Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris
genau erkannt, was sie zeigten.
»Ist das eine Notenschrift?«, fragte er.
Amy nickte.
Noten, Linien und Strophen waren in den Stein gemeißelt. Es war die Partitur eines komplizierten Musikstücks. Es erinnerte Dan ungut an seine Klavierlehrerin, Mrs Harsh, die sich geweigert hatte, ihn weiter zu unterrichten, nachdem er die schwarzen Tasten mit Superkleber bestrichen hatte.
»Was bedeutet das?«, fragte er.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Amy. »Franklin mochte Musik.«
»Wahrscheinlich ist es nur Dekoration«, sagte Dan ungeduldig. Irgendetwas klapperte im Inneren der Vase und Dan wollte sie öffnen. Jetzt! Er legte seine Hand auf den Deckel.
»Dan, nicht!«, rief Amy.
Doch er hatte ihn schon geöffnet und nichts passierte. Dan fasste hinein und zog ein verkorktes Glasröhrchen heraus, das mit Papier umwickelt war.
»Was ist das?«, fragte Amy.
»Eine Flüssigkeit«, antwortete Dan. Ein Fläschchen mit irgendwas darin.«
Er riss das Papier ab und warf es beiseite.
»Hey!«, rief Amy. »Das könnte wichtig sein.«
»Das ist nur zum Einwickeln.«
Sie nahm es auf und entfaltete es. Sie las kurz, was darauf geschrieben stand, und steckte es dann in ihre Tasche. Dan interessierte das nicht. Er versuchte, die Wörter zu entziffern, die in die Glasphiole geschliffen waren. Darin befand sich eine dickflüssige grüne Substanz, wie der Schleim, mit dem er immer gespielt und seine Freunde beworfen hatte. Die Inschrift lautete:
»Was ist das denn?«, fragte Nellie.
»Deutsch?«, fragte Amy.
»Nein«, sagte Nellie. »Das ist keine Sprache, die ich jemals gesehen habe.«
Plötzlich kitzelte es Dan am ganzen Körper. Die Buchstaben begannen, sich in seinem Kopf neu anzuordnen. »Das ist eins dieser Worträtsel«, erklärte er. »Bei dem sie die Buchstaben vertauschen.«
»Ein Anagramm?«, fragte Amy. »Woher willst du das wissen?«
Dan konnte es ihr nicht erklären. Es ergab für ihn einfach Sinn, so wie es Zahlen taten oder Schließmechanismen oder die Angaben auf den Baseball-Sammelkarten. »Gib mir ein Stück Papier und einen Stift.«
Amy wühlte in ihrer Tasche. Das einzige Papier, das sie finden konnte, war ein Stück cremefarbenen Kartons - ihr erster Hinweis über den armen Richard -, doch Dan war das egal. Er gab Amy das Glasfläschchen, nahm das Papier und schrieb auf die Rückseite. Wort für Wort entwirrte er das Anagramm:
Nellie stieß einen bewundernden Pfiff aus. »Okay, ich bin beeindruckt.«
»Das ist das zweite Zeichen«, sagte Dan. »Der zweite große Hinweis. So muss es einfach sein.«
Amy zog zweifelnd die Stirn kraus. »Vielleicht. Aber was soll das bedeuten - Wenn du dies auflädst? «
Plötzlich strömte Licht in den Raum.
»Gute Arbeit, Cousin!« Am Fuß der Treppe stand tropfnass, aber mit einem selbstzufriedenen Lächeln auf den Lippen Jonah
Wizard. Sein Vater stand hinter ihm und hielt eine Videokamera in der Hand.
»Mann, das wird sich toll im Fern sehen machen.« Jonah lächelte böse. »Dies ist die Stelle, an der ich hereinkomme, die Leichtgewichte hochgehen lasse und mir das Zeichen schnappe!«
Achtzehntes Kapitel
Die Verzweiflung verlieh Amy plötzlich ungeahnte Kräfte, genau wie vorhin, als sie Dan aus dem Gleisbett gezogen hatte. Sie war nicht so weit gekommen, um sich nun von einem eingebildeten Idioten wie Jonah Wizard aufhalten zu lassen. Sie hörte Grace’ Stimme in ihrem Kopf, wie sie vollkommen überzeugt erklärte: Du wirst mich stolz machen, Amy .
Sie hob die Phiole über ihren Kopf. »Hau ab, Jonah, oder ich werde sie zerschlagen.«
Er lachte. »Das würdest du nicht tun.« Doch er klang nervös.
»Großartige Szene!«, sagte Jonahs Vater. »Lass es laufen, mein Sohn. Tolle Chemie zwischen euch beiden.«
»Und nehmen Sie die Kamera weg!«, schrie Amy.
Dan und Nellie starrten sie verblüfft an, doch Amy kümmerte das nicht. Es war ihr auch egal, dass die Phiole vielleicht wertvoll war. Sie hatte genug von der hinterhältigen Art der Cahill-Familie. Sie war so wütend, dass sie das Glasröhrchen tatsächlich gern auf den Boden geschmettert hätte.
Offensichtlich spürte Jonah das. »Einverstanden, Cousine. Immer mit der Ruhe. Wir sind hier doch Freunde, oder?«
»Die Kamera!« Amy machte einen Schritt vorwärts, als wollte sie sich auf ihn stürzen.
Jonah zuckte zusammen. »Dad, mach die Kamera aus.«
»Aber, mein Sohn …«
»Tu es einfach!«
Widerwillig stoppte Jonahs Vater den Film.
»Okay, Amy.« Jonah setzte sein gewinnendstes Lächeln
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