Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris
überlegte Dan. »Ich frage mich sowieso, was das für ein Schatz ist.«
»Was tut das schon zur Sache?«, fragte Amy frustriert. »Wir können ja nicht nach ihm suchen. Wir haben nicht mal genug Geld für Bustickets.«
Und doch überlegte sie angestrengt. Grace hatte die ganze Welt erforscht. Vielleicht war der Schatz ein vergessenes ägyptisches Grab? Oder Piratengold? Mr McIntyre hatte gesagt, dass der Preis die Gewinner zu den mächtigsten Menschen auf der ganzen Welt machen werde. Wie sollte das gehen? Und warum gab es genau 39 Zeichen?
Jetzt war sie neugierig geworden. Sie liebte Geheimnisse. Als sie noch jünger war, hatte sie sich oft vorgestellt, dass ihre Mutter noch lebte und sie gemeinsam zu verwunschenen, längst vergessenen Orten fuhren und deren Geheimnisse lüfteten. Manchmal war in ihren Träumen auch Grace dabei. Nur sie drei gemeinsam, glücklich bei der Erforschung der Welt. Aber das war nur dumme Tagträumerei.
»Zu blöd«, grummelte Dan. »Ich würde den Kobras gern ihr Grinsen von den Gesichtern putzen.«
In diesem Moment packte sie Tante Beatrice am Arm. Ihr Gesicht war vor Wut verzerrt und ihr Atem roch nach Mottenkugeln. »Ihr beide werdet euch nicht in irgendein Abenteuer stürzen! Ich
habe fest vor, meine Million Dollar zu nehmen, und ihr werdet dasselbe tun! Keine Angst, ich werde es auf ein Konto legen, bis ihr erwachsen seid. Ich werde nur die Zinsen ausgeben. Im Gegenzug werde ich euch erlauben, weiter meine Mündel zu sein.«
Amy erstickte fast an ihrem Zorn. »Du … du wirst es uns erlauben ? Du wirst uns erlauben , dir unsere zwei Millionen Dollar zu geben?«
Geschockt blickte sie sich um. Sie konnte nicht glauben, dass sie das wirklich gesagt hatte. Normalerweise hatte sie viel zu viel Angst vor Beatrice, um überhaupt etwas zu sagen. Sogar Dan sah beeindruckt aus.
»Pass auf, wie du mit mir sprichst, junge Dame!«, warnte sie Beatrice. »Ihr macht, was ich euch sage, sonst …«
»Sonst was?«, fragte Dan unschuldig.
Beatrice’ Gesicht wurde feuerrot. »Sonst, du kleiner Nichtsnutz, werde ich euch dem Jugendamt übergeben. Ihr werdet Waisen ohne einen Pfennig Geld in der Tasche sein, und ich werde dafür sorgen, dass kein Cahill euch jemals wieder hilft! Diese ganze Geschichte ist absurd. Ihr nehmt das Geld und schlagt euch die Idee meiner Schwester aus dem Kopf, etwas zu finden, das …«
Sie hielt plötzlich inne.
»Was zu finden?«, fragte Dan.
»Das geht dich nichts an«, sagte Beatrice. Es war wie ein Schock, als Amy bemerkte, dass Tante Beatrice Angst hatte. »Trefft einfach die richtige Entscheidung oder ich werde nie mehr etwas für euch tun!«
Wütend rauschte sie davon. Amy sah Dan an, doch bevor sie noch irgendetwas sagen konnte, läutete Mr McIntyre eine kleine Glocke. Schnell verstummte das Gestreite in der Großen Halle. Die Leute nahmen wieder ihre Plätze ein.
»Es ist so weit«, verkündete Mr McIntyre. »Ich muss Sie warnen: Wenn Sie sich einmal entschieden haben, gibt es kein Zurück mehr. Niemand kann es sich anders überlegen.«
»Einen Moment, William«, unterbrach ihn Alistair Oh. »Das ist nicht fair. Wir wissen praktisch nichts über die Mission, auf die uns Grace schicken will. Wie sollen wir wissen, ob es das Risiko wert ist?«
Mr McIntyre schürzte die Lippen. »Meine Möglichkeiten, Ihnen zu antworten, sind begrenzt, Sir. Sie wissen, dass die Cahill-Familie sehr groß ist - und sehr alt. Sie hat viele Zweige. Manche von Ihnen wussten bis zum heutigen Tag nicht einmal, dass sie Cahills sind. Doch wie Madame Grace in dem Video bereits sagte, hatte diese Familie größten Einfluss auf die Geschichte der Menschheit. Viele der bedeutendsten Persönlichkeiten sind Cahills gewesen.«
Aufgeregtes Gemurmel erfüllte den Raum.
Amys Gedanken rasten. Sie hatte immer gewusst, dass die Cahills wichtig waren. Viele von ihnen waren reich. Sie lebten überall auf der Welt verstreut. Doch jetzt war sie sich nicht sicher, wovon Mr McIntyre sprach.
»Bedeutende Persönlichkeiten?«, bellte Mr Holt. »Wer zum Beispiel?«
Mr McIntyre räusperte sich. »Sir, es würde Ihnen schwerfallen, eine bedeutende historische Figur der letzten Jahrhunderte zu nennen, die kein Familienmitglied war.«
»Abraham Lincoln«, platzte Cousine Ingrid heraus. »Eleanor Roosevelt.«
»Ja«, sagte Mr McIntyre trocken. »Und: ja.«
Eine verblüffte Stille breitete sich im Raum aus.
»Harry Houdini!«, schrie Madison Holt.
»Lewis und Clark!«, schlug ihre Schwester
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