Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao
irgendeiner verkorksten Machtgier heraus. Sie hat uns aus Liebe vorbereitet. Sie wusste, was auf dem Spiel stand. Und sie wusste auch, dass wir ihm nicht entkommen konnten. Es gibt einen Grund, warum sie uns bei dem Rennen um die Hinweise dabeihaben wollte. Wir kennen ihn noch nicht. Nur müssen wir ihr vertrauen. Ich meine, wir müssen ihr wirklich vertrauen. Wir müssen aufhören, sie im Nachhinein zu kritisieren. Wir müssen sie wieder bei uns aufnehmen.«
»Es ist schwer, nicht böse auf sie zu sein, wo ich sie doch so sehr vermisse«, sagte Dan.
»Wir können nicht sauer darauf sein, dass sie weg ist. Wir können natürlich wütend sein. Aber nicht auf sie .«
Plötzlich lächelte Dan. Irgendetwas begann, sich in seinem Inneren zu klären und wie ein Puzzlestück an den richtigen Platz zurückzufallen. Auch Amy schien dieses beruhigende Klicken zu spüren.
Dan nickte. »Okay. Zurück zu unserem Problem. Sie wusste, dass wir alles durchgehen würden, was uns einfallen würde. Es kann aber nichts sein, das wir erraten müssen, sondern etwas ganz Sicheres.« Dan schritt im Raum auf und ab und versuchte nachzudenken. Ein großformatiges Porträt hing über einem Schreibtisch und die Augen darauf schienen ihn zu beobachten. Es war das Bild eines alten Mannes mit einem langen weißen Bart und durchdringenden schwarzen Augen.
»Ein Freund von Ihnen?«, fragte er Sami.
»Nicht wirklich. Das ist Salah ad-Din. Ein berühmter muslimischer Feldherr, der damals im Jahr 1176 die Zitadelle erbauen ließ. Ihr Amerikaner würdet ihn …«
Amy und Dan sagten den Namen gleichzeitig in einem einzigen Atemzug: »… Saladin nennen.«
»Genau.«
Amy holte das Spielbrett näher zu sich heran. Sie sah zu Dan hoch. Der nickte.
Langsam stellte sie die Buchstaben auf dem Schloss einen nach dem anderen ein.
Sie atmeten auf, als der Deckel aufsprang.
»Seht ihr?«, lächelte Sami. »Ihr kennt eure Großmutter besser, als ihr denkt.«
Amy blickte Dan an. »Ja«, sagte sie leise. »Das tun wir.«
Sami verbeugte sich knapp. »Ich werde euch allein lassen, damit ihr untersuchen könnt, was sie euch hinterlassen hat.«
Sie warteten, bis der Vorhang wieder zugezogen war. Amy zog die Schublade auf. Sie nahm eine kleine gerahmte Zeichnung heraus.
»Das sieht wie eine botanische Illustration aus«, sagte sie.
»Und da ist etwas mit Bleistift draufgeschrieben«, ergänzte Dan.
mat 2.11
»Wir müssen nur herausfinden, zu welcher Pflanze dieses Blatt gehört, dann haben wir den Hinweis.«
»Das sollte nicht allzu schwer sein«, meinte Amy zuversichtlich.
Vierundzwanzigstes Kapitel
»Das ist alles deine Schuld«, schimpfte Dan, als sie zurück im Hotel Excelsior waren. »Hast du immer noch nicht kapiert, dass du absolut niemals sagen darfst, dass etwas einfach sein wird?«
Amy vergrub ihr Gesicht in den Handflächen. »Ich weiß.«
»Versuch es mit Kerbel«, schlug Nellie vor. Sie lehnte sich vor und fütterte Saladin mit einem Klecks Hummus. Sie hatten extra für ihn den Zimmerservice bestellt, nur um ihm dafür zu danken, dass er so ein tolles Passwort abgegeben hatte.
Dan saß über seinen Laptop gebeugt da. Er hatte eine Online-Enzyklopädie botanischer Illustrationen gefunden, aber es stellte sich schwerer als erwartet heraus, ein Blatt mit einer Pflanzenart abzugleichen. Und es half auch nicht, dass Nellie die ganze Zeit Kräuter, die ihr zufällig einfielen, heraustrompetete, als wollte sie einen Eintopf kochen.
»Wie viele Einträge gibt es?«, fragte Amy ihn.
»Schhh, das weiß ich nicht. Tausende.«
»Und seit wir hier sind, wie viele Einträge hast du da gecheckt?«
Dan sah auf die Liste hinab, die er zusammenstellte. »37. Nein! 38. Ich habe Kerbel vergessen.«
Amy stöhnte. »Wir haben erst vor 20 Minuten angefangen. Das könnte die ganze Nacht dauern.«
»Und den ganzen nächsten Tag«, vermutete Nellie. »Versuch Tamarinde!«
Dan klickte weiter. »Nein«, sagte er dann enttäuscht.
Amy sprang auf. Sie stellte sich hinter Dan. »Das ist allerdings keine schlechte Idee«, meinte sie. »Schließlich sind wir hier in Ägypten. Wir sollten nach ägyptischen Pflanzen suchen. Katherine würde nicht ihre ganzen Nachkommen hierherschicken, um Kerbel zu finden, oder?«
»Versuch Akazie«, schlug Nellie vor.
»Oder Hummus oder Baba ghanoush oder Minze oder Palme.« Dan wirbelte auf seinem Schreibtischstuhl herum und wedelte mit den Armen. »Mein Gehirn ist überlastet.«
»Das kann hier schon mal passieren«,
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