich aussteigen und in Petaluma Wein anbauen. Ich bekomme lediglich ein Baby.«
Unwillkürlich lächelte ich. Ein Teil von mir freute sich so für sie, dass ich am liebsten losgeheult hätte. Ein Teil von mir war sogar ein wenig neidisch. Doch größtenteils konnte ich es immer noch nicht glauben. »Das Kind sollte wissen, was ihm
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