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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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zu zeigen.« Jill nahm meine Hand und drückte sie.
    Seit ich Polizistin geworden war, wusste ich zum ersten Mal nicht, was ich tun sollte. Ich spürte, wie sich ein Abgrund auftat, den ich nicht mit etwas füllen konnte, das Pflicht, Verantwortungsbewusstsein oder Recht ähnelte.
    Ich trank mein Bier aus und lächelte Jill an. »Und wie ist es dann mit deinem Vater weitergegangen? Ist er noch mit deiner Mutter zusammen?«
    »Natürlich nicht!«, antwortete sie. »Sie war manchmal kompromisslos und kalt. Ich habe sie geliebt. Sie hat ihn rausgeschmissen, als ich noch studierte. Seit damals haust er in einer Eigentumswohnung mit zwei Schlafzimmern in Las Colinas.«
    Ich fing an zu lachen. Es tat weh. Tränen und Enttäuschung mischten sich in das Lachen. Als ich aufhörte, war in meinem Herzen etwas zerbrochen und viele quälende Fragen aufgetaucht: Wie viel hatte mein Vater gewusst? Was verschwieg er? Und vor allem: Welche Verbindung bestand zwischen ihm und der Chimäre?
    »Danke«, sagte ich und drückte noch mal Jills Hand. »Ich schulde dir einen Gefallen, Liebe.«
    »Was wirst du jetzt tun, Lindsay?«
    Ich legte meine Jacke über den Arm. »Was ich schon längst hätte tun sollen: Ich werde die Wahrheit herausfinden.«
    Mein Vater war mitten in einem Spiel Patience, als ich nach Hause kam.
    Ich schüttelte den Kopf und ging in die Küche, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Ich holte ein Black & Tan aus dem Kühlschrank und setzte mich in den Sessel ihm gegenüber.
    Mein Vater schaute auf. Vielleicht hatte er meinen brennenden Blick gespürt. »Hallo, Lindsay.«
    »Weißt du, Dad, ich habe nachgedacht… damals, als du weggegangen bist…«
    Er legte weiter Karten aus. »Warum willst du das jetzt wieder aufwärmen?«
    Ich ließ ihn nicht aus den Augen. »Du bist mit mir zum Fisherman’s Wharf gegangen und hast mir ein Eis gekauft. Erinnerst du dich? Ich schon. Wir haben zugesehen, wie die Fähren von Sausalito angelegt haben. Du hast gesagt: ›In den nächsten Tagen fahre ich mit so einem Schiff weg, Butterblume, und ich werde eine Weile nicht zurückkommen.‹ Du hast erklärt, es sei eine Sache zwischen dir und Mom. Und eine Weile habe ich gewartet. Aber viele Jahre lang habe ich mich immer wieder gefragt:
Warum musstest du weg?
«
    Mein Vater bewegte die Lippen, als wollte er eine Antwort formulieren, aber er sagte nichts.
    »Du hattest Dreck am Stecken, richtig? Es hatte nichts mit dir und Mom zu tun. Auch nicht mit dem Spielen oder dem Alkohol.
Du hast Coombs geholfen, diesen Jungen umzubringen
. Das war der wahre Grund, weshalb du abgehauen und weshalb du zurückgekommen bist. Es ging nie um uns, nur um dich.«
    Mein Vater schaute mich verblüfft an und rang nach Worten. »Nein…«
    »Hat Mom Bescheid gewusst? Wenn ja, dann hat sie uns das Märchen von deiner Spielsucht und dem Schnaps erzählt.«
    Er legte die Karten weg. Seine Hände zitterten. »Du musst mir glauben, Lindsay, ich habe deine Mutter immer geliebt.«
    Ich schüttelte den Kopf. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte meinem Vater eine geknallt. »Das ist unmöglich. Niemand kann dem Menschen, den er liebt, so wehtun.«
    »Doch, man kann.« Er befeuchtete die Lippen. »Ich habe
dir
wehgetan.«
    Einige Minuten saßen wir schweigend und wie erstarrt da. Die verdrängte Wut all der Jahre stieg wieder in mir auf.
    »Wie hast du es herausgefunden?«, fragte er.
    »Was für eine Rolle spielt das?«
    Er schaute wie betäubt, wie ein Boxer nach einem kräftigen Uppercut. »Dein Vertrauen, Lindsay… das ist das Beste, was mir seit zwanzig Jahren passiert ist.«
    »Und weshalb hast du mich dann benutzt, Dad? Du hast mich benutzt, um an Coombs ranzukommen. Du und Coombs, ihr habt diesen Jungen umgebracht.«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht«, widersprach mein Vater und schüttelte entschieden den Kopf. »Ich habe nur nichts getan, um es zu verhindern.«
    Er atmete tief durch. Es schien, als hätte er diesen Atemzug seit zwanzig Jahren in der Brust gehabt. Dann erzählte er mir, wie er Coombs nachgerannt war und ihn in der Liefereinfahrt entdeckt hatte. Coombs hatte die Hände um Gerald Sikes’ Kehle gelegt. »Ich habe dir gesagt, dass es damals alles ganz anders als heute war. Coombs wollte ihm Respekt vor der Uniform beibringen. Aber dann hat er immer weiter zugedrückt. ›Der hat was‹, hat er gebrüllt. Ich habe ihn angeschrien.
›Lass ihn los!‹
Als mir klar wurde, dass er zu weit gegangen war, wollte ich ihn wegreißen. Aber

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