Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
italienischen Polizisten. Dan, Nellie und sie sollten dann besser die Beine in die Hand nehmen.
Nicht dass sie daran nicht bereits gewöhnt waren. In letzter Zeit hatten sie ziemlich viel rennen müssen - zumindest seit sie sich dem Wettbewerb gestellt hatten, der im Testament ihrer Großmutter Grace ausgeschrieben worden war. Zur Testamentseröffnung waren sie in ihre Villa nach Massachusetts gefahren - die unmittelbar im Anschluss daran niedergebrannt war. Seitdem wären sie beinahe in einem einstürzenden Gebäude in Philadelphia umgekommen, sind von österreichischen Mönchen angegriffen und von Motorbooten durch Venedigs Kanäle gejagt worden. Sie waren Opfer vieler schmutziger Tricks, die die einzelnen Familienzweige der Cahills gegen sie ausgeheckt hatten.
Von Zeit zu Zeit - das heißt ungefähr alle zwei Sekunden - fragte sich Amy, warum in drei Teufels Namen sie das hier taten. Dan und sie hätten sich einfach für ihre Million entscheiden sollen, wie auch viele der anderen Familienmitglieder. Doch Grace hatte ihnen eben noch eine Alternative geboten: 39 Zeichen, die zu einem Geheimnis führten, das das Schicksal der Welt für immer verändern konnte …
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Amy und Dan ein ziemlich langweiliges und gewöhnliches Leben geführt. Nachdem vor sieben Jahren ihre Eltern gestorben waren, hatte sich ihre griesgrämige Tante Beatrice um sie gekümmert und die einzig gute Sache, die sie jemals getan hatte, war, Nellie einzustellen. Inzwischen wussten sie, dass sie Teil von etwas viel Größerem waren … Teil einer Familie, die
auf Ahnen wie Benjamin Franklin und Wolfgang Amadeus Mozart zurückblicken konnte. Es hatte fast den Anschein, als wären alle bedeutenden Genies dieser Welt Cahills gewesen. Und das war ziemlich beeindruckend.
»Hey, Amy, hast du mal daran gedacht, dich auf das Förderband zu setzen, um zu sehen, was dann passiert? So wie man auch in der U-Bahn immer sitzen bleiben will, wenn es an der Endstation heißt: ›Bitte alle aussteigen‹?«
Ja, und dann gab es da natürlich noch Dan Cahill, ihren kleinen Bruder.
»Jetzt komm schon!« Aus ihren Gedanken gerissen, packte Amy ihn genervt am Arm und machte sich auf zum Terminal. Nellie war direkt hinter ihnen. Mit einer Hand drehte sie am Rad ihres iPods, mit der anderen nestelte sie an ihrem Nasenring, in Form einer Schlange.
Amy sah auf die Flughafenuhr. 14:13 Uhr. Laut Plan sollte der Flug um 14:37 Uhr gehen und es war ein internationaler Flug. Eigentlich hätte man zwei Stunden vor Abflug am Flughafen sein sollen und nicht erst 24 Minuten vorher. »Das schaffen wir nicht!«, sagte Amy und begann Richtung Gate 4 zu rennen. Dan und Nellie blieben ihr dicht auf den Fersen.
»Sie haben Rufus und Remus wohl nicht gefunden, was?«, rief Dan.
»Wer sind Rufus und Remus?«, fragte Amy.
»Na die Schwerter!«, erklärte Dan. »Ich habe sie nach den Begründern Italiens benannt.«
»Du meinst Romulus und Remus«, zischte Amy. »Und
sie haben nicht Italien, sondern Rom gegründet. Und sag nie mehr dieses Wort!«
»Rom?«
»Nein, S-c-h-w-e-r-t.« Amy dämpfte ihre Stimme bis auf ein Flüstern, während sie sich in eine sehr lange Schlange einreihten, die sich an der Sicherheitskontrolle gebildet hatte. »Möchtest du, dass wir e-i-n-g-e-s-p-e-r-r-t werden?«
»U-p-s.«
»Oooh, ooh, oh …«, jaulte Nellie bei einem nicht zu identifizierenden Punksong mit.
Der Sicherheitscheck schien Jahre zu dauern. Das Schlimmste dabei war immer, fand Amy, dass sie ihre Jadekette abnehmen musste, um durch den Metallscanner zu gehen. Sie hasste es, sich auch nur eine Minute von dieser Halskette trennen zu müssen. Als sie durch waren, zeigte die Uhr 14:31 Uhr. Sie rasten den langen Gang zum Gate hinunter, während eine Lautsprecherdurchsage auf Englisch verkündete: »Letzter Aufruf für die Passagiere vom Flug 807 nach Tokyo! Bitte halten Sie Ihre Bordkarten bereit!«
Schwer atmend stellten sie sich am Schalter hinter einem verschnupften Kleinkind an, das sich prompt umdrehte und Nellie annieste. »Igitt. Was sind denn das für Manieren?«, sagte sie, während sie ihre Hand an ihrem Ärmel abwischte.
»Hat irgendwer meine Bordkarte gesehen?«, fragte Dan, während er hektisch in seinen Taschen herumkramte.
»Also ich habe meine«, sagte Nellie gedehnt. »Sie ist allerdings voller Schnodder.«
»Schau doch mal in deinem Buch nach«, riet Amy und zeigte auf das Taschenbuch, das Dan sich in seine hintere Hosentasche gestopft
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