Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
Vom Netzwerk:
dort aufhielten. In den Massen konnte man leicht untertauchen. Im ersten Laden mit Touristensouvenirs, an dem sie vorbeikam, kaufte sie sich eine Schildmütze mit der Aufschrift OZ . Sie zog sie tief ins Gesicht, so als müsse sie ihre Augen vor der grellen Sonne schützen.
    Sie wünschte sich, sie wäre einer der Touristen, die mit der Kamera in der Hand durch das Labyrinth aus Straßen und Gassen spazierten. Dies war einer der ältesten Stadtteile Sydneys, und die Läden und Cafés, an denen sie vorbeikam, wirkten gemütlich und einladend. Vor ihr wölbte sich die beeindruckende Harbour Bridge vor einem makellos blauen Himmel. Sie erhaschte einen ersten Blick auf das berühmte Opernhaus, das in ihren Augen aussah wie eine Blume, deren Blüten sich entfalten. Musik erklang. Markisen in der Form des Opernhausdaches spendeten Schatten für die Händler, die auf Tischen Kunsthandwerk feilboten.
    Aber Amy war keine Touristin. Sie hatte ein Ziel. Wenn sie stehen blieb, um in ein Schaufenster zu sehen, dann nicht, um die Auslagen zu betrachten, sondern um zu überprüfen, ob sie beobachtet wurde. Sie bog nicht um eine Straßenecke und kehrte dann wieder um, weil sie sich nur in der Richtung geirrt hatte – sie kontrollierte, ob sie verfolgt wurde. Und wenn sie nach oben blickte und so tat, als bewunderte sie die Gebäude, dann suchte sie in Wahrheit die Dächer nach versteckten Beobachtungsposten ab.
    Erst als Amy sicher war, dass sie nicht verfolgt wurde,
steuerte sie das Museum an. Je näher sie dem Hafen kam, desto langsamer wurde sie. Sie hatte noch eine Viertelstunde bis zu ihrem Treffen, Zeit genug, um sich etwas genauer umzusehen. Also trat sie in einen Hauseingang und betrachtete das Gewimmel der Touristen. Hin und wieder sah sie auf die Uhr, damit es so aussah, als würde sie auf jemanden warten.
    Plötzlich spürte sie jemanden neben sich, ein wenig zu nah.
    »Herrlicher Tag. Ich hoffe, du genießt ihn.«
    Als sie den rauen russischen Akzent hörte, spürte Amy Angst in sich aufsteigen. Sie versuchte zu entkommen, doch eine Gruppe Touristen, die lautstark darüber diskutierte, wo sie zu Mittag essen wollte, versperrte ihr den Weg. Amy fühlte etwas Spitzes in ihrem Rücken.
    »Übrigens, die Nägel sind geladen«, drohte Irina.
    Sie bräuchte nur einen Finger krümmen und schon hätte Amy eine Nadel mit Gift im Genick stecken. Panisch sah sie sich nach einem Polizisten um.
    »Sei nicht dumm. Hier kann dir keiner helfen. Los jetzt.« Irina führte Amy vom Hafen weg, zurück auf die Straße.
    Das Mädchen suchte die Umgebung nach einem Fluchtweg ab. Konnte sie vor ihrer Feindin fliehen? Nein, Irina war so dicht hinter ihr, dass sich die Nadel bei der kleinsten Bewegung sofort in ihr Fleisch bohren würde.
    »Nicht denken, nur gehen. Das ist kein Spaß. Hier rein. Los.« Irina schubste sie in ein altes Steingebäude. Sie befanden sich in einem alten Wirtshaus, durch dessen Raum sich ein geschwungener Holztresen zog.
    Der Inhalt der Flaschen, die noch immer auf dem Regal aufgereiht standen, schimmerte im fahlen Licht bernsteinfarben
und an der Decke hingen Spinnweben. Als die beiden eingetreten waren, hatten sie Staub aufgewirbelt, der nun im hereinfallenden Sonnenlicht tanzte.
    »Hier lang«, befahl Irina und schob Amy weiter zu einer kleinen Tür.
    Angst machte sich in Amy breit. Sie erinnerte sich an Irinas stechenden Blick, als sie in der Kathedrale auf dem Blut gewesen waren. Die ehemalige KGB Agentin war damals kurz davor gewesen, sie und Dan umzubringen. »Nein.«
    »Mach die Tür auf, bitte«, sagte Irina. Als Amy zögerte, trat Irina die Tür einfach auf und gab ihr einen kleinen Schubs. »Wenn ich dich umbringen wollte, hätte ich es schon längst getan. Wir müssen uns einmal unter vier Augen unterhalten, ohne die Kabras. Wenn du nicht rechtzeitig dort auftauchst, werden sie dich suchen. Also geh schon.«
    Amy fand sich in einem großen Lagerraum wieder. Riesige Dosen mit weißen Bohnen und Tomaten standen aufgereiht in den Regalen. »Was soll ich denn in diesem Aldi-Lager?«, fragte sie spöttisch. Sie musste sich wehren, musste Irina signalisieren, dass sie keine Angst hatte. Auch wenn das nicht stimmte.
    »Du solltest mittlerweile wissen, dass ich keinen Spaß verstehe. « Irina stieß sie ans hintere Ende des Lagerraums. Eine kleine alte Holztür mit langen Rissen war in die dicke Steinmauer eingelassen. Irina holte einen großen Eisenschlüssel hervor, steckte ihn ins Schloss und öffnete die

Weitere Kostenlose Bücher