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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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sofort wieder verschwunden.
    Ich musste mit jemandem reden. Also ging ich in den siebten Stock, wo die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft untergebracht waren. Zwei Türen neben dem hohen Herrn war Jills Eckbüro.
    Die Büros der Chefs waren dunkel und verlassen, alle waren bereits ins Wochenende aufgebrochen. Obwohl ich mir dringend Luft verschaffen musste, hoffte ich trotzdem, dass Jill – die
neue
Jill – zu Hause wäre und Kataloge mit Kinderzimmerausstattungen studierte.
    Doch als ich näher kam, hörte ich klassische Musik, die durch die halb geöffnete Tür von Jills Büro drang.
    Ich klopfte leise und ging hinein. Jill saß in ihrem Lieblingssessel, die Knie zur Brust hochgezogen, darauf ein gelber Schreibblock. Auf ihrem Schreibtisch stapelten sich die Akten.
    »Warum bist du noch hier?«, fragte ich.
    »Kleben geblieben.« Sie seufzte und hob die Hände, als wolle sie kapitulieren. »Es ist diese verfluchte Perrone-Sache. Montagmorgen Schlussplädoyer.« Jill stand vor dem Abschluss eines hochkarätigen Falls, in dem der Besitzer eines baufälligen Hauses wegen Totschlags angeklagt war, weil eine Zimmerdecke auf ein achtjähriges Kind gestürzt war.
    »Du bist schwanger, Jill, und es ist nach sieben Uhr.«
    »Ja, und Connie Sperling ist der Verteidiger. Man nennt den Prozess die Ardennenschlacht.«
    »Ganz gleich, wie sie es nennen, du musst langsamer machen.«
    Jill stellte die Musik leiser und streckte die langen Beine aus. »Außerdem ist Steve nicht in der Stadt. Wenn ich zu Hause wäre, würde ich genau dasselbe machen.« Sie legte den Kopf schief und lächelte. »Kontrollierst du mich?«
    »Nein, aber vielleicht sollte das jemand tun.«
    »Herrgott, Lindsay, ich mache mir nur Notizen und laufe nicht zehn Kilometer. Mir geht’s bestens. Und überhaupt«– sie blickte auf die Uhr –, »seit wann bist du das Mädchen auf dem Poster, das alles in der richtigen Perspektive sieht?«
    »Ich bin nicht schwanger, Jill. Schon gut, schon gut – ich höre auf, dir gute Ratschläge zu erteilen.«
    Ich betrachtete ihre Fotos, Jill in der Frauenfußballmannschaft von Stanford, gerahmte Diplome, sie und Steve beim Klettern und mit ihrem schwarzen Labrador Snake Eyes.
    »Ich habe noch ein Bier im Kühlschrank, wenn du bleiben willst«, sagte sie und warf den Notizblock auf den Schreibtisch. »Hole für mich ein alkoholfreies Buckler heraus.«
    Das tat ich. Dann nahm ich die schwarze Kostümjacke, die auf einem Kissen lag, legte sie zur Seite und ließ mich auf die Ledercouch sinken. Wir griffen nach unseren Flaschen und fragten gleichzeitig: »Und wie steht’s mit deinem Fall?«
    »Du zuerst.« Jill lachte.
    Ich zeigte mit Daumen und Zeigefinger ein winziges Stück an und berichtete ihr über das Labyrinth von Sackgassen: der Van, die Chimären-Zeichnung, das Überwachungsfoto der Templer und dass die Spurensicherung bei dem Überfall auf Davidson nichts gefunden hatte.
    Jill setzte sich neben mich auf die Couch. »Willst du reden, Lindsay? Da du doch nicht hergekommen bist, um nachzusehen, ob ich mich gut benehme.«
    Ich lächelte schuldbewusst und stellte meine Bierflasche auf den Couchtisch. »Ich muss die Ermittlungen anders anpacken, Jill.«
    »Okay«, sagte sie. »Ich höre… und alles bleibt absolut unter uns.«
    Stück für Stück führte ich meine Theorie aus, wonach der Mörder nicht irgendein von Hass verblendeter Rassist sei, sondern ein eiskalter, methodisch vorgehender Serienmörder mit persönlicher Vendetta.
    »Vielleicht übertreibst du«, meinte Jill. »Tatsächlich hast du doch nur drei Verbrechen gegen Afroamerikaner.«
    »Aber weshalb diese Opfer, Jill? Ein elfjähriges Mädchen? Ein hochdekorierter Polizist? Estelle Chipman, deren Mann seit fünf Jahren tot ist?«
    »Ich weiß es nicht, Schätzchen. Ich nagle sie nur an die Wand, wenn du sie mir bringst.«
    Ich lächelte. Dann beugte ich mich vor. »Jill, ich brauche deine Hilfe. Ich muss eine Verbindung zwischen den Opfern finden. Ich weiß, dass es sie gibt. Ich muss alte Fälle überprüfen, in denen ein Weißer von schwarzen Polizisten misshandelt wurde. In diese Richtung führt mich mein Gefühl. Meiner Meinung nach liegt der Grund für die Morde dort. Sie haben etwas mit Rache zu tun.«
    »Was passiert, wenn das nächste Opfer nie etwas mit einem Polizisten zu schaffen hatte? Was machst du dann?«
    Beschwörend schaute ich sie an. »Hilfst du mir?«
    »Selbstverständlich helfe ich dir. Kannst du mir irgendwas sagen, das die Suche

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