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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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vermeintliche Sieg über die mongolische Bedrohung des christlichen Abendlandes,nun aber reklamierten Böhmen und Polen, Ungarn und Deutsche das Hauptverdienst jeweils für sich und werteten den Anteil der anderen Nationen ab. Seinen Höhepunkt fand die propagandistische Verwertung während des Zweiten Weltkrieges, zumal der 700. Jahrestag der Schlacht in diesen Zeitraum fiel. Unverfrorener als je zuvor wurde deutscher Größe die Abwehr der Mongolen zugeschrieben und die Schlacht in Analogie gesetzt zur Lage des Deutschen Reiches im Kriegsjahr 1941. Nach dem Zweiten Weltkrieg wiederum beschrieb die polnische Geschichtsschreibung den schlesischen Herzog Heinrich II. als Polen, der mit polnischen Soldaten die Mongolen zurückgeschlagen habe. Mit anderer Nationenzuordnung urteilten Historiker der Bundesrepublik nach 1945 nicht viel anders: Hier war es der deutsche Herzog von Schlesien mit seinem deutschen Heer. Erneut geriet die Niederlage zur Petitesse, weil die »Abwehr« der Mongolen letztlich gelungen war.
    Längst aber lassen sich die Ereignisse im April 1241 nüchtern einordnen: Die Rettung des Abendlandes erfolgte nicht auf der Wahlstatt bei Liegnitz, wo ja nur der kleinere Teil der mongolischen Streitmacht kämpfte. Der Abzug ist auch nicht etwa darauf zurückzuführen, dass die – ebenso deutschen wie polnischen – Truppen die Mongolen so tief beeindruckt hätten. Ziel des mongolischen Zuges war von vornherein Ungarn, das Batu Khan auch tatsächlich einnehmen konnte. Der Zug nach Schlesien diente einzig dem Zweck, den Ungarn die Nachschubwege verbündeter Länder abzuschneiden. Das gelang, und die Mongolen konnten Ungarn erobern. Dass sie sich trotzdem schon bald wieder aus Europa zurückzogen, hat zwei Gründe: Zum einen waren die Verluste groß, zum anderen zog es die mongolischen Heerführer in die Heimat zurück, um auf die Nachfolge des inzwischen verstorbenen Großkhans Einfluss zu nehmen. In der Folge zerbrach die Einheit der mongolischen Führer, die denWestfeldzug erst ermöglicht hatte. Vier Jahrzehnte dauerte es daher, bis mongolische Reiterhorden erneut Ungarn einnehmen wollten – aber der ungarische König Béla IV. hatte seine Lektion gelernt und sein Land in der Zwischenzeit erfolgreich gewappnet.
    Selbst Johann Wolfgang von Goethe zeigte sich gegenüber seinem Gesprächspartner Eckermann bereits 1825 enttäuscht über die sich abzeichnende Notwendigkeit, die Schlacht neu zu bewerten: »Diese Tapfern lebten daher bis jetzt immer in mir als große Retter der deutschen Nation. Nun aber kommt die historische Kritik und sagt, daß jene Helden sich ganz unnütz aufgeopfert hätten, indem das asiatische Heer bereits zurückgerufen gewesen und von selbst zurückgegangen sein würde. Dadurch ist nun ein großes vaterländisches Faktum gelähmt und vernichtet, und es wird einem ganz abscheulich zumute.«

Der hl. Antonius: Wer besitzt die echten Reliquien?
DER HL. ANTONIUS
WER BESITZT DIE ECHTEN RELIQUIEN?
    Im christlichen Europa des Mittelalters erfüllten die Heiligen eine viel umfassendere Funktion als heute. Das lag zum einen an der universellen Bedeutung des Glaubens – Heilige waren als stets anrufbare Begleiter des täglichen Lebens der persönliche Trost der meist einfachen Gläubigen. Gebildeten Kirchenleuten dienten sie als intellektuell-spirituelles Vorbild. Sie waren aber auch regionale oder gar nationale Identifikationsfiguren. Der Besitz ihrer Reliquien bedeutete für Kirchen und Klöster nicht nur Prestige, sondern auch wirtschaftliche Vorteile, denn Wallfahrten waren im Mittelalter ein florierender Wirtschaftszweig. Mit einem Satz: Für eine Kirche, ein Kloster oder eine Stadt war es von erheblichem Wert, die − idealerweise vollständigen − sterblichen Überreste eines möglichst bedeutenden Heiligen zu besitzen.
    Angesichts dieser weit mehr als nur religiösen Bedeutung von Reliquien ist es kein Wunder, dass es immer wieder zu Betrügereien kam. Bis ins 19. Jahrhundert hinein versuchten Gauner, angebliche Heiligenüberreste zu Geld zu machen, oft mit ebenso aufwendiger wie zweifelhafter Versicherung ihrer Authentizität.
    Reliquien waren aber auch ein bedeutender Machtfaktor. Das Grab des wichtigsten französischen Nationalheiligen, des Märtyrers und ersten Bischofs von Paris, Dionysius, verlieh dem Kloster Saint-Denis, damals vor den Toren von Paris gelegen, großen politischen Einfluss. In der Abteikirche von Saint-Deniswurden über viele Jahrhunderte die französischen

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