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Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Titel: Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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ganz leichte, zufällig erscheinende Linien im Stein. Es war nicht verwunderlich, dass die Worte fast 400 Jahre unentdeckt geblieben waren.
    Amy biss sich auf die Lippe.
    »Mach die Platte nicht kaputt«, sagte sie.
    »Amy, die ist aus Stein«, entgegnete Dan. »Wie sollte ich die kaputtkriegen?«
    »Übernatürliche Kräfte?«, schlug Amy vor. Für Amys Standard war das ein echt guter Witz.
    Auch wenn er natürlich nicht wirklich witzig war.
    Dan fuhr mit der Hand am Rand der Grabplatte entlang. Er wollte den Mörtel in der Rille ertasten – und zog seine Hand erschrocken zurück.
    »Amy!«, flüsterte er. »Das ist kein echter Mörtel!«
    »Wie meinst du das?«
    Dan legte ihre Hand auf die Rille und ließ sie fühlen.
    »Ist das … Gummi?«, fragte sie. »Und es soll so aussehen wie bröckeliger Mörtel?«
    Dan begann, an dem Gummi zu ziehen. Es löste sich in einem langen Streifen ab.
    »Vorsichtig«, mahnte Amy. »Eins der anderen Teams hat das vielleicht dort angebracht, um die Spuren zu verwischen. Vielleicht explodiert es gleich …«
    »Oder jemand macht uns die Sache einfach«, sagte Dan. Er zeigte auf ein Paar Scharniere, die unter dem falschen Mörtel versteckt waren. Er benutzte die Nagelfeile als Hebel. Eine Seite der Steinplatte hob sich, bewegte sich aus eigener Kraft.
    Dan leuchtete mit der Taschenlampe in die Graböffnung.
    Er war darauf gefasst, ein entsetzlich verrottetes Skelett zu sehen. Aber da war nur ein Sarg.
    Etwas schimmerte auf dem Sargdeckel: ein unregelmäßig geformter Metallstab.
    Ringsum waren Worte eingraviert, in einer Spirale von oben nach unten. Dan rollte den Stab auf die Seite und sah, dass es nur fünf Worte waren, die sich wiederholten: MADRIGAL-FESTUNG · CAHILL-STAMMSITZ · MADRIGAL-FESTUNG · CAHILL-STAMMSITZ …

    »Da steht, wo wir als Nächstes hinmüssen!«, flüsterte Dan.
    »Zur Festung der Madrigals«, sagte Amy. »Natürlich.«
    Die Zeichenjagd hatte sie schon zu den Stützpunkten der anderen Familienzweige geführt: zu dem der Lucians in Paris, dem der Janus in Venedig, dem der Ekaterina in Ägypten und dem der Tomas in Südafrika. Da erschien es nur folgerichtig, dass sie sich nun auch zum Hauptquartier der Madrigals aufmachen mussten.
    »Cahill Stammsitz … meinst du, das ist das Haus, in dem Gideon und Olivia Cahill lebten?«, fragte Dan.
    »Ja. Der letzte Ort, an dem die Familie Cahill noch vereint war«, antwortete Amy traurig. »Natürlich haben die Madrigals dort ihren Hauptsitz errichtet.«
    Dan drehte noch einmal den Stab und betrachtete die umlaufenden Buchstaben.
    »Na prima«, sagte er. »Sehr symbolisch das Ganze. Wie ein Gedicht. Aber wo soll denn jetzt diese Madrigal-Stammsitz-Festung sein? Die haben vergessen, eine Wegbeschreibung mitzuliefern!«
    Amy nahm Dan die Taschenlampe aus der Hand und richtete sie auf einen Spalt im Sargdeckel, den Dan noch gar nicht bemerkt hatte. Mit der Nagelfeile, die Dan beiseitegelegt hatte, begann sie, in der schmalen Lücke zu stochern. Und dann holte sie etwas hervor:
    Ein langes, schmales Stoffband.
    »Ich nehme an, die Botschaft hat zwei Teile.«
    Sie legten das Band vorsichtig auf den Boden und betrachteten es:

    »Mit Shakespeares Rechtschreibung ist es ja noch schlimmer bestellt, als ich dachte«, murmelte Dan.
    »Erkennst du irgendein Muster?«, fragte Amy. »Irgendwelche Anagramme oder …«
    »In diesem Durcheinander? Wie stellst du dir das vor?«, erwiderte Dan und stöhnte. »Warum kriegen wir keinen schönen, einfachen Zahlencode? Vielen Dank auch, Shakespeare.«
    »Vielen Dank euch, Amy und Dan«, sagte eine Stimme hinter ihnen.
    Die beiden fuhren herum. Es war niemand von den anderen Teams. Es war der alte Mann, der ehrenamtliche Kirchenaufseher, der Dan erlaubt hatte, die Abdrücke der Grabplatte anzufertigen.
    »Das lässt sich alles erklären«, sagte Dan rasch. Er hoffte zumindest, Amy würde sich etwas überlegen.
    Der alte Mann hob die Hände.
    »Nein, schon gut, ich kenne die Gründe«, sagte er. »Ich bin ja so dankbar, dass ihr beide …«
    Er brach ab und sah sich verdutzt um. »Wo sind die anderen?«
    »Anderen?«, wiederholte Amy etwas lahm.
    Der alte Mann blickte über den Mittelgang. Selbst in dem schwachen Licht konnte Dan erkennen, wie die Farbe plötzlich seinem Gesicht entwich. Der Mann wich zurück.
    »Das hatte ich nicht erwartet«, sagte er. »Ich dachte …«
    Er verschwand im Schatten.
    Dan stand auf und blickte in dieselbe Richtung wie kurz zuvor der alte Mann. Vor Jahren,

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