Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte
Ludwig zwang Eleonore, mit ihm nach Jerusalem weiterzuziehen, anstatt Raimund zu helfen, der im Jahr darauf im Kampf gegen die Muslime fiel. Das Verhältnis der Königsleute wurde durch die Frage frommer Kreuzzug oder Familienhilfe endgültig zerrüttet, und Eleonore betrieb die Auflösung der Ehe, weil sie und Ludwig zu eng verwandt seien. Sie soll außerdem geklagt haben, ihr Gatte sei eher Mönch als Mann.
1152 wurde die Ehe zwischen Ludwig und Eleonore für ungültig erklärt. Ludwig konnte sich, auch wenn er Aquitanien nun wieder verloren hatte, nach einer neuen Frau umsehen, die ihm den dringend erwünschten Thronfolger schenken würde. Eleonore hatte in der Zwischenzeit Gottfried von Anjou, Herzog der Normandie, sowie dessen Sohn Heinrich kennengelernt. In den Aussagen einiger Chroniken, sie habe noch vor ihrer Scheidung mal mit dem einen, mal mit dem anderen Ehebruch betrieben, setzten sich die Verleumdungen des Kreuzzuges fort. Aber vermutlichhatte sie sich längst entschieden, erneut zu heiraten: 1152 wurde die nunmehr 30-Jährige die Frau von Heinrich Plantagenet, 19 Jahre alt, Graf von Anjou, Maine und Tourraine, Herzog der Normandie. Es mag sein, dass Liebe im Spiel war, aber in jedem Fall suchte sie sich den Mann aus, der einem mächtigen Fürstenhaus entstammte und ihr kostbares Erbe Aquitanien vor dem französischen König schützen konnte.
Ludwig von Frankreich erkannte die zweite Ehe seiner Exfrau nicht an, während Eleonore schon bald einen Sohn und Erben für ihr Herzogtum bekam. Ihr neuer Gatte war aber nicht nur ein mächtiger Franzose, sondern auch Sohn einer englischen Königstochter und verwitweten Kaiserin, die ihre Ansprüche auf den englischen Thron an Heinrich weitergab. Nach seiner Heirat mit Eleonore zog Heinrich nach England und erreichte nach militärischen Erfolgen, dass der englische König sein Erbrecht anerkannte. Dieser Erbfall trat schon im Jahr darauf ein, und Eleonore war fortan nicht mehr nur Herzogin von Aquitanien und der Normandie sowie Gräfin von Anjou, sondern auch Königin von England − eine unerhörte Karriere, die ihr die französischen Propagandisten während des Hundertjährigen Krieges als Vaterlandsverrat auslegen sollten.
Allerdings waren auch diesmal ihre politischen Einflussmöglichkeiten, zumindest in England, beschränkt, und erneut erwies sich das Eheglück als nicht von Dauer. Trotzdem bekam Eleonore mit Heinrich insgesamt acht Kinder, von denen viele später zu Königswürden kamen. Ihre Söhne zerstritten sich 1173 über Erbschaftsfragen mit dem Vater, und Eleonore übernahm, diesmal sehr zum Unwillen der englischen Chronisten, Partei für ihre Söhne und gegen den König, ihren Mann. Das brachte ihr Gefangenschaft ein, die über ein Jahrzehnt andauern sollte. Heinrich hatte, wie allgemein üblich, derweil zahlreiche Liebschaften, darunter eine ernsthafte zur schönen Rosamund. DenTod dieser Königsgeliebten haben Chronisten mit dem Hausarrest Eleonores in Verbindung gebracht: Auf die verschiedensten Arten soll sie die Nebenbuhlerin getötet haben: mal durch Gift, mal mittels einer Hexe durch Giftkröten auf ihrer Brust, mal ließ sie sie beim Baden ermorden. Auch diese Geschichten sind Erfindungen und üble Nachrede.
Als Heinrich 1189 starb und Richard Löwenherz König von England wurde, verschaffte er seiner Mutter erheblichen Einfluss im Königreich. Mit seinem Bruder Johann blieb das Verhältnis schwierig, und als Richard auf dem Weg ins Heilige Land in Gefangenschaft geriet, sah sich Johann schon am Ziel seiner Wünsche: der englischen Krone. Eleonore dagegen setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um das Lösegeld für ihren Sohn aufzutreiben. Sie bekam Richard frei, der nach England zurückkehren konnte. Nach dessen kinderlosen Tod bot sie erneut alle Kräfte auf, um ihrem jüngsten Sohn die Krone zu sichern. Trotz zeitweise chaotischer politischer Verhältnisse in England und trotz des Machtkampfes zwischen ihren Söhnen Richard Löwenherz und Johann Ohneland blieb Eleonore bis ins hohe Alter einflussreich.
Die außergewöhnliche Biografie Eleonores reizte die Chronisten schon zu ihren Lebzeiten. Zahlreiche Legenden wurden gestrickt, von der leichtlebigen und sinnenfreudigen »Königin der Troubadoure« bis zur ehrlosen Dirne, die sich sogar mit einem Heiden einlässt; von der eifersüchtigen Giftmischerin bis zur machtversessenen Mutter, die ihre Söhne in den Krieg treibt. Aber neutraler betrachtet erweist sich ihr Leben im Kern als sehr
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