Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya
erkennen: Saladin.
Die Familie, die ihre Rückkehr erwartete. Für zwei Waisenkinder war das von unschätzbarem Wert.
Sechsundzwanzigstes Kapitel
In der Tiefgarage des Bell Tower Hotels in Xian sah Jonah Wizard, als er aus seiner Limousine stieg, gerade noch, wie ein Terrakottasoldat von zwei uniformierten Arbeitern in einen Lastwagen geladen wurde.
»Hey, wo haben Sie …?«
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als ein zweiter Krieger auftauchte, diesmal unter Cora Wizards Aufsicht.
»Mutter – wo kommen die denn her?«
»Wir sind Janus«, erwiderte sie. »Zweifelst du etwa daran, dass wir ein paar läppische Statuen nachbilden können, um die zu ersetzen, die du zerdeppert hast? Seien Sie vorsichtig!«, fauchte sie einen der Träger an, als die Figur einen Pfeiler streifte. »Die sollen 2000 Jahre alt aussehen, nicht 2 Millionen! Ich habe über deine Bitte nachgedacht, dich von deiner Verantwortung in der Jagd nach den Zeichen zu befreien.«
»Und?«, fragte er vorsichtig.
Als Antwort gab sie ihm mit aller Wucht eine Ohrfeige ins Gesicht, sodass er rücklings zu Boden fiel.
Verwirrt rappelte er sich wieder auf. »Was sollte das denn, yo?«
»Ich bin nicht ›yo‹«, zischte Cora Wizard mit gefletschten Zähnen. »Ich bin Chefin dieses Familienzweiges, der größer und bedeutender ist als du oder ich oder Mozart oder Jane Cahill selbst. Unser aller Zukunft, von Spielberg bis zum kleinsten Einradartisten, liegt in den 39 Zeichen, und ich werde weder meinem Sohn noch sonstwem erlauben, die Janus aus dem Rennen herauszunehmen. Zumal wir jetzt wissen, dass auch die Madrigals dabei sind.«
»Bist du dir da sicher?«, fragte Jonah. »Was ist, wenn der Kleine nur eine Welle gemacht hat?«
»Ich hätte schon vor Jahren darauf kommen müssen«, tadelte sich seine Mutter selbst. »Kein Wunder, dass sich Grace und ihre ach so perfekte Tochter nie mit einem der Zweige verbündet haben. Wir dachten alle, es käme daher, dass sie sich einfach zu fein dazu waren – immer standen sie über allem, nie machten sie sich die Hände schmutzig. Dabei gehörten sie die ganze Zeit zum primitivsten Zweig der Cahills.«
»Ich bin nicht für die Zeichenjagd gemacht, Mutter«, flehte Jonah. »Ich bin einfach nicht gut darin.«
»Du bist ein Janus«, erwiderte seine Mutter entschieden. »Du bist begabter und intelligenter als alle Lucians, Tomas und Ekaterina zusammen. Jahrhundertelang haben wir nach diesen Lucian-Klötzen die zweite Geige gespielt, obwohl sie gegen unsere Qualitäten verblassen. Und willst du auch wissen, warum?«
Jonah sah sie verlegen an.
»Weil die Lucians, um ihr Ziel zu erreichen, vor nichts haltmachen. Sie lügen, sie betrügen, sie stehlen.« Ihre laserscharfen Augen fixierten die ihres Sohnes. »Und sie töten.«
Jonah Wizard hatte sein Leben in den Dienst der Janus gestellt. Auf ihr Geheiß war er Rapper, TV-Star und internationaler Großunternehmer geworden.
Ihm war klar, was als Nächstes von ihm erwartet wurde.
Da die Klettersaison vorbei war, hielten sich in Tingri kaum noch Touristen auf und sie hatten das Gästehaus für sich allein. Amy, Dan und Nellie kuschelten sich um die offene Feuerstelle in der Küche, völlig erledigt, aber viel zu aufgeregt, um schlafen zu gehen.
»Das ist fantastisch«, murmelte Nellie zufrieden. »Die Wärme des Feuers, die kalte, trockene Luft. Aus Tingri müsste man einen Urlaubsort machen. Sogar der Rauch riecht besser, erdiger. Vielleicht liegt es an der Höhe.«
Dan lachte. »Vielleicht liegt es auch an der Jak-Kacke. Damit heizen die hier.«
»Kochen sie etwa auch damit?«, fragte Amy entsetzt. Sie schob die Tasse mit dem süßen aromatischen Tee beiseite.
Sie hatten einander den ganzen Abend von ihren jeweiligen Abenteuern in China berichtet und sich darüber gewundert, dass sie auf so unterschiedlichen Wegen fast gleichzeitig an den Fuß des Mount Everest gelangt waren.
Dan jaulte vor Vergnügen, als Amy ihm von Saladins Sprung von der Chinesischen Mauer berichtete. Und Amy musste herzlich lachen, als Dan sie davon überzeugen wollte, dass ihr Cousin Jonah doch nicht so übel war.
»Mal ernsthaft«, sagte er, »mit einem, der sich mit Mozart oder Rembrandt messen muss, kann man doch nur Mitleid haben. Und dann diese Mutter! Jonah könnte eine Trillion CDs verkaufen und ihr wäre das immer noch nicht genug. Die ist eine Kreuzung zwischen Tante Beatrice und Medusa. Mann, die hat praktisch ihren eigenen Kopf verschluckt, als ich ihr gesagt habe,
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