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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
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getäuscht.‹«
    Amy spürte einen Anflug von Mitleid. Aber Ian hatte sie so schon früher um den Finger gewickelt. Darauf würde sie nicht mehr hereinfallen. Egal, wie aufrichtig er auch klang.
    »Erzähl das deinem Psychiater.«
    »Amy, ich verdiene alles, was du mir an den Kopf wirfst, aber ich rufe dich nicht an, um dein Vertrauen zurückzugewinnen«,
fuhr Ian fort. »Ich rufe an, weil ich Informationen habe.«
    »Dann gib sie jemandem, den das interessiert«, sagte Amy patzig.
    Dan kam näher heran, um zu hören, was am anderen Ende der Telefonleitung gesprochen wurde.
    Amy wich ihm aus. »Erwartest du etwa, dass ich …«
    »Es geht um deine Eltern«, brach es aus Ian heraus. »Genauer gesagt, um ihren Tod.«
    Amy erstarrte.
    »Meine Mutter hat mir alles erzählt. Sie wurden ermordet.«
    In Amys Ohren begann es zu summen. Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren. Immer wieder hörte sie das Wort ermordet .
    Eltern … ermordet …
    »Amy?«
    Sie konnte ihn hören, doch seine Worte ergaben keinen Sinn.
    Hatte sie das nicht schon immer gewusst, tief in ihrem Inneren? Hatte sie nur aus Angst ihre Augen vor der Wahrheit verschlossen?
    Der Brand … nasses Gras an ihren Beinen … Dan zitternd auf ihrem Schoß … Flammen schlugen in den Nachthimmel … Der Geruch von Rauch lag in der Luft …
    Was war das ? Das Bild war ihr gerade erst in den Sinn gekommen. Sie strich sich mit zwei Fingern über die Stirn und versuchte, es zu vertreiben.
    »… wollen mit dir darüber reden. Ein vorübergehender Waffenstillstand. Wir geben dir unser Wort, dass dir nichts geschehen wird …«

    Eltern. Ermordet .
    »Wirst du kommen?«, fragte Ian.
    »Sag mir, was du weißt.« Amy bemühte sich verzweifelt, ruhig zu klingen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Die Telefonverbindung ist nicht sicher.«
    »Was?«
    »Glaub mir. Es ist so. Hör zu, wir treffen uns an einem offenen Platz mit vielen Leuten, dem Rocks Market am Circular Quay. Um drei Uhr vor dem Museum für zeitgenössische Kunst .«
    Amy antwortete nichts.
    »Ich hoffe, du kommst«, sagte Ian leise und legte auf.
    »Was wollte das Ekelpaket denn diesmal von dir?«, fragte Dan neugierig. »Nein, sag nichts. Du glaubst ihm wieder alles, was er dir erzählt, stimmt’s? Oh, Ian«, flötete er mit hoher Stimme und klimperte mit den Wimpern, »nimm mich mit auf deine Superjacht …«
    Amy drehte sich wütend nach ihm um. »Hör auf damit, du Blödmann! Er will sich nur mit mir treffen!«
    »Hilfe, meine Schwester hat sich in ein Monster verliebt!«, schrie Dan.
    »DAN!«
    »Also gut, ihr beiden.« Nellie griff nun ein. »Jeder in seine Ecke. Sofort!« Sie sah Amy sorgenvoll an. »Du wirst dich doch nicht etwa mit ihm treffen wollen? Denn …«
    »Ich wünschte, ihr beiden würdet aufhören, mich wie einen Volltrottel zu behandeln«, entgegnete Amy.
    »Normal kann man dein Verhalten ja wohl nicht nennen«, murmelte ihr Bruder.

    Amy steckte die Hände in die Taschen und ballte sie zu Fäusten. Sie musste allein sein und nachdenken. Das gerade Erfahrene war einfach zu überwältigend. Sie konnte nicht darüber reden. Noch nicht.
    Ihre Eltern. Ermordet .
    Amy drehte sich um und rannte ins Haus. Shep war gerade auf dem Weg nach draußen, die Autoschlüssel in der Hand. »Seid ihr bereit? Wir haben noch Zeit für eine schnelle Tour durch Sydney. Und dann gehen wir auf den Markt und decken uns mit Vorräten ein.«
    »Ich bleibe hier«, sagte Amy und versuchte, gelassen zu klingen. »Der Jetlag macht mich fertig. Ich brauch eine kleine Auszeit.«
    Nellie sah sie mitleidig an. »Nach einem Nickerchen geht es dir bestimmt besser.«
    »Hoffentlich träumst du von deinem Superjacht-Kapitän«, spottete Dan.
    »Hör schon auf, Dan«, beschwichtigte Nellie ihn. »Lass sie einfach in Ruhe.«
    Die drei machten sich auf den Weg und Amy blieb allein zurück. Noch immer ging ihr Ians Geständnis nicht aus dem Kopf. Mord . Log er? Oder wusste er womöglich sogar, wer sie umgebracht hatte?
    Amy beugte sich vornüber und atmete ein paar Mal tief durch. Jemand hatte ihre Eltern ermordet. Jemand, den sie wahrscheinlich sogar kannte.
    Den Kabras konnte sie nicht vertrauen.
    Womöglich lief sie am Ende noch in eine Falle. Es war ihr egal. Für sie gab es nur noch eine Frage: Wer war es ?

    Die Nachmittagssonne brannte noch immer vom Himmel, als sie von der Bushaltestelle zum Museum am Hafen lief. Circular Quay war bei den Touristen sehr beliebt, und Amy war erleichtert, dass sich so viele Menschen

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