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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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vergessen. Ich bin der Katalyst, derjenige, der Veränderungen herbeiführt. Nur das wäre eine Veränderung, von der du glaubst, dass du sie herbeiführen solltest. Deshalb kannst du dich nicht entscheiden, ob du dich dem widersetzen sollst oder nicht.«
    Das darauf folgende Schweigen dauerte so lange, dass ich schon glaubte, der Narr sei eingeschlafen. Der Tag war der wärmste gewesen, den wir bis jetzt gehabt hatten, was unsere Aufgabe zu einer nassen Arbeit gemacht hatte. Ich lauschte dem Wind und hoffte, dass die Kälte der Nacht die Gletscheroberfläche verkrusten lassen und den Schnee davon abhalten würde, in unsere Grube zu wehen. Fast wäre ich eingeschlafen, da sagte der Narr plötzlich: »Manchmal machst du mir Angst, wenn du aussprichst, was ich denke. Wir werden gehen, morgen. Und wir werden dieses Zelt zum Schutz mitnehmen, ja?«
    »Das klingt gut«, erwiderte ich und döste ein.
    Und so machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg. Langschopf teilte uns Proviant für drei Tage zu, der - so sagte er uns - mehr als reichen sollte, bis wir den Strand erreichten. Anschließend bauten wir das elegante Zelt des Narren ab und verstauten es auf dem Schlitten, während Langschopf uns letzte Anweisungen gab. Falls wir den Strand erreichten, ohne auf die anderen zu treffen, sollten wir die Wachen dort warnen, dass wir den Schwarzen Mann gesehen hätten. Und falls wir herausfanden, dass die anderen einem Verbrechen zum Opfer gefallen waren, sollten wir augenblicklich zurückkehren und Bericht erstatten. Aber sollten wir den anderen begegnen, sollten wir schlicht kehrt machen und mit ihnen zurückkommen. Webs Vogel würde von Zeit zu Zeit nach uns sehen. Ich nickte, während ich das Zelt des Narren und Bettzeug für drei auf dem Schlitten verstaute. Wie vorausgesagt, mussten wir auch Dick auf den Schlitten laden. Niemand vermochte ihn zum Gehen zu bewegen. Dabei war es nicht so, als würde er sich widersetzen. Er kooperierte schlicht nicht mit uns. Er ging ein paar Schritte und versank dann wieder in seinen Gedanken. Pflichtgetreu und Chade wünschten uns beide Lebewohl. Pflichtgetreu zog Dick die Mütze über die Ohren. Ich weiß, dass er sich verzweifelt bemühte, mit der Gabe zu Dick durchzudringen. Ich konnte es nicht fühlen, doch ich sah die Anstrengung auf dem Gesicht des Prinzen. Dick drehte langsam den Kopf zu Pflichtgetreu. »Es geht mir gut«, sagte er mit schwerer Zunge. Und dann starrte er wieder in eine unbestimmte Ferne.
    »Kümmere dich um ihn, Tom«, befahl mir Pflichtgetreu in barschem Ton.
    »Das werde ich, mein Prinz. Wir werden uns beeilen.« Und mit diesen Worten schnappte ich mir die Leinen des Schlittens, auf dem Dick wie in einem Kokon hockte, und zog.
    Die dick gewachsten Kufen ließen sich leicht über den Schnee beweger - fast zu leicht, denn wir marschierten bergab. Ich musste anhalten und den Schleppanker auswerfen, damit der Schlitten mich nicht überrollte. Der Narr ging voraus. Sein Rucksack ragte hoch über seine Schultern auf. Er stapfte vorsichtig durch den Schnee, um sich zu vergewissern, dass unser Weg sicher war, auch wenn wir exakt den Fahnen folgten, mit denen Peottre den Pfad markiert hatte.
    Der Tag war warm und der Schnee unter meinen Stiefeln fest. Als unser Weg eine Zeit lang flach wurde, begannen die Kufen, am Schnee zu kleben. Der Schlitten grub eine tiefere Spur in unsere alte, und der nasse Schnee fiel über den Kufen zusammen. Doch der Tag war angenehm, und Dick auf dem Schlitten zu ziehen war noch immer weniger anstrengend, als Eis aus einem Loch zu schaufeln. Das auffällige Schwert, das der Narr mir gegeben hatte, schlug beim Gehen gegen mein Bein. Langschopf hatte darauf bestanden, dass zumindest ich bewaffnet sein sollte. Wir kamen weit schneller voran als auf dem Hinweg, denn der Weg war klar markiert, und es ging größtenteils bergab. Dicks Summen, das Quietschen der Kufen und das Knirschen des Schnees unter unseren Stiefeln waren jedoch nicht die einzigen Geräusche. Die Wärme hatte den Gletscher geweckt. Wir hörten Eis in der Ferne brechen, ein Donnern, das eine ganze Weile anhielt. Dem folgte ein leiseres Knarren und Knirschen, doch ebenfalls in der Ferne.
    Der Narr begann, ein Lied zu pfeifen, und es freute mich zu sehen, dass Dick auf die Musik reagierte und sich aufsetzte. Er summte noch immer atemlos vor sich hin, aber ich machte Bemerkungen über die Landschaft - die eigentlich eintönig weiß war -, und tatsächlich entlockte ich ihm

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