Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
streckte vorsichtig Arme und Beine. »Morgen werde ich Fitz losschicken, um zu sehen, was aus Sieber und Hest geworden ist. Und ich will, dass du Dick und den Narren mitnimmst.«
»Dick und den Narren? Warum?«
Für Chade war das offensichtlich. »Wen sonst könnte ich bei den Grabungsarbeiten entbehren? Außerdem könnte es Dick helfen, ihn aus der Nähe des Drachen zu bringen. Falls ja, lass ihn bei Churry und Drescher am Strand bei unseren restlichen Vorräten. Wenn er uns etwas zu berichten hat, soll er uns über die Gabe kontaktieren.«
»Aber warum den Narren?«
»Weil zwei Männer den voll beladenen Schlitten ziehen müssen, und ich glaube nicht, dass Dick dir dabei sonderlich wird helfen können. Tatsächlich nehme ich sogar an, dass ihr Dick auf den Schlitten setzen müsst, um ihn von hier wegzubringen. Außerdem gehört ihr beiden zu den wenigen Menschen, die überhaupt mit Dick zurechtkommen. Fitz, ich weiß, dass du das nicht machen willst. Aber wen sollte ich sonst schicken?«
Ich neigte den Kopf in seine Richtung. »Dann versuchst du also nicht nur, den Narren und mich wegzuschicken, bevor der Drache gefunden ist, hm?«
Chade seufzte. »Würde ich nur dich und nicht auch den Narren wegschicken, würdest du mich fragen, warum ich euch voneinander trennen wollte. Und sollte ich wiederum nur den Narren und nicht dich schicken, nehme ich an, würdest du das Gleiche fragen. Vermutlich könnte ich auch Web bitten, mit Dick und noch jemandem auf diesen Marsch zu gehen, aber er versteht Dicks Gabenstärke nicht. Und sollte Sieber und Hest tatsächlich etwas passiert sein, kannst du besser mit einer Bedrohung umgehen als...« Plötzlich warf er die Hände in die Höhe und sagte schicksalsergeben: »Ach, tu einfach, was du willst, Fitz. Das wirst du ohnehin, und der Narr wird tun, worum du ihn bittest. Ich habe nicht die Macht, ihn irgendwo hinzuschicken. Also ist es deine Entscheidung.«
Ich wurde ein wenig verlegen. Vielleicht hatte ich nach Motiven gesucht, die gar nicht existierten. »Ich werde gehen -und ich werde den Narren bitten, mich zu begleiten. Um ehrlich zu sein, könnte ich etwas Abwechslung von der Graberei gut vertragen. Stell mir eine Liste von den Sachen zusammen, die wir holen sollen.« Für mich selbst beschloss ich, so viel Treibholz vom Strand mitzubringen, wie ich schleppen konnte. Chade konnte ein warmes Feuer gut vertragen, selbst wenn es nur eine Nacht brannte.
»Dann seid bei Sonnenaufgang bereit«, sagte Chade.
Der Narr war nicht so erfreut wie ich darüber, die Grabungsstätte zu verlassen. »Aber was, wenn sie den Drachen finden, während wir unterwegs sind? Was, wenn ich nicht da bin, um ihn zu verteidigen?«
»Die Wächter des Hetgurd und die Zwiehafte Kordiale sind genauso dagegen, ihn zu töten, wie du. Glaubst du nicht, dass das reichen wird?«
Wir lagen beieinander und schliefen Rücken an Rücken, um die Körperwärme des jeweils anderen auszunutzen, so wie wir es vor all diesen Jahren in den Bergen getan hatten. Um die Wahrheit zu sagen, gewann ich nur wenig dadurch, denn der Körper des Narren hatte sich schon immer kalt angefühlt. Ich hatte vielmehr das Gefühl, als würde ich neben einer Eidechse schlafen. Doch auch wenn er mir nur wenig Wärme gab, der Kontakt zu ihm vermittelte mir ein Gefühl der Kameradschaft, wie ich es seit Nachtauges Tod nicht mehr empfunden hatte. Es gibt einem Sicherheit, einen Freund im Rücken zu spüren, selbst wenn dieser schläft.
»Ich weiß nicht«, sagte der Narr, bevor wir einschliefen. »Ich bin dem Ende meiner Visionen viel zu nahe.« Er hielt kurz inne, als erwartete er, dass ich ihm eine Frage stellte, doch das war ein Thema, auf das ich nicht eingehen wollte. Dann fragte er vorsichtig: »Denkst du, wir sollten es tun?«
Ich drehte mich ein wenig und stöhnte, als meine schmerzenden Muskeln sich beschwerten. »Ehrlich gesagt, habe ich nicht sonderlich darüber nachgedacht. Chade sagt mir nun schon so lange, was ich tun soll, dass ich es einfach akzeptiert habe. Aber ich würde tatsächlich gerne wissen, was mit Sieber und Hest passiert ist. Außerdem würde mich interessieren, ob Dick sich erholt, wenn wir ihn aus dem Einflussbereich des Drachen bringen. Und...« Wieder bewegte ich mich und stöhnte erneut. »Und mir täten ein paar Tage ohne Schaufeln wohl ganz gut.«
Der Narr schwieg, und ich auch. Ich fragte mich, warum er so lange brauchte, um sich zu entscheiden. Dann lachte ich laut. »Ah, ja. Das hätte ich fast
Weitere Kostenlose Bücher