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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
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eingeweiht, sondern nur noch in einzelne Teile.
    Sie fuhr mit den Fingern über die kühlen grünen Steine der Halskette. Isabels Beleidigungen waren an ihr abgeperlt. Sie hatten sie nicht getroffen.
    Irina steckte die Halskette in die Tasche ihres schwarzen Blazers und zog den Reißverschluss zu. Sentimental war sie noch nie gewesen. Trotzdem hatte sie Verständnis dafür, wenn jemand an etwas hing, das ein geliebter Mensch einmal berührt hatte.
    Als sie sich vor vielen Jahren endlich dazu durchgerungen
hatte, Nikolais Zimmer auszuräumen, hatte sie seine Lieblingshose zusammengelegt und dabei etwas in der Tasche gefunden. Es war eine Medaille gewesen, die sie früher einmal für den ersten Platz im Voltigierwettbewerb erhalten hatte. Die Medaille war angelaufen, die Schleife verschlissen und ausgefranst. Aber Nikolai hatte sie ständig bei sich getragen. Er hatte sie jeden Tag berührt. Für ihn war es eine Erinnerung an seine Mutter, die immer so viel unterwegs gewesen war. Er hatte etwas gebraucht, das ihn an sie erinnerte. Irina hatte das nicht gewusst.
    Sie hatte es nicht gewusst.
    In diesem Moment war etwas in ihr zerbrochen. Sie hatte die Hose an sich gedrückt und hemmungslos geweint. Sie hatte ihren Schmerz hinausgeschrien. Dann hatte sie sich langsam wieder gefasst, aber sie war nie wieder dieselbe gewesen. Sie hatte ihren Sohn verloren.
    Sie fuhr mit der Hand in ihre Tasche und berührte die Medaille. Nun war es an ihr, ein Erinnerungsstück aufzubewahren. Etwas zu berühren, das er berührt hatte.
    Irina, du musst dich um das Problem in Helsinki kümmern.
    Mein Sohn ist krank. Es ist gerade ungünstig.
    Sie erinnerte sich noch gut an Isabels kühles Lachen.
    Kinder sind dauernd krank.
    Nein, diesmal ist es etwas Ernstes. Der Doktor hat gesagt …
    Langweil mich nicht mit Einzelheiten. Erledige deine Arbeit. Die Tickets sind am Flughafen für dich hinterlegt.
    Also hatte sie ihn auf seine goldenen Locken geküsst und ihm zugeflüstert, dass sie nur zwei Tage weg sein würde. Ihre Nachbarin Anna, die auf ihn aufpasste und die er liebte, würde sich um ihn kümmern. Irina hatte ihm versprochen, ihm etwas
ganz Besonderes mitzubringen, etwas, das er sich von ganzem Herzen wünschte.
    Einen Affen, sagte er, und sie hatte gelacht.
    Sie hatte versteckt ermittelt. Kein Kontakt, kein Telefon, nichts. Deshalb hatte sie Annas zunehmend verzweifelte Nachrichten nie erhalten. Auch der Arzt hatte sie nicht erreicht. Als sie zwei Tage später wieder in Moskau landete, musste sie feststellen, dass ihr neunjähriger Sohn tot war. Sie hatte den Plüschaffen in der Hand und ein erwartungsvolles Lächeln auf dem Gesicht, als Anna ihr die Nachricht überbrachte.
    Irina stand auf. Isabel hatte sie einst gezwungen, etwas zu tun, das sie jede Sekunde, die sie bei Bewusstsein war, bereute. So etwas würde sie nie wieder zulassen.

Dreizehntes Kapitel
    Ein köstlicher Duft empfing Amy, als sie völlig erschöpft die Tür zu Sheps Haus öffnete. Sie hatte über eine Stunde für den Rückweg gebraucht. Jede Menge Zeit, um das Geschehene zu verdauen. Aber ihre Angst war noch nicht verflogen. Sie lag ihr im Magen wie ein kalter, harter Brocken.
    Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, begann sie zu zittern. Jetzt, da sie in Sicherheit war, wurde ihr erst richtig bewusst, was ihr Schreckliches widerfahren war. Was wäre geschehen, wenn Hamilton sie nicht gerettet hätte? Sie sah sich ins Wasser stürzen, sah, wie die Haie sie umkreisten und mit ihren toten schwarzen Augen anstarrten …
    Ihr war so kalt. Sie fühlte sich schrecklich schwach und konnte keinen Schritt mehr tun.
    Im Küchenbereich stand Nellie, ein buntes Kopftuch ums Haar geschlungen, und kochte. Sie rührte in einer Pfanne, während sich Shep draußen auf der Veranda um den Grill kümmerte. Dan spielte Tischfußball gegen sich selbst, indem er ständig von einer Seite des Kickertisches auf die andere hechtete.
    Nellie blickte auf. Ihr freundliches Lächeln verblasste, als sie sah, in welchem Zustand Amy war.
    Sie ließ den Kochlöffel in die Pfanne fallen und Tomatensoße spritzte auf den Herd. Als Amy die Spritzer sah, musste sie an all das Blut im Wasser denken. Ihr wurde schwindelig
und ein Summen dröhnte in ihren Ohren. Der Raum begann sich zu drehen …
    Nellie fing sie gerade noch auf, als ihre Knie nachgaben.
    »Dan, hol eine Decke!« Nellies Stimme war fest, hallte aber durch den großen Raum. Sie schleppte Amy zum Sofa.
    Dan konnte nur die

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