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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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Reihenfolge gesammelt. Seit vielen Jahren. Das erste alte Foto, vom 9. Juni 1901, hatte ihm sein Vater geschenkt.
Dez Jones, in Great River, Indiana, gelyncht
. An den Rand hatte jemand etwas geschrieben. Die Schrift war verblasst. »Zu diesem Tanz bin ich neulich gegangen. Und hinterher haben wir so richtig
gespielt
. Dein Sohn Sam.« Im Vordergrund sah man Männer in Gehröcken mit Melone, und dahinter die schlaff herabhängende Leiche.
    Er blätterte um.
Frank Taylor, Mason, Georgia, 1911
. Es hatte ihn fünfhundert Dollar gekostet, das Foto zu bekommen, aber es war jeden Penny wert. Der zum Tode verurteilte Mann stand hinten auf einer leichten Kutsche, die unter einer Eiche parkte. Sein starrer Blick war nur Sekunden vom Tod entfernt. Auf seinem Gesicht lag weder Widerstand noch Angst. Eine kleine Schar ordentlich gekleideter Männer und Frauen grinsten in die Kamera, als sähen sie gerade Lindbergh in Paris landen. Sie hatten sich fein gemacht wie zu einem Familienporträt.
    Ihre Augen besagten, dass das Hängen etwas ganz Natürliches und Schickliches sei. Die Augen Taylors besagten, dass er schlichtweg nichts dagegen machen konnte.
    Er stand vom Bett auf und trat vor den Spiegel. Er war schon immer kräftig, schlank und muskulös gewesen. Seit zehn Jahren betrieb er Gewichtheben. Er zuckte zusammen, als er die Bizepse anspannte und aus einem Kratzer Blut quoll. Er massierte die Wunde. Das alte Miststück hatte ihre Fingernägel in seine Brust geschlagen, als er das Kabel um die Heizungsrohre an der Decke gewickelt hatte. Es hatte kaum geblutet, aber er betrachtete den Kratzer angewidert. Er hasste es, wenn die Oberfläche seiner Haut verunstaltet war.
    Er posierte vor dem Spiegel und betrachtete die wütende Löwen-Ziege, die auf seine Brust tätowiert war.
    Schon bald würden diese dämlichen Arschlöcher sehen, dass es nicht nur um Hass ging. Sie würden sein Muster erkennen. Die Schuldigen mussten bestraft, der gute Ruf wiederhergestellt werden. Er hatte keine besondere Abneigung gegen einen von ihnen. Es war kein Rassenhass. Er kletterte zurück ins Bett und masturbierte vor dem Foto von Missy Preston, deren kleines Genick in Childers County, Tennessee, im August 1931 durch ein Seil gebrochen worden war.
    Ohne zu stöhnen ejakulierte er. Nach dem starken Ausstoß zitterten ihm die Knie. Die alte Lady hatte den Tod verdient. Das Mädchen aus dem Kinderchor ebenfalls. Er war jetzt aufgepeitscht!
    Wieder massierte er die Tätowierung auf der Brust.
Schon bald lasse ich dich frei, mein liebes Tierchen…
    Er schlug im Fotoalbum die letzte Seite auf, die leer war, direkt hinter Morris Tulo und Sweet Brown in Longbow, Kansas, 1956.
    Diese Seite hatte er für das richtige Bild reserviert. Und jetzt hatte er es.
    Er bestrich die Rückseite des Fotos mit Klebstoff, dann drückte er es auf die leere Seite.
    Ja, genau dorthin gehörte es.
    Er erinnerte sich, wie sie ihn angestarrt hatte. Diese traurige Unausweichlichkeit war in ihr Gesicht eingeätzt.
    Die Augen

    Er bewunderte den Neuzugang: Estelle Chipman, Augen weit aufgerissen. Sie blickte direkt in die Kamera, Sekunden, ehe er den Hocker unter ihren Füßen umstieß.
    Sie posierten immer
.
    Am nächsten Morgen rief ich als Erstes Stu Kirkwood an, der im Dezernat für Gewaltverbrechen zuständig war. Ich fragte ihn
persönlich
nach irgendwelchen Hinweisen auf Gruppierungen von Typen, die vielleicht in der Bay Area tätig waren. Meine Leute hatten schon früher mit Stu geredet, aber ich brauchte etwas Handfestes – und zwar schnell.
    Bis jetzt hatte Clappers Spurensicherungsmannschaft die Umgebung der Kirche ohne Resultat abgesucht. Einziges Ergebnis war, dass niemand etwas Negatives über Aaron Winslow gesagt hatte.
    Kirkwood teilte mir telefonisch mit, dass ein paar organisierte, sich rassisch überlegen fühlende Gruppen von Nord-Kalifornien aus tätig seien, Trittbrettfahrer des Klans oder irgendwelcher verrückten Neo-Nazi-Skinheads. Er meinte, am besten sei es, die örtliche Abteilung des FBI zu kontaktieren, die diese Gruppen sehr viel genauer beobachtete. In seine Abteilung fiel eher das Klatschen von Schwulen.
    Die Idee, zu diesem Zeitpunkt das FBI ins Spiel zu bringen, erfüllte mich nicht gerade mit Enthusiasmus. Ich bat Kirkwood, mir alles zu geben, was er hatte. Eine Stunde später erschien er mit einer Plastikkiste voller blauer und roter Aktenordner. »Hintergrund-Informationen.« Er zwinkerte mir zu und knallte die Kiste auf meinen

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