Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
war. Dann, als ich einen stacheligen Zweig hinunterdrückte, sodass Molly an die Früchte kam, verärgerte ich eine Biene. Sie stürzte sich auf mich, verfing sich in meinen Haaren und fiel mir dann in den Kragen. Ich schlug danach und fluchte, als sie mich stach. Ich stolperte einen Schritt zurück und schlug nach zwei weiteren, die plötzlich um meinen Kopf herum aufgetaucht waren.
»Schnell weg«, warnte mich Molly, ergriff meine Hand und rannte mit mir den Hügel hinunter. Eine zweite Biene stach mich unmittelbar hinter dem Ohr, bevor sie die Jagd aufgaben. »Wir haben den Korb dort oben zurückgelassen. Soll ich versuchen, ihn zu holen?«
»Noch nicht. Warte noch eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt haben. Reib nicht daran herum, der Stachel steckt vermutlich noch in der Haut. Lass mich mal sehen.«
Ich setzte mich in den Schatten einer Erle, und Molly drückte meinen Kopf nach unten, um sich den Stich hinter meinem Ohr anzuschauen. »Er schwillt bereits an, und du hast den Stachel so richtig hineingedrückt. Bleib jetzt ruhig sitzen.« Sie zupfte mit den Fingern daran. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, und sie lachte. »Bleib ganz still sitzen. Ich komme mit den Fingernägeln nicht daran.« Sie beugte sich vor und drückte ihren Mund auf die Stelle. Ich spürte, wie ihre Zunge den Stachel fand, und dann packte sie ihn mit den Zähnen und zog ihn heraus. Mit den Fingern wischte sie sich ihn vom Mund. »Siehst du? Du hast ihn fast ganz hereingedrückt. Bist du sonst noch gestochen worden?«
»Unten am Rücken«, antwortete ich, und meine Stimme zitterte. Molly hielt plötzlich inne und schaute mich an. Dann wandte sie sich ab, drehte den Kopf wieder zurück und sah mich an, als hätte sie mich schon lange nicht mehr gesehen. »Zieh dein Hemd aus. Ich werde mal sehen, ob ich den Stachel herausbekommen kann.«
Ich fühlte mich wie benommen, als ihr Mund mich abermals berührte. Sie präsentierte mir den zweiten Stachel. Dann legte sie die Finger auf die Pfeilnarbe an meinem Rücken. »Was war das?«
»Ein Pfeil. Das ist schon lange her.«
»Und das?«
»Das ist neuer. Ein Schwert.«
»Mein armer Fitz.« Sie berührte die Narbe zwischen Hals und Schulter. »Ich erinnere mich noch daran, wie du die bekommen hast. Als du in mein Bett gekommen bist, hattest du noch den Verband an.«
»Ja, das hatte ich.«
Ich drehte mich zu ihr um. Ich wusste, dass sie auf mich wartete, dennoch kostete es mich all meinen Mut. Vorsichtig, sehr, sehr vorsichtig küsste ich sie. Ich küsste ihre Wangen, ihren Hals und schließlich ihren Mund. Sie schmeckte nach Brombeeren. Über und über küsste ich sie so langsam, wie ich konnte. Ich versuchte, all die Jahre wegzuküssen, die ich verpasst hatte. Dann öffnete ich ihre Bluse und zog sie ihr über den Kopf. Ihre Brüste lagen weich und schwer in meiner Hand. Ich hielt sie wie einen Schatz. Dann glitt ihr Rock hinunter, eine braune Blüte im Gras. Ich legte meine Liebste in das tiefe, wilde Gras und zog sie zu mir.
Es war eine Heimkehr, eine Vervollständigung und ein Wunder, das es wert war, wiederholt zu werden. Wir dösten eine Zeit lang nebeneinander und wachten auf, als die Schatten länger wurden. »Wir müssen wieder zurück!«, rief Molly.
»Noch nicht«, antwortete ich ihr und nahm sie erneut, so langsam, wie ich es ertragen konnte. Und als sie mir meinen Namen ins Ohr flüsterte, während sie unter mir erschauderte, war es das Schönste, das ich je gehört hatte.
Weidenhag ist ein warmes Tal mit einein sanft dahinfließenden Fluss in der Mitte und sanft ansteigenden Hügeln zu beiden Seiten. Es ist ein wunderbarer Ort, um Wein und Getreide anzubauen und Bienen und kleine Jungen aufzuziehen. Das Gutshaus besteht mehr aus Holz denn aus Stein, und es gibt Zeiten, da mir das alles noch immer seltsam erscheint. Ich schlafe jetzt in einem Zimmer und in einem Bett, die einst meinem Vater gehört haben, und die Frau, die ich schon als Jüngling liebte, schläft des Nachts neben mir.
Drei Jahre lang haben wir uns im Geheimen geliebt. Das viel funs schwer, und doch war es auf gewisse Art auch wieder schön. Unsere Stelldichein waren nur wenige und selten, doch deshalb schätzte ich sie nur umso mehr. Mollv kam mit ihren Söhnen zum nächsten Erntefest, und ich entführte sie von Tanz und Musik und brachte sie in mein Bett. Ich hatte nie geglaubt, sie je wieder dort zu haben, und noch Tage später roch ich ihren Duft in meinen Kissen, und meine Träume waren süß. Ein
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