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Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao

Titel: Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
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einen Trottel aussehen lassen und sie hatte das auch noch zugelassen. Wenn sie diesen Wettbewerb gewinnen wollten, musste sie unbedingt ein bisschen besonnener werden.
    »Und dann diese Ausflüge in Museen und Universitätsbibliotheken, die sie immer mit uns zusammen unternommen hat, Dan? Sie hat mir gezeigt, wie man richtig Forschung betreibt. Damit ich nicht eingeschüchtert wäre, wenn ich einen Ort wie diesen hier betreten müsste. Was hat sie noch mal getan, nachdem wir aus dem Aquarium zurückkamen, Dan, erinnerst du dich?«
    »Sie hat mich den Namen jedes einzelnen Fisches, den wir gesehen hatten, aufsagen lassen«, antwortete Dan. »Und auch ihre lateinische Bezeichnung. Ich dachte, das wäre bloß ein Spiel.«
    »Sie hat dein fotografisches Gedächtnis trainiert«, erklärte Amy. »Eigentlich hat sie uns die ganze Zeit vorbereitet.« Sie machte eine ausladende Geste in den Korridor hinein. »Hierfür! Und wieso hat sie gewollt, dass wir das alles wissen? Wir mussten zu Lügnern, Betrügern und Dieben werden, nur um so weit zu kommen. Im Grunde sind wir Kriminelle.«
    »Ich weiß«, sagte Dan. »Ist das nicht cool?«
    Seine Stimme zitterte und er blickte Amy nicht in die Augen. Sie wusste, dass ihr kleiner Bruder versuchte, sie abzulenken. Er hatte Angst vor dem, was sie nun sagen würde. Aber sie musste es einfach sagen.
    »Was werden wir wohl noch tun müssen, bis alles vorbei ist?«, fragte sie. »Warum hat Grace bloß gewollt, dass wir uns alldem hier aussetzen?« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. »War sie etwa auch böse?«
    »Sag das nicht!«, schrie Dan. Er hatte genug von dieser neuen Amy. Am liebsten hätte er sie so lange geschüttelt, bis die alte wieder da war.
    Er konnte sich kaum an seine Eltern erinnern. Grace war alles, was er hatte, alles was seine Vergangenheit ausmachte. Amy durfte ihm das nicht wegnehmen. »Halt einfach nur den Mund!«, befahl er ihr wütend.
    Er hatte seiner Schwester noch nie den Mund verboten. Er nannte sie eine Streberin, eine Loserin oder eine Nervensäge, aber er hatte ihr niemals den Mund verboten. Das war eine Regel gewesen, die ihre Eltern aufgestellt hatten, und auch wenn er sich nicht wirklich daran erinnern konnte, Amy tat das sehr wohl.
    Doch so durften sie nicht miteinander reden. Wenn es nicht so kindisch gewesen wäre, dann hätte er sich jetzt die Ohren zugehalten. In ihrem Gesicht konnte er lesen, dass sie wusste, dass sie zu weit gegangen war.
    Aber seine Schwester war scheinbar zu einer Staatsanwältin mutiert und dachte gar nicht daran, aufzuhören. » Warum hat sie uns dann nicht geholfen? Warum? Denk doch mal drüber nach. Es war einfach nur Glück, dass Nellie mit uns gekommen ist. Hat Grace tatsächlich von uns erwartet, dass wir alleine um die Welt reisen und uns in schreckliche Gefahr bringen würden? Wenn sie uns wirklich geliebt hätte, hätte sie uns dann nicht vielmehr beschützen müssen? Und was ist mit diesen Familienzweigen? Sie muss doch gewusst haben, zu welchem wir gehören. Alle anderen kennen ihren Zweig doch auch. Irina. Selbst die schrecklichen Holts wissen, dass sie zu den Tomas’ gehören. Sogar Natalie und …«, Amy schluckte. Und er, dessen Name nicht genannt werden darf. »… ihr Bruder gehören zu den Lucians. Wir sind nur … wir.«
    »Hör auf«, bat Dan. Seine Stimme bebte. Es war für ihn vollkommen in Ordnung, darüber nachzudenken, warum Grace ihnen nicht irgendeine Art von Nachricht hinterlassen hatte. Auch er war deshalb noch wütend auf seine Großmutter. Aber dass Amy nun so tat, als wäre sie irgendein Monster gewesen, dass sie hierfür abgerichtet hatte … das machte ihm Angst.
    Es konnte nicht wahr sein. Wenn es so wäre, dann würde irgendetwas in ihm zerbrechen, das wusste er. Als Grace noch am Leben war, hatte er sich manchmal ausgeschlossen gefühlt. Amy war Grace immer ähnlicher gewesen, hatte sich für Museen und Geschichte interessiert. Doch nun sprach sie alle finsteren Gedanken aus, die auch Dan seit Grace’ Begräbnis im Kopf herumgespukt waren, die er sich aber nicht zu denken getraut hatte. Und das war nicht das, was Amy tun sollte. Sie sollte ihre Großmutter verteidigen. Wenn selbst Amy nicht mehr an Grace glaubte, was blieb ihnen dann überhaupt noch übrig?
    Er wandte sich ab, seine Augen brannten.
    Amy blieb auf dem Boden sitzen. Sie berührte ihre Jadehalskette, die sie niemals ablegte und die Grace gehört hatte. Sie fühlte sich schlecht. Sie fühlte eine Leere, die vorher nicht

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