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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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viel weniger extrem: Eleonore von Aquitanien war eine selbstbewusste, starke und tapfere Frau, die sich unter den politischen Umständen ihrer Zeit behaupten wollte. Im Vordergrund stand dabei stets die Wahrung der Interessen ihrer Heimat Aquitanien. Gleich danach folgten in Eleonores Prioritätenkatalog das Wohlihrer Kinder und die Sicherung ihres Erbes. Ihre beiden Ehemänner hatten das stolze Herzogtum wie eine territoriale Manövriermasse behandelt, und daran waren beide Ehen gescheitert − und nicht an einer besonders ausgeprägten, verwerflichen Leidenschaft, wie ihr die (männlichen) Chronisten nach ihrem Tod unterstellten, weil sie alles Weibliche als gefährlich und sündig ansahen. Eleonore teilt das Schicksal vieler Frauen, die in einer von Männern dominierten − und dokumentierten − Politik mitmischten. Der Ruch der heißblütigen Ehebrecherin prägte ihr Image über Jahrhunderte, und mit wechselnden Akzenten traten ihr angeblicher Verrat an französischen Interessen oder ihr Ungehorsam gegen den englischen König hinzu.

Die Mongolenschlacht bei Liegnitz: Sieg oder Niederlage?
DIE MONGOLENSCHLACHT BEI LIEGNITZ
SIEG ODER NIEDERLAGE?
    In der europäischen Geschichte nimmt die Abwehr der Türken vor Wien 1683 einen wichtigen Platz ein – als Verteidigung des Abendlandes und seiner christlichen Tradition, als Sicherung einer eigenständigen Existenz gegen Fremdherrschaft und islamische Vereinnahmung. Ähnlich schicksalhafte Bedeutung wurde über Jahrhunderte der heute gleichwohl weniger populären Mongolenschlacht bei Liegnitz 1241 beigemessen. Immerhin hatten die Mongolen Anfang des 13. Jahrhunderts angesetzt, die gesamte bekannte Welt zu erobern und ihrer Herrschaft zu unterwerfen. Weiter westlich als Schlesien drangen sie aber nie vor, wenn sie auch nach der Schlacht bei Liegnitz noch Ungarn bezwangen und mit brutaler Terrorherrschaft für kurze Zeit in Angst und Schrecken versetzten. Ist es also nicht folgerichtig, der Schlacht bei Liegnitz den entscheidenden Anteil an der Verteidigung des Abendlandes gegen die unchristlichen Barbaren zuzuschreiben?
    Die spärliche Quellenlage zur Schlacht begünstigte die Verklärung, denn verlässliche Einzelheiten darüber liefert keine einzige zeitgenössische Chronik. Erst 200 Jahre später wurde die Schlacht in den Annalen des polnischen Geschichtsschreibers Jan Długosz ausführlich beschrieben, aber dieser Bericht wird als nicht glaubwürdig eingestuft. Die Umstände der Schlacht lassen sich trotzdem einigermaßen rekonstruieren: Anfang 1241 erreichte die Schreckensnachricht Polen und das schlesischeHerzogtum: Aus Osten näherten sich unter Führung von Batu Khan, eines Enkels Dschingis Khans, mongolische Reiterheere, die bereits Moskau und Kiew erobert hatten und bald darauf auch Krakau brandschatzen würden. Das Hauptheer zog gen Ungarn; eine kleinere, gleichwohl mächtige Abteilung hatte Schlesien im Visier. Der schlesische Herzog Heinrich II. stellte sich mit seinem Heer auf der Wahlstatt bei Liegnitz den gefürchteten Mongolen entgegen. Die Eindringlinge kamen so schnell vorwärts, dass die angeforderten böhmischen Hilfstruppen nicht mehr rechtzeitig eintrafen. Heinrich ließ im heldenhaften Kampf sein Leben, seine Streitmacht ging kläglich unter. Mühelos hatten die »Tataren« den militärischen Sieg errungen, da Heinrich und seine Männer hoffnungslos in der Minderheit waren. Die Verluste waren immens, man spricht von 30

000 Toten.
    Dass die »asiatischen Horden« aber nach der Schlacht trotzdem abdrehten, anstatt den freien Weg nach Westen einzuschlagen, wurde zum entscheidenden Argument für den Triumph des Christentums in dieser Schlacht. Schon bald nach der Niederlage wurde Herzog Heinrich als christlicher Märtyrer verehrt. Im 16. Jahrhundert wurde die Schlacht von Liegnitz vollends zum entscheidenden Erfolg über die Heiden stilisiert. Dass die christlichen Soldaten unterlegen waren, fiel nicht weiter ins Gewicht, hatten sie doch die Mongolen angeblich so beeindruckt, dass diese nach dem Kampf abgezogen waren. Seither gehörte es zum schmückenden Beiwerk in den Familienchroniken schlesischer und polnischer Adeliger, Kampfteilnehmer unter den Vorfahren gehabt zu haben. In der Propaganda der jeweiligen Zeit diente die Schlacht als Thema – sei es in konfessionellen Auseinandersetzungen oder in der am Ende des 18. Jahrhunderts einsetzenden nationalistisch gefärbten Geschichtsschreibung. Den Mittelpunkt bildete nach wie vor der

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