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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sehen wollte. »Hat Chade dir meine Botschaft übermittelt?«
    Ich nickte und ging weiter.
    »Und?«
    »Und ich denke nicht, dass ich dazu etwas zu sagen habe.«
    Merle riss so hart an den Zügeln des Pferdes, dass das Tier verärgert schnaufte. Dann sprang sie aus dem Sattel und rannte vor mich. Ich blieb stehen. »Was ist mit dir los? Was willst du von mir?«, verlangte sie zu wissen. »Was kannst du überhaupt von mir erwarten, was ich dir nicht schon gegeben hätte?« Ihre Stimme zitterte, und zu meiner Überraschung standen Tränen in ihren Augen.
    »Ich … nichts. Ich will nichts. Aber was willst du eigentlich von mir?«
    »Das, was wir früher hatten. Freundschaft. Miteinander reden. Jemand sein, auf den der andere sich verlassen kann.«
    »Aber … Merle, du bist verheiratet.«
    »Deshalb kannst du noch nicht einmal mehr mit mir reden? Deshalb kannst du mich noch nicht einmal anlächeln, wenn du mich in der Großen Halle siehst? Du benimmst dich, als würde ich gar nicht mehr existieren. Fünfzehn Jahre, Fitz. Wir kennen einander fünfzehn verdammte Jahre lang, und du stellst fest, dass ich verheiratet bin, und kannst noch nicht einmal mehr Hallo zu mir sagen?«
    Ich starrte sie offenen Mundes an. Merle hatte oft diese Wirkung auf mich, gewöhnt hatte ich mich allerdings nie daran. Mein Staunen dauerte zu lange. Sie griff wieder an.
    »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe … Ich brauchte einen Freund, und du hast mich beiseite gestoßen. Ich war dir ein Freund, als du einen gebraucht hast, und das viele Jahre lang. Verdammt, Fitz, ich habe sieben Jahre lang das Bett mit dir geteilt! Aber du hast noch nicht einmal nachgefragt, wie es mir geht, und dich geweigert, mit mir zu reiten, als hätte ich irgendeine ansteckende Krankheit!«
    »Merle!«, rief ich, um ihrer Tirade Einhalt zu gebieten. Ich meinte das nicht hart, doch sie schnappte plötzlich nach Luft und brach dann in Tränen aus. Die Gewohnheit von sieben Jahren brachte mich dazu, die Arme um sie zu legen und sie an meine Brust zu drücken. »Ich wollte dir nicht wehtun«, flüsterte ich ihr ins Ohr. Ihr seidenweiches Haar baumelte auf meine Brust, und der alte, vertraute Duft stieg mir in die Nase. Plötzlich hatte ich das Gefühl, ihr erklären zu müssen, was sie bereits wusste. »Du hast mich verletzt, als ich herausgefunden habe, dass ich nicht der einzige Mann in deinem Leben war. Vielleicht war es dumm von mir, das überhaupt je zu glauben. Schließlich hast du mir das nie gesagt. Ich wusste, dass ich mir selbst etwas vorgemacht habe, aber nichtsdestotrotz tat es mir weh.«
    Merle schluchzte nur umso lauter und klammerte sich an mich. Ihr Pferd trat unruhig von einem Huf auf den anderen. Ohne Merle loszulassen, gelang es mir, einen Schritt zur Seite zu gehen und die Zügel des Tieres zu greifen. Ruhe. Warte, sagte ich ihm, und das Pferd senkte den Kopf ein Stück.
    Ich hielt Merle fest und glaubte, dass sie sich gleich wieder beruhigen würde, doch sie weinte weiter. Ich hatte sie für herzlos gehalten. Sorglos war allerdings ein besseres Wort für sie, sorglos wie ein Kind, dass sich nimmt, was es will, ohne über die Folgen nachzudenken. Was die Konsequenzen meines Handelns betraf, so wusste ich es besser als sie, und dementsprechend hätte ich mich auch benehmen sollen. Ich sprach leise, und wie ich gehofft hatte, wurde ihr Schluchzen leiser, sodass sie meine Worte hören konnte. »Ich möchte, dass du die Wahrheit über etwas erfährst, über das, was ich beim letzten Mal zu dir gesagt habe, von wegen dass ich an Molly gedacht habe, als du in meinen Armen gelegen hast. Das war nicht wahr. Niemals. Es war unwürdig von mir, das gesagt zu haben, eine Herabsetzung von euch beiden. Als du in meinen Armen warst, hast du all meine Sinne erfüllt. Es tut mir leid, dass ich versucht habe, dir mit einer Lüge wehzutun.« Ihre Tränen flossen noch immer. »Merle. Sprich mit mir. Was stimmt nicht?«
    »Das … Das liegt nicht alles nur daran, weil du grausam zu mir warst. Es ist …« Schluchzend rang sie nach Luft. »Ich glaube … Ich hege den Verdacht, dass mein Mann … In jener Nacht hat er gesagt, dass ihm nie wirklich klar gewesen war, wie sehr er sich nach einem Kind sehnt. Obwohl er selbst nichts erben und somit auch nichts vererben wird, hat er das gesagt. Und … Und ich glaube, er ist oder könnte sein …« Ihre Stimme verhallte; sie war unfähig, ihre größte Angst in Worte zu fassen.
    »Hat er sich eine Geliebte genommen?«, fragte

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