Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
vermisste Saladin wirklich.
Doch seine Sammelleidenschaft hatte das offenbar nicht weiter beeinträchtigt. Amy streckte die Hand aus. Widerstrebend legte Dan den Aschenbecher hinein. »Okay, aber kannst du mir dann wenigstens ein Streichholzbriefchen vom Vielen Dank -Hotel holen?«, fragte er.
Amy stellte den Aschenbecher auf einen Tisch in der Lobby zurück, während Dan ihr hinterherschlich. Sie konnten den richtigen Namen des Hotels immer noch nicht aussprechen. Stattdessen hatten sie es nach dem einzigen Satz benannt, den das Hotelpersonal ständig wiederholte. Amy lächelte den Portier an, als sie ein Streichholzbriefchen vom Hoteltresen nahm. »Vielen Dank!«, sagte der Portier.
Sie gingen zur Tür zurück, und Dan beäugte Alistair, als der gerade in eine andere Richtung blickte. »Lass uns abhauen«, murmelte Dan. »Wir müssen Nellie und Saladin finden.«
»Bist du verrückt?«, flüsterte Amy zurück. »Onkel Alistair hat für diesen Hotelaufenthalt bezahlt. Er kann Japanisch, und er wird uns dabei helfen, uns in der Stadt zurechtzufinden.«
»Du magst ihn ja wirklich!«, stellte Dan geschockt fest. »Er hat dir eine Gehirnwäsche verpasst!«
Amy wirbelte zu ihm herum. »Ich mag ihn nicht und ich traue ihm auch nicht. Aber ohne ihn sind wir aufgeschmissen,
Dan. Wir müssen also wenigstens so tun als ob, bis Nellie uns findet.«
»Oder wir finden sie!«, grummelte Dan, während er mit Amy zu Alistair ging, der am Haupteingang auf sie wartete. Gemeinsam traten sie nach draußen in einen klaren, hellen Tag. Zu ihrer Linken begrüßten Menschen in Manga-Kostümen die Kunden eines glänzenden, mehrstöckigen Einkaufszentrums. Ein unbekannter Blütenduft wehte von einem Park zu ihnen herüber, der auf der anderen Seite einer von Auto- und Fahrradverkehr verstopften Straße lag. Tokyo erinnerte Amy an New York City, abzüglich der vielen großen Menschen, die sich gegenseitig anschrien.
Dans Augen waren nach oben gerichtet. Er bestaunte mit offenem Mund eine Stahlkonstruktion, die sich über dem Park erhob. »Cool, irgendwer hat den Eiffelturm hergebracht und ihn rot-weiß angemalt!«
Alistair lächelte. »Der Tokyo-Tower ist höher als sein Pariser Gegenstück, doch er ist auch leichter, dank der Fortschritte, die inzwischen bei der Stahlherstellung gemacht wurden. Fortschritte, die, wenn ich das noch hinzufügen darf, einem Ekaterina-Ingenieur zu verdanken sind. Meinem glorreichen Familienzweig. Und seht ihr dieses hohe Wohnhaus mit den gebogenen Seitenwänden? Es lehnt sich an eine japanische Blume an, die man sehr zahlreich im Shiba Park finden kann. Der geniale Einfall eines Janus-Architekten …«
»Warte mal, in diesem Park gibt es Blumen aus Stahl?«, erkundigte sich Dan.
»Ich kenne jemanden, dessen Gehirn aus Blech ist«, antwortete Amy und wandte sich dann wieder Alistair zu. »Woher weißt du so viel über deine Familie?«
»Eines Tages werde ich euch meine Sammlung zeigen«, erwiderte Alistair. »Doch jetzt lasst uns an die Arbeit gehen. Mit dem Taxi sind wir in zehn Minuten bei der städtischen Bibliothek.«
»Bibliothek. Juhu. Ich kann’s kaum erwarten«, sagte Dan geistesabwesend, während er an seinem Streichholzbriefchen herumfummelte. »Hey, ich habe eine Idee. Ihr beiden geht in die Bibliothek. Und ich hole ein bisschen Snapper-Sushi und nehme ein Taxi zum Flughafen. Ich treffe euch dann später wieder.«
»Warum glaubst du, dass Saladin am Flughafen ist?«, fragte Alistair und machte einen Schritt auf die Straße zu.
»Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, antwortete Dan. »Erstens - die Kabras haben Nellie einer Gehirnwäsche unterzogen und lotsen sie nun in der Stadt herum, in der Hoffnung, uns zu finden. Oder zweitens - Nellie ist es gelungen, sie mit überlegenen Ninja-Techniken zu besiegen, von denen sie gar nicht wusste, dass ich sie ihr auf telepathischem Wege übertragen habe. Na ja, um ehrlich zu sein, ziehe ich eher Möglichkeit eins in Betracht. Doch in jedem Fall wäre Saladin …« Dans Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Ich - ich kann einfach nicht aufhören, an ihn zu denken. Vielleicht sitzt er immer noch ganz allein auf dem Förderband und dreht sich immer und immer wieder im Kreis herum …«
»Ich weiß, wie sehr du dein Haustier liebst«, sagte Alistair. »Doch zuerst musst du an deine eigene Sicherheit denken. Die Kabras erwarten, dass ihr nach Japan kommt. Sie könnten auch erwarten, dass ihr auf der Suche nach eurem geliebten Kater und eurem Babysitter
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