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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
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entkommen ist!« Isabel legte die Hand an den Ausschnitt, wo Amys Jade-Halskette über ihrem ärmellosen weißen Kleid glitzerte. Natalie hatte keine Ahnung, warum sie die Kette trug, obwohl sie doch genügend Diamanten besaß.
    »Entschuldige, aber ich wüsste nicht, warum das meine Schuld sein sollte«, sagte Irina. »Vergiss nicht: Ich war nicht an Bord.«
    Ian erstarrte und Natalie sah Irina fasziniert an. Hatte sie denn keine Ahnung, wie man mit Isabel umging, wenn sie wütend war? Man musste ihr in allem recht geben und um Verzeihung bitten, egal wie unfair ihre Anschuldigungen waren. Andernfalls machte sie Hackfleisch aus einem.
    Isabel wirbelte herum und ging auf Irina zu. Natalie kannte diesen Blick. Gleich würde Irina ihr blaues Wunder erleben. Das versprach herrlich zu werden.
    »Entschuldige mal«, sprach Isabel in vernichtendem Tonfall. »Du hattest einen einfachen Auftrag. Er lautete: Bring sie zum Boot.«
    »Sie ist doch an Bord gegangen, oder nicht? Damit war mein Auftrag erledigt. Ich sehe überhaupt nicht ein …«
    »Du siehst nichts ein, weil du eine Idiotin bist!« Aus jedem Wort tropfte Isabels ganze Verachtung. »Du solltest Amy um genau 15 Uhr 12 abliefern. Und du solltest mit ihr über die Argyle Street kommen, damit wir dich durchs Fernglas sehen und das Boot fertig machen konnten. Nichts davon ist geschehen! Du warst eine Viertelstunde zu spät dran. Eine Viertelstunde! Damit hatten die Holts genug Zeit, um alles vorzubereiten. Nicht einmal diese Volltrottel brauchen so lange, um
einen Plan auszuhecken!« Isabel baute sich vor Irina auf. »Die haben uns beobachtet und du bist verantwortlich für die Überwachungs abwehr . Also, alles zusammengenommen, Irina, hast du nicht nur versagt – du hast jämmerlich versagt.«
    Natalie grinste. Irina durfte ruhig wissen, dass sie ihre helle Freude an dieser Unterhaltung hatte. Sie hatte ja nie begriffen, dass sie nicht der Boss war. Ian und Natalie waren die persönlichen Vertreter Vikrams und Isabels. Und die waren praktisch die Anführer der Lucians. Das konnte Irina nicht ertragen.
    Isabel hielt Daumen und Zeigefinger in die Höhe. »Ich war so nah dran, dass sie mir alle Zeichen verraten hätte. So nah! Dieses Mäuschen war total verängstigt.«
    »Und was, wenn nicht?«, fragte Irina.
    »Wenn nicht was?«
    »Wenn sie nichts verraten hätte. Hättest du sie wirklich den Haien vorgeworfen?«
    »Langweil mich nicht mit deinem ›Was wäre wenn‹«, sagte Isabel unwirsch, wedelte mit der Hand und wandte sich ab. »Mir geht es ums Ergebnis. Und jetzt haben wir eine Niederlage erlitten. Von den Tomas. Das ist völlig inakzeptabel!«
    Isabels schmale, elegante Schultern hoben und senkten sich wieder. Als sie sich umdrehte, hatten sich ihre Gesichtszüge wieder entspannt. Nicht dass man in ihrem Gesicht jemals hatte Gefühle ablesen können. Isabel beschäftigte schließlich die besten Schönheitschirurgen Londons. Sie hatte sich liften, spritzen, straffen und aufpolstern lassen. Natalie wünschte, ihre Mutter wäre nicht dermaßen besessen von ihrer Schönheit. Sie vermutete aber, dass man mit über 40 eine Menge Arbeit investieren musste, um gut in Schuss zu bleiben.

    »Die Sache ist folgende, Irina: Es ist nicht das erste Mal, dass du ein Ziel nicht erreicht hast«, erklärte sie. »Du lässt nach. Du … nun, ganz ehrlich, du wirst alt.«
    »Vergiss nicht«, unterbrach Irina sie, »wir sind gleich alt.«
    »Ich meinte auch mehr deine Denkweise. Sie ist veraltet«, verdeutlichte Isabel Kabra ihre Ansicht. »Du hältst dich nicht auf dem Laufenden. Du warst einmal die beste Spionin auf dem Markt, das gestehe ich dir gern zu. Aber wenn du deine Form nicht hältst, verlierst du den Anschluss. Verstehst du? Jetzt geht es um die Wurst, wie die Amerikaner gerne sagen. Für eine Kabra gibt es so etwas wie Misserfolg gar nicht.«
    »Meinst du nicht eher für die Lucians?«, fragte Irina irritiert.
    Isabel wirkte einen Moment verunsichert. »Natürlich meinte ich das.«
    »Denn in diesem Wettbewerb geht es um die Macht für die Lucians, nicht für die Kabras«, berichtigte Irina. »Es sei denn, man hätte mich da falsch informiert.«
    »Nun, selbstverständlich.« Isabel trommelte mit den Fingern auf ihren Oberschenkel.
    Irgendwie hatte Irina es geschafft, Natalies Mutter zu verunsichern. Isabel schnipste sich einen Fussel vom Kleid, als sei er giftig. Natalie hoffte, ihre Mutter würde Irina noch vernichten, denn andernfalls lag ein schlimmer Nachmittag

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