Die 2 Chance
Handschellen.
»Nun seht mal, wer uns unbedingt besuchen wollte.« Jacobi grinste.
Red entriss Cappy trotzig den Arm, als dieser ihn ins Verhörzimmer 1 schob. Dann stolperte er über einen Holzstuhl und stürzte zu Boden.
»Tut mir Leid, Fleischberg«, meinte Cappy ungerührt. »Ich dachte, ich hätte Sie vor dem ersten Schritt gewarnt.«
»Richard Earl Evens«, verkündete Jacobi. »Alias Red, Boomer, Duke. Sei nicht beleidigt, wenn er nicht aufsteht und dir die Hand schüttelt.«
»Das habe ich nicht gemeint, als ich sagte: keinen Kontakt.« Ich bemühte mich, verärgert dreinzuschauen, war aber entzückt, dass sie den Kerl hergebracht hatten.
»Der Kerl hat ein ellenlanges Vorstrafenregister. Angefangen mit Diebstahl, grober Unfug, Mordversuch und zwei Anzeigen wegen Waffendelikten.« Jacobi grinste.
»Seht euch das mal an.« Cappy holte aus einer Einkaufstüte von Nordstrom’s einen kleinen Beutel mit Marihuana heraus, dazu ein Jagdmesser mit einer zwölfeinhalb Zentimeter langen Klinge und eine Beretta 22er Kaliber, die man in der Hand verbergen konnte.
»Weiß er, weshalb er hier ist?«, fragte ich.
»Nein«, antwortete Cappy. »Wir haben ihn wegen der Waffe festgenommen und ihn auf dem Rücksitz mal ein bisschen abkühlen lassen.«
Es war ziemlich eng in dem kleinen Raum. Der Kerl grinste uns frech ins Gesicht. Beide Arme waren von unten bis oben tätowiert. Er trug ein schwarzes T-Shirt, auf dem hinten in Großbuchstaben stand: WENN DU DAS
LESEN
KANNST… MUSS DIE SCHLAMPE RUNTERGEFALLEN SEIN!
Ich nickte, und Cappy nahm ihm die Handschellen ab. »Sie wissen, weshalb Sie hier sind, Mr Evans?«
»Ich weiß nur, dass ihr bis zum Hals in der Scheiße steckt, wenn ihr glaubt, dass ich mit euch rede.« Evans zog eine Mischung aus Schleim und Blut in der Nase hoch. »In Vallejo dürft ihr nicht zubeißen.«
Ich hob den Beutel mit Rauschgift. »Santa Claus scheint Ihnen ’ne Menge schlechter Spielsachen gebracht zu haben. Zwei Verbrechen… und immer noch auf Bewährung wegen der Waffensache. Zeit abgesessen in Folsom und Quentin. Mein Gefühl sagt mir, dass es Ihnen dort gefallen muss, denn beim nächsten Mal sind Sie für einen dreißigjährigen Mietvertrag qualifiziert.«
»Eines weiß ich genau«– Evans verdrehte die Augen –, »Sie haben mich nicht wegen so ’ner Mickey-Mouse-Waffensache hergeschleppt. An der Tür steht auf dem Schild
Mordkommission
.«
»Stimmt genau, Junge«, warf Cappy ein. »Für uns ist es nur ein Hobby, so ein armseliges Arschloch wie dich wegen eines Vergehens gegen das Waffengesetz in den Knast zu bringen. Aber es hängt von deinen Antworten auf ein paar Fragen ab, wo du die nächsten dreißig Jahre verbringst.«
»Einen Scheißdreck habt ihr Wichser gegen mich in der Hand«, erklärte der Biker wütend und richtete seine kalten harten Augen auf Cappy.
Cappy zuckte die Schultern und knallte eine ungeöffnete Limonadendose kräftig auf die Hand des Bikers.
Evans schrie vor Schmerz auf.
»Ach, verdammt, ich dachte, du hättest gesagt, du wolltest was trinken«, sagte Cappy reumütig.
Red funkelte Cappy an und stellte sich zweifellos vor, wie er mit seinem Motorrad über das Gesicht des Polizisten fuhr.
»Aber Sie haben Recht, Mr Evans«, sagte ich, »wir haben Sie nicht hergebracht, um Ihre derzeitigen Besitztümer zu inspizieren. Allerdings wäre es kein Problem, Sie der Polizei in Vallejo zu übergeben. Aber heute könnte Ihr Glückstag sein. Cappy, fragen Sie Mr Evans, ob er noch etwas trinken möchte.«
Cappy hob die Dose. Sofort zog Evans die Hand weg.
Dann öffnete der große Polizist die Dose und stellte sie, übers ganze Gesicht grinsend, vor ihn hin. »Ist das so in Ordnung, oder hätten Sie lieber ein Glas?«
»Sehen Sie, wir können auch nett sein«, erklärte ich ihm. »Ehrlich gesagt, sind Sie uns scheißegal. Sie müssen nur ein paar Fragen beantworten, dann sind Sie wieder auf dem Weg nach Hause, mit den besten Wünschen der Polizei von San Francisco. Sie müssen uns dann nie wieder sehen. Oder wir können Sie armseligen Verlierer für ein paar Tage im neunten Stock einbuchten, bis wir uns erinnern, dass Sie dort sind, und die Polizei in Vallejo verständigen. Und dann werden wir ja sehen, wie viele Zähne zum Beißen wir haben.«
Evans rieb sich die Nasenwurzel. »Vielleicht trinke ich einen Schluck von der Limonade, wenn Sie mir sie immer noch anbieten.«
»Glückwunsch, Sohn«, sagte Jacobi. »Das ist das erste vernünftige Wort, das du
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