Die 4-Stunden-Woche – Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben
leicht, jemanden dazu zu bringen …«, »Ich habe wenig Zeit, da ich eine wichtige Hausarbeit schreiben muss …« oder »Ich würde ja gerne, aber ich weiß einfach nicht wie …«. Doch der einzig wahre Grund, wieso sich niemand an die Aufgabe herantraute, war immer der gleiche: Es war eine schwierige Aufgabe, vielleicht unmöglich, und gegen die anderen Studenten, so glaubte jeder Einzelne von ihnen, hätte man ohnehin keine Chance. Weil sie alle die Konkurrenz überschätzten, machte kein Einziger von ihnen auch nur den Versuch. Dabei hätte nach den von mir formulierten Regeln selbst jemand, der einen Zettel mit einigen wenigen unleserlichen Sätzen abgab, den Preis bekommen müssen. Dieses Resultat fand ich faszinierend und deprimierend zugleich.
Im darauf folgenden Jahr sah das Ergebnis ganz anders aus. Ich erzählte den Studenten gewissermaßen als Warnung die oben stehende Geschichte. Sechs von 17 Teilnehmern lösten die Aufgabe daraufhin in weniger als 48 Stunden. War die zweite Gruppe besser? Nein. Nach meinem Eindruck hatte es im Seminar des vorangegangenen Jahres mehr fähige Studenten gegeben, aber die hatten keinen Finger krumm gemacht. Sie hatten zwar jede Menge Potenzial, aber nicht genug Mumm in den Knochen, um die Herausforderung anzunehmen – wenn Sie wissen, was ich meine. Die Studenten der zweiten Gruppe aber hatten sich einfach das zu Herzen genommen, was ich ihnen gesagt hatte, bevor sie sich an die Aufgabe machten, nämlich …
Es ist leichter, das Unrealistische zu tun
als das Realistische
Kontakte zu Milliardären zu knüpfen und sich mit Stars zu unterhalten – die zweite Gruppe von Studenten schaffte beides – ist gar nicht so schwer, wenn man nur daran glaubt, dass es geht. Es ist einsam an der Spitze. 99 Prozent der Menschen auf der Welt sind davon überzeugt, dass sie nicht dazu in der Lage sind, Großes zu vollbringen. Also streben sie nur nach dem Mittelmaß. Folglich ist gerade bei den »realistischen« Zielen der Wettbewerb am schärfsten. Deshalb ist es paradoxerweise besonders zeit- und energieaufwändig, solche vermeintlich einfachen Ziele zu erreichen: Es ist leichter, zehn Millionen Euro aufzubringen als eine Million. In einer Bar ist es leichter, die eine perfekte Zehn-Sterne-Traumfrau abzuschleppen als eine der ebenfalls anwesenden Acht-Sterne-Frauen. Soso, Sie sind also unsicher? Sie werden es nicht glauben – das Gleiche gilt auch für den Rest der Welt. Sie dürfen nicht den Fehler machen, die Konkurrenz zu über- und sich selbst zu unterschätzen. Sie sind besser, als Sie glauben.
Unvernünftige und unrealistische Ziele sind aber auch noch aus einem anderen Grund leichter zu erreichen. Wenn man sich ein ungewöhnlich ambitioniertes Ziel setzt, dann führt das zu einem Adrenalinstoß, der dafür sorgt, dass man den Schwierigkeiten und Problemen, die beim Verfolgen jedes Ziels irgendwann unweigerlich auftreten, mit größerer Ausdauer begegnet. Realistische Ziele, also solche, für die lediglich durchschnittliche Ambitionen genügen, sind uninspirierend. Sie geben Ihnen vielleicht die Kraft, ein oder zwei auftretende Probleme zu überwinden – spätestens beim dritten Problem aber werfen Sie unweigerlich das Handtuch, weil die Mühe nicht lohnt. Wenn also der in Aussicht stehende Lohn für Ihre Bemühungen mittelmäßig ist, dann wird auch Ihre Anstrengung nur durchschnittlich sein. Für einen Katamaran-Trip zwischen den griechischen Inseln wäre ich bereit, Wände einzurennen, während ich für eine Wochenendreise nach Columbus (Ohio) nicht einmal meine Cornflakes-Marke wechseln würde. Wenn ich mich für Columbus entscheide, weil es »realistisch« ist, dann wird mir wahrscheinlich der Enthusiasmus fehlen, für dieses Ziel selbst die kleinsten Hürden zu überspringen. Habe ich hingegen das wunderbar kristallklare Ägäische Meer vor Augen und den Geschmack des köstlichen griechischen Weins auf der Zunge, dann bin ich auch bereit, in die Schlacht zu ziehen – für einen Traum, der es wert ist, geträumt zu werden. Obwohl oder gerade weil es ungleich schwieriger ist, die Traumreise in der Ägäis zu verwirklichen, ist es wahrscheinlicher, dass sie tatsächlich unternommen wird, während Columbus scheitert.
Am erfolgreichsten angelt man dort, wo die wenigsten Angler sitzen. Die kollektive Unsicherheit der Menschen sorgt deshalb dafür, dass es oft leichter ist, einen kapitalen Fang an Land zu ziehen, während alle anderen nur auf kleine Fische spekulieren. Es
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