Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
- diese Zeichen? Das sind dieselben, die auf dem Schwert eingraviert waren!«
Ups.
Dan fasste sich an die Stirn. Er hatte das S-Wort nicht sagen wollen.
Amys Augen schossen Blitze. Dan, du Volltrottel!, gab sie ihm still zu verstehen.
Dan und Amy schielten zu Alistair hinüber, der ganz vertieft darin war, etwas von seinem Bildschirm abzuschreiben. Langsam sah er auf. Er wirkte blass, fast kränklich.
»Onkel Alistair …?«, fragte Dan. »Bist du okay?« Alistair blieb ihnen die Antwort einige Sekunden lang schuldig. Er nahm die Brille ab und säuberte sie mit einem Stofftaschentuch. »Mir geht es gut. Nur das Starren auf den Bildschirm für eine so lange Zeit … es fällt einem nicht mehr so leicht, wenn man schon älter ist. Verzeiht mir. Habt ihr, ähm, etwas gefunden?«
»Ja«, sagte Dan.
»Nein«, sagte Amy.
»Ja und nein«, erklärte Dan. »Und du?«
Alistair nickte geistesabwesend. »Kommt her. Seht selbst.«
Amy und Dan flitzten auf die andere Seite, um auf Alistairs Bildschirm zu schauen. Er minimierte seinen Webmailaccount, sodass darunter eine Seite sichtbar wurde, die das Gemälde eines wild dreinblickenden japanischen Kriegers zeigte, der einen abgetrennten Kopf in der Hand hielt.
»Bäh …«, murmelte Amy.
»Mädel, das ist doch nur ein Foto«, sagte Dan. »Aber … bääh!«
»Das ist die, ähm, Kahle Ratte «, fuhr Alistair fort. Seine Stimme klang immer noch abwesend und zerstreut. »Er ist auch unter dem Namen Toyotomi Hideyoshi bekannt.«
»Hide wer shi?«, echote Dan.
»Er - er war der größte Krieger in der Geschichte Japans«, erzählte Alistair weiter, »doch die meisten Zeugnisse zeigen ihn als einen eher hässlichen Menschen. Er lebte im 16. Jahrhundert. Er begann sein Leben als Bauer und erlangte dann unvorstellbare Macht, indem er mehrere Stämme und Parteien unter sich versammelte und das Land zum ersten Mal zu einer Großmacht einte.« Alistair machte eine Pause und senkte die Stimme. »Er war ebenfalls einer unserer Cahill-Ahnen …«
»Ich dachte mir doch gleich, dass er eine gewisse Ähnlichkeit mit Amy hat«, warf Dan ein.
»… ein Tomas, um genauer zu sein. Nachfahr von Thomas Cahill. Thomas bereiste im 16. Jahrhundert den Fernen Osten. Manche sagen, um Handel zu treiben, andere behaupten, um sich aus Scham darüber zu verstecken, dass es ihm nicht gelungen war, seine missratene Schwester zu finden. Jedenfalls ließ er sich dort nieder und seine Familie war der Grundstein zum Tomas-Zweig, berühmt für seine Brutalität und kriegerische Vorgehensweise.«
Dan besah sich das Bild genauer. »Die Holt-Familie - sie gehören zu den Tomas’. Sie sehen aus wie Baumstämme mit Dinosauriergehirnen. Doch dieser Typ hier sieht aus wie ein Wiesel.«
»Es ergibt aber Sinn, dass Hideyoshi ein Tomas ist«,
sagte Amy. »Die Kraft. Die widerliche Weise, mit der er diesen Kopf hält.«
»Evolution ist eine launische Sache. Sie mag die Tomas’ nicht besonders.« Alistairs grimmiger Gesichtsausdruck hellte sich etwas auf und mündete in einem halbherzigen Lächeln. »Natürlich bin ich als Mitglied der Ekaterina nicht ganz objektiv. Wie dem auch sei, ich denke, unsere Suche sollte bei Hideyoshi beginnen. Der Mann hatte viele Geheimnisse. Manche behaupten, dass sie es waren, die ihm am Ende zum Verhängnis wurden.«
»Geheimnis ist doch unser zweiter Vorname, Kumpel«, versuchte Dan zu scherzen.
Alistair richtete seinen Blick zuerst auf Dan, dann auf Amy und langsam kehrte die Farbe wieder in sein Gesicht zurück. »Ich wollte diese Information eigentlich für mich behalten. Nach dem, was in Salzburg geschehen ist, war ich mir nicht sicher, ob ich euch beiden würde trauen können. Um ehrlich zu sein, war ich heute schon wieder versucht, diese ganze Suche nach der Verbindung zu Hideyoshi ohne euer Wissen durchzuführen.«
»Nun, dann sind wir schon zwei«, platzte Dan heraus.
»Drei«, verbesserte ihn Amy. Mit einem kurzen, zaghaften Blick zu Dan fügte sie hinzu: »Wir dachten auch nicht, dass wir dir trauen könnten, Onkel Alistair.«
Alistair nickte. »Ich habe mich bemüht, euer Vertrauen wiederzugewinnen. Vertrauen ist eine zerbrechliche Angelegenheit - schwierig aufzubauen, leicht zu zerstören. Man kann nicht darum feilschen. Nur wenn man es aus
freien Stücken gewährt, kann man es auch im Gegenzug zu erhalten hoffen.« Er sah von Amy hinüber zu Dan. »Um die Kette aus Misstrauen zu durchbrechen, muss irgendwer den ersten Schritt wagen. Ich bin gern bereit,
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