Die 39 Zeichen 07 - Die Spur des Zulu-Kriegers
sagte Amy. »In Paris!«
»Und ich bin bereit, es mit euch zu teilen«, meinte Isabel sanft. »Ihr habt keine Ahnung, wie wichtig diese Phiole hier bei der Suche nach den Zeichen ist. Hiermit schließt ihr euch dem Siegerteam an. Denkt nach. Wir nehmen euch in die Kabra-Familie auf und ihr stellt uns euer Wissen und Können zur Verfügung. Ihr werdet für Ian und Natalie wie Geschwister sein.«
Natalie wurde bleich. »Bitte! Entfernte verarmte Kusinen und Vettern vielleicht.«
Amy musste all ihre Kraft aufwenden, um nicht laut loszulachen. Isabel hatte etwas vor, das war klar – aber wenn sie das ernst meinte, war sie zweifellos endgültig wahnsinnig.
Sie erwiderte Isabels Blick. Ihre Augen waren wie die einer Echse, kalt und blutleer. Aber zum ersten Mal – trotz ihrer hilflosen Lage – empfand Amy keine Furcht. Sie sollten also in die Kabra-Familie aufgenommen werden, ja? Lieber wollte sie hundert Tode sterben.
»Amy?«, wandte sich Isabel mit einem großmütigen Grinsen an das Mädchen. »Ich weiß, ihr werdet wahrscheinlich einen Moment brauchen, um diese außergewöhnliche Chance zu begreifen …«
Amy erwiderte ihr Lächeln. »Danke, aber ich benötige keine Zeit«, erklärte sie süßlich. »Vergiss es.«
Isabel zuckte zurück. Nellie prustete los.
»Amy!«, schrie Dan.
»Dann soll es so sein«, fauchte Isabel. »Manche Menschen machen es sich gern schwer.« Sie hielt ihrem Sohn das Glasfläschchen entgegen. »Ian?«
Ian stand unsicher auf. Er stellte das Fläschchen auf ein Regalbrett gleich hinter dem horizontal ausgerichteten Propeller. Er wartete kurz, als müsse er sich noch entscheiden, dann drückte er einen Schalter an der Wand.
Der Propeller begann, sich zu drehen. Er machte ein tiefes, brummendes Geräusch, das bald zu einem Dröhnen anwuchs. Die Rotoren waren noch etwa anderthalb Meter vom Boden entfernt und der Wind ließ die herumliegenden Papiere umherflattern.
Isabel zeigte auf die grüne Flüssigkeit. »Einer nach dem anderen! Kommt her und holt es euch!«, trällerte sie.
Der Mann mit dem Schnauzer packte die Lehne von Dans Stuhl und richtete ihn auf den sich drehenden Propeller.
Dann schob er ihn immer näher heran.
Sechsundzwanzigstes Kapitel
»NEEIIIN!«, schrie Amy aus dem Hintergrund.
Dan riss an seinen Fesseln. Der Propeller kreischte ihm in den Ohren, ein metallisches Schwirren, die Rotoren rückten immer näher. Er konnte den heißen Motor riechen, das Schmieröl.
Zu nah .
Dan wand sich und versuchte, den Stuhl zu kippen.
Ian Kabras Blicke hasteten von Dan zu dem Propeller.
Jetzt waren die Rotoren nur noch Zentimeter von Dans Hals entfernt. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen, und sein Verstand klinkte sich aus. Er hörte einen Schrei und wusste nicht, ob er es gewesen war, der da gebrüllt hatte, oder jemand anders.
Aber er spürte, wie der Stuhl sich drehte. Und sein Kopf auf etwas Hartem aufschlug.
»Schnappt ihn!«, befahl eine Stimme.
Isabel .
Dan öffnete die Augen. Er sah, wie Amy durch den Raum holperte, immer noch an den Stuhl angebunden, und den Kopf in Isabel Kabras Magengegend rammte.
Plötzlich spürte er, wie er nach hinten rollte. »Dan! Dan, kannst du mich hören?«, fragte eine tiefe Stimme.
»Auuu …« Dans Hände waren auf einmal wieder frei. Er stolperte auf die Beine. Drüben hockte Amy auf Isabel und drückte sie zu Boden.
Eine Hand schob ihn zur Tür. »Geh. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Lauf nach links, zum Hangar Drei. Ich komme nach.«
Es war Professor Bardsley, der ihn nach draußen drängte. Drei seiner Schüler rangen mit den Kabras und banden Nellie und Amy los. Der Propeller drehte sich jetzt langsamer.
Dan fasste sich an den Nacken, nur um sicherzugehen. Dann rannte er zu seiner Schwester und packte sie. »Komm!«
Sie eilten zur Tür. Nellie war gleich hinter ihnen. Isabel kreischte und ihre Stimme durchbrach noch das Propellergetöse. »DAS IST EINE BODENLOSE UNGERECHTIGKEIT!«
Amy und Nellie rannten hinaus, aber Dan huschte noch einmal in den Schuppen zurück, um Saladin zu holen. Er umrundete den Propeller, nahm das Fläschchen mit der grünen Flüssigkeit vom Regal und stopfte es beim Hinausrennen in die Tasche.
Er holte Amy und Nellie kurz vor Hangar Drei ein. Die Tür zur Flugzeughalle stand offen und gab den Blick auf ein Propellerflugzeug frei, das von einer dicken Segeltuchplane verdeckt war.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Amy. »Mein Gott, Dan, ich dachte, du würdest …« Den Rest
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