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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
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Tür.
    Amy blickte in absolute Dunkelheit.
    »Jetzt zeige ich dir einen besonderen Teil der australischen Geschichte.« Irina stupste sie in den Rücken und Amy spürte ihre scharfen Fingernägel. »Geh schon.«

Achtes Kapitel
    Die winzige Lampe erhellte gerade mal die klapprige Holztreppe. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss.
    »Es kann sein, dass wir der einen oder anderen Ratte begegnen«, sagte Irina. »Ansonsten ist es hier absolut sicher.«
    »Keine Sorge«, erwiderte Amy. »Ich bin an Ratten gewöhnt. Wir haben ja genügend in der Familie.«
    »Bist wohl auch ein solcher Clown wie dein Bruder, hm?«, fragte Irina genervt. »Der Tunnel hier wurde im neunzehnten Jahrhundert benutzt. Wenn die Taugenichtse an der Bar zu tief ins Glas geschaut hatten, fanden sie sich am nächsten Morgen auf einem Schiff auf hoher See wieder. Durch den Tunnel brachte man die Betrunkenen zum Hafen.«
    Sie gingen die Treppe hinunter. Unten war der Boden dreckig, der Stein an den Wänden bröckelte. Amy konnte keine zwei Meter weit sehen.
    »W-w-wo bringst du mich hin?« Das Zittern in ihrer Stimme ärgerte sie. Sie musste sich zusammenreißen.
    »Ha!«, stieß Irina humorlos hervor. »Glaubst du etwa, ich entführe dich? Ich rette dich. Es gibt Dinge, für die ich mir nun wirklich zu schade bin.«
    »Wirklich?«, fragte Amy ungläubig. »Ich dachte, du schreckst vor nichts zurück.«
    »Soll das ein Witz sein? Allerdings stimmt es, dass es nichts
gibt, was ich nicht tun würde, um zu gewinnen. Aber heute, Amy Cahill, tue ich dir einen Gefallen. Ich gebe dir einen Rat, den du bitter nötig hast. Du fürchtest alles Mögliche, nur nicht das, was du tatsächlich fürchten solltest.«
    »Danke«, sagte Amy. »Das ist echt hilfreich.«
    »Zum Beispiel hast du jetzt gerade Angst vor mir. Verständlich, ich bin schließlich deine Feindin. Aber jetzt, in diesem Augenblick, bin ich noch dein geringstes Problem.«
    »Wirklich?«, fragte Amy scheinbar erstaunt. »Sehr merkwürdig, wenn man bedenkt, dass ich mich gerade mit Ratten in einem Tunnel befinde und du mich vor ein paar Minuten noch mit einer Giftspritze bedroht hast.«
    »Da ist noch etwas, das ich dir sagen muss. Du erinnerst dich nicht an Dinge, die du nie vergessen darfst.«
    »Na, jetzt ist mir alles klar.«
    »Nur weiter so, mach dich ruhig lustig. Aber ehe wir auseinandergehen, musst du begreifen, dass du an dem, was du nicht weißt, zugrunde gehen wirst. Und die Welt gleich mit.«
    »Ist das nicht ein bisschen übertrieben?« Amy bekam ihre Angst am besten in den Griff, indem sie Irina verspottete.
    »Nein.« Irina drehte sich zu ihr um. Sie stand jetzt ganz dicht bei Amy. »Hör mir zu, Amy Cahill. Es ist höchste Zeit, dass du dich einmal ganz genau umsiehst. Die Suche nach den 39 Zeichen ist für deinen Bruder so etwas wie ein Spiel, oder?«
    Irinas eindringlicher Blick machte Eindruck auf Amy. Ihre Augen waren sogar im schwachen Schein der Lampe eisig blau, die Wimpern setzten sich schwarz davon ab. Amy konnte nicht
bestreiten, was Irina gesagt hatte. Die Jagd nach den Zeichen war für Dan wirklich ein Spiel.
    »Aber du weißt es besser. Deshalb riskiere ich auch so viel, nur um mit dir zu reden. Deine Eltern sind für das hier gestorben . Oder glaubst du etwa, sie wollten euch so verlassen?«
    »Lass meine Eltern da raus!« Amy wollte sich am liebsten die Ohren zuhalten.
    »Eltern lassen ihre Kinder nicht einfach allein. Glaubst du, sie würden ihre Kinder für ein Spiel im Stich lassen?«
    »Hör auf!«
    »Glaubst du, deine Mutter ließ dich zurück und rannte in ein brennendes Haus, nur um ihren Ehemann zu retten?«
    Amy starrte Irina an. Sie war wie versteinert. »Woher weißt du, was damals passiert ist?«, flüsterte sie.
    Irina zuckte die Schultern. »Aus der Zeitung natürlich. Aber nur du kannst es genau wissen. Du weißt, wer in jener Nacht da war. Du warst alt genug, um es zu sehen . Du glaubst nicht einfach alles, was dir irgendein Cahill auftischt, und das ist auch gut so. Wir alle haben unsere Ziele. Du musst dich erinnern!«
    »Ich erinnere mich an gar nichts aus jener Nacht«, schrie Amy. Aber in ihrem Kopf tauchten Einzelheiten auf und schwirrten wild durcheinander: kaltes Gras, fliegende Asche, ein Fenster zerbricht, Dan weint …
    »Du hast gezeigt, wie einfallsreich du bist, das gestehe ich dir gern zu«, sagte Irina. »Ihr reagiert schnell, du und dein Bruder. Aber es werden Zeiten kommen, wo ihr genau nachdenken und euch unangenehmen Dingen stellen

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