Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt
letzten 50 Jahre an der Formel gearbeitet!«
»Das ist verrückt«, sagte Amy langsam.
»Es könnte aber wahr sein«, widersprach Dan.
Sie sprangen beide auf. »Wir bleiben hier«, rief Amy. »Wir bringen ihm seine Vorräte!«
»Aber da ist kein Hotel!«, widersprach Darma. »Gar nichts für Touristen!«
»Das ist schon in Ordnung! Wir schlafen gern im Freien!«
Dan fischte in seiner Tasche und holte ein paar Geldscheine heraus.
»Holen Sie uns morgen ab, okay?«, sagte er und drückte Darma die Scheine in die Hand. Er schwang sich aus dem Boot ins knietiefe Wasser. Dann nahm er eine der Kisten und balancierte sie auf dem Kopf.
Auch Amy stieg aus dem Boot und schnappte sich eine Kiste. »Tschüss!«
Darma zog das Schlauchboot wieder an Bord. Er sah ihnen verwirrt nach. Doch dann zuckte er die Schultern und winkte ihnen hinterher. Nach wenigen Augenblicken hatte sein Boot die Spitze der Insel umrundet und war verschwunden.
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Nellie fuhr sich verschlafen durchs Haar. Sie sah auf die Uhr. Es war nicht zu glauben, aber sie hatte zwölf Stunden durchgeschlafen.
Dan und Amy waren natürlich weg. Diesmal hatten sie nicht einmal eine Nachricht hinterlassen.
Nellie checkte ihre E-Mails und tatsächlich hatte sie wieder zwei Nachrichten von clashgrrl . Sie gab das Passwort ein und seufzte.
BEHALT SIE IM AUGE. ALARMSTUFE ROT. BEREITE SOFORTIGE ABREISE VOR.
»Danke für den Hinweis«, sagte Nellie laut.
Saladin miaute klagend.
»Du auch?«, fragte Nellie. Sie nahm ihn hoch und kraulte ihn geistesabwesend. Es war doch unglaublich, dass sie Amy und Dan schon wieder aus den Augen verloren hatte. Sie gab ihnen noch eine Stunde, bevor sie nach ihnen suchen würde.
Saladin sprang ihr vom Arm. Sie hatte ihn zu fest gehalten. Das lag daran, dass sie sich Sorgen machte.
Normalerweise ließen die beiden Nellie immer wissen, wo sie waren. Doch sie hatte bemerkt, wie die beiden sie angesehen hatten, als sie erfahren hatten, dass sie einen Flugschein besaß. Sie wurden misstrauisch. Die Armen. Sie konnten niemandem mehr trauen.
Wieder kam eine Nachricht von clashgrrl herein. Im Betreff stand: »Sei nicht faul!«
Das bedeutete, dass die Nachricht äußerst dringlich war. Nellie schloss den Laptop. Sie wollte sich erst wieder einloggen, wenn sie sie gefunden hatte. Sie hatte ein ungutes Gefühl.
Irina Spasky hielt sich versteckt, während Isabel den Laden betrat. Isabel hatte ein Auto gemietet, doch Irina war es gelungen, ihr mit dem Motorrad zu folgen. Sie war zwar verkleidet, doch Isabel hatte ohnehin keine der üblichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Offenbar fühlte sie sich in Jakarta sicher.
Sie hatte eine Jutetasche dabei, die vollgestopft war mit ihren Einkäufen. Irina war mit ihrer Kamera nahe genug herangekommen, um zu sehen, was Isabel gekauft hatte.
Bei der letzten Errungenschaft war es Irina kalt den Rücken heruntergelaufen. Es war genau so, wie sie vermutet hatte. Isabel war gerissen, aber nicht besonders einfallsreich.
Jetzt war es also so weit. Hier würde sie ihr letztes Gefecht schlagen. Die Macht der 39 Zeichen würde nie in den Händen der Lucians ruhen, solange Isabel Kabra Chefin des Familienzweiges war.
Was würde passieren, wenn sie sich gegen ihre Anführerin stellte? Sie wusste es genau. Man würde sie ausstoßen. Jeder Lucian würde wissen, dass sie den Familienzweig verraten hatte. Isabel und Vikram würden schon dafür sorgen. Sie würden irgendeine Geschichte erfinden, um ihr Ziel zu erreichen. Alles, was Irina vertraut war, wäre weg: Geld, Verbindungen, ihr Lebensziel. Ihr Leben wäre ohne Sinn, sie wäre nur noch ein Geist ihrer selbst.
Aber sie hatte keine andere Wahl. Sie musste es versuchen.
Wo ist der Unterschied zwischen euch beiden ?, hatte Amy sie gefragt.
Das ist der Unterschied, Amy. Es gibt Dinge, die ich nie tun würde. Und es gibt Dinge, die ich nicht zulassen werde.
Sie drehte sich um und rannte Ian und Natalie in die Arme.
Natalie lächelte.
»Gute Nachrichten. Ich habe festgestellt, dass eure Mutter nicht beobachtet wird«, sagte Irina. Sie würde diesen beiden Gören ihre Unsicherheit mit keinem Wimpernzucken verraten.
»Ich habe auch gute Nachrichten«, sagte Natalie. »Mutter hat heute Morgen neue Anweisungen erhalten.«
»Und?«
Verstohlen fuhr Irina die Giftkanülen an ihren beiden Zeigefingern aus. Wenn sie die beiden hier für kurze Zeit außer Gefecht setzen könnte, wäre ihr das eine große Hilfe.
Sie hatte immer
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