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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ich glaube, er hatte angefangen, unseren Prinzen zu mögen.
    Die Zwiehafte Kordiale beschloss, die Befreiung des Drachens gutzuheißen, und hatte somit auch keine Bedenken, uns beim Graben zu helfen. Als der Narr uns schließlich mit seiner drahtigen Stärke zur Hilfe kam, näherten sich auch vorsichtig die Vertreter des Hetgurd, um uns zuzusehen. Und am dritten Tag halfen sie dann, die Schlitten voll Eis und Schnee aus der Grube zu ziehen. Ich vermute, dass schlicht Neugier auf den im Eis gefangenen Drachen sie ebenso motivierte wie alles andere.
    Am fünften Tag schickte Chade Sieber und den jungen Hest zu unserem Vorratslager am Strand. Peottre bereitete das Sorgen, und er warnte sie, genau dem von uns mit Flaggen markierten Pfad zu folgen und keinen Schritt davon abzuweichen. Ernst und besorgt blickte er ihnen hinterher. Sie nahmen einen Schlitten mit, denn sie wollten Proviant holen sowie die Ersatzschaufeln und Spitzhacken für unseren gewachsenen Arbeitstrupp. Chade befahl ihnen auch, so viel Zelttuch wie möglich mitzubringen. Er hoffte, daraus einen Windschirm oder eine Abdeckung bauen zu können, die groß genug war, um zu verhindern, dass jede Nacht wieder Schnee in die Grube geweht wurde. Ich vermutete, dass sie auch die restlichen kleinen Fässer mit Chades Explosionspulver mitbringen würden. Damit wollte ich nichts zu tun haben - zumindest abends nicht, aber wenn ich tagsüber mit dem uralten, harten Eis zu kämpfen hatte, sehnte ich mich manchmal danach herauszufinden, wozu dieses Pulver in der Lage war.
    Wir gruben weiter. Wenn ich eine Pause einlegte und die Wände der Grube betrachtete, konnte ich unterschiedliche Schichten erkennen, die das Kommen jedes Winters markierten, Jahresringe wie bei einem Baum. Jahr für Jahr hatte sich hier mehr Schnee abgelagert, Schicht um Schicht. Mir kam der Gedanke, dass wir uns durch die Zeit gruben. Und wenn ich die einzelnen Schichten betrachtete, fragte ich mich manchmal, wann das Eis, auf dem ich stand, wohl als Schnee gefallen war. Wie lange lag Eisfeuer schon hier unten, und wie war er überhaupt hierher gekommen? Wir gruben immer tiefer und tiefer und sahen noch immer keine einzige Drachenschuppe. Von Zeit zu Zeit berieten sich Chade und Pflichtgetreu mit der Zwiehaften Kordiale, und jedes Mal versicherten sie dem Prinzen und seinem Ratgeber, dass sie noch immer ab und zu fühlen könnten, wie der Drache sich regte. Ich pflichtete ihnen bei. Dabei wurde mir bewusst, um wie viel stärker meine Alte Macht im Vergleich zu der des Prinzen war. Ich war zwar nicht so empfänglich für sie wie Web, aber ich glaubte, mich zumindest mit Flink vergleichen zu können. Kräusel war vermutlich ein wenig stärker als Pflichtgetreu und Gentil wiederum stärker als der Barde, doch nicht so stark wie ich. Es war ein seltsames Gefühl, die Alte Macht als stärkeres oder schwächeres Talent in einem Menschen wahrnehmen zu können. Ich hatte sie immer als eine Art >Sinn< betrachtet, den jemand hatte oder auch nicht. Nun erkannte ich sie als etwas, das mehr einem Talent für Musik oder Gartenarbeit glich. Ihre Ausprägung variierte stark wie auch im Falle der Gabe.
    Vielleicht war es Dicks unglaubliche Gabenstärke, die ihn so fest mit dem Drachen verband. Der kleine Mann schien nun endgültig den Verstand verloren zu haben. Mit leeren Augen starrte er vor sich hin und summte leise. Dann und wann hielt er inne und machte irgendwelche Bewegungen mit den Händen; doch weder die Melodie, die er summte, noch die Handbewegungen verrieten mir irgendetwas. Einmal, als ich eine kurze Pause machte, setzte ich mich neben ihn. Zögernd legte ich ihm die Hand auf die Schulter und versuchte, meine Gabe zu finden. Ich hatte gehofft, dass das wilde Gabenfeuer, das stets in ihm brannte, mein eigenes Talent wieder entfachen würde. Doch nichts geschah, und nach kurzer Zeit schüttelte Dick meine Hand ab wie ein Pferd eine Fliege. Selbst am Essen zeigte er kein Interesse mehr, und das bereitete mir am meisten Sorgen. Nicht nur Galen, mein erster Gabenmeister, sondern auch Veritas hatten mich immer wieder gewarnt, wie gefährlich es sei, zu tief in der Gabe zu versinken. Das war immer die erste Hürde, die Neueingeweihte überwinden mussten, und für viele erwies sie sich als tödlich. In den Gabenrollen fanden sich zahlreiche traurige Geschichten über viel versprechende Schüler, die von einem Gabenstrom fortgerissen worden waren und angesichts des einmaligen Kontakts mit der Magie jeglichen

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