Die 4-Stunden-Woche – Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben
den schrillenden Wecker angesehen und sich gefragt: » Das soll ich noch 30 oder gar 35 Jahre machen?« Einmal hatte er während eines besonders stressigen Projekts unter seinem Schreibtisch geschlafen, damit er am nächsten Morgen gleich nach dem Aufwachen weiterarbeiten konnte. An jenem Morgen schwor er sich: »Wenn das noch zweimal passiert, bin ich hier weg.« An seinem letzten Arbeitstag vor dem Brasilien-Urlaub verbrachte er zum dritten und letzten Mal die Nacht in seinem Büro.
Wir alle leisten gelegentlich solche Schwüre, und auch Hans hatte sich schon früher ähnliche Versprechen gegeben, doch diesmal war die Sache irgendwie anders. Er war anders. Ihm war etwas klar geworden, als er in langsamen Kreisen zur Erde niederschwebte: Die meisten Risiken sind gar nicht so furchteinflößend, wenn man sie erst einmal auf sich genommen hat.
Die Reaktion seiner Kollegen war so, wie er vorausgesehen hatte: »Warum wirfst du alles weg? Du bist Anwalt und auf dem Weg nach oben – was zum Teufel willst du denn eigentlich?« Hans wusste nicht genau, was er wollte. Seit seinem Gleitschirmflug ahnte er aber, was es hieß, frei zu sein. Außerdem wusste er ganz genau, was er nicht mehr wollte, weil es ihm die Tränen der Langeweile in die Augen trieb. Er würde keinen Tag länger zu den lebenden Toten gehören, würde kein Geschäftsessen mehr ertragen, bei dem die Kollegen mit ihren Autos angaben und sich im Glanz ihrer neuen BMWs sonnten – so lange, bis jemand anders mit einem noch teureren Mercedes auftrumpfen konnte. Es war vorbei.
Sofort setzte eine bemerkenswerte Veränderung ein. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sich Hans im Einklang mit sich selbst und mit dem, was er tat. Vorher hatte er immer große Angst gehabt, wenn auf einer Flugreise Turbulenzen auftraten. Er fürchtete sich zu sterben, ohne sich ganz verwirklicht oder das Beste aus sich herausgeholt zu haben. Nun konnte er mit einem Mal durch die schlimmsten Stürme fliegen und dabei schlafen wie ein Säugling. Wirklich bemerkenswert.
Mehr als ein Jahr später bekam er immer noch gelegentlich Briefe, in denen ihm diverse Anwaltsfirmen unverlangt Stellen anboten. Doch mittlerweile hatte er Nexus Surf gegründet, einen Anbieter von Surf- und Abenteuerreisen für das obere Preissegment mit Sitz im Tropenparadies Florianopolis in Brasilien. Er hatte seine Traumfrau kennengelernt, eine Carioca mit karamellfarbener Haut namens Tatiana, und war vollauf damit beschäftigt, unter Palmen zu entspannen oder seinen Kunden einen unvergesslichen Urlaub zu bieten.
War es das, wovor er so viel Angst gehabt hatte?
Heute hat er oft sein früheres Ich vor Augen, wenn er mit überarbeiteten und nicht besonders glücklichen Angestellten aufs Meer hinausfährt. Während des Wartens auf die nächste große Welle kommen die wahren Emotionen seiner Kunden zum Vorschein: »Mein Gott, ich wünschte, ich könnte tun, was Sie hier tun.« Seine Antwort darauf ist immer die Gleiche: »Das können Sie.«
Es ist nicht gleichbedeutend mit Aufgeben, wenn man seine gegenwärtige Karriere auf unbestimmte Zeit auf Eis legt. Hans könnte seine Anwaltslaufbahn exakt an dem Punkt wieder aufnehmen, an dem er ausgestiegen ist, obwohl er das derzeit überhaupt nicht vorhat. Doch wenn er dann mit seinen glücklichen Kunden nach einem fantastischen Surftrip wieder ans Ufer zurückpaddelt, reißen diese sich am Riemen und finden ihre Fassung wieder. Sobald sie an Land gegangen sind, hat die Realität sie wieder im Griff: »Ich würde es gern tun, aber ich kann nicht alles stehen und liegen lassen.«
Daraufhin muss Hans lachen.
Die dunkle Macht des Pessimismus:
Definieren Sie Ihren persönlichen Albtraum
Tun oder nicht tun? Versuchen oder nicht versuchen? Die meisten Menschen entscheiden sich dafür, es nicht zu wagen – egal, ob sie sich selbst für mutig halten oder nicht. Unsicherheit und die Aussicht zu scheitern machen uns Angst und lähmen jede Initiative. Die meisten Menschen sind lieber unglücklich, als Unsicherheit zu riskieren. Jahrelang setzte ich mir Ziele, war entschlossen, neue Wege einzuschlagen … und dennoch verliefen diese regelmäßig im Sand. Ich war ebenso unsicher und ängstlich wie der Rest der Welt.
Vor vier Jahren fand ich dann einen ganz einfachen Ausweg aus diesem Dilemma. Zu dieser Zeit hatte ich mehr Geld, als ich ausgeben konnte – ich verdiente 70000 Dollar im Monat –, und es ging mir absolut dreckig, schlechter als je zuvor. Ich hatte keine Zeit
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