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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Orden auf dem Konzil von Vienne 1312 aufheben. Den beachtlichen Grundbesitz sprach er den Johannitern zu. Die Ritter selbst kamen frei, wenn sie ihre angeblichen Verbrechen bekannten, wurden aber öffentlich verbrannt, wenn sie auf ihrer Unschuld bestanden. So erging es neben vielen anderen dem 23. und letzten Hochmeister des Templerordens, Jacques de Molay, über den an einem Frühlingstag des Jahres 1314 vor dem Hauptportal der Pariser Kathedrale Notre-Dame das Urteil gesprochen wurde. Ein paar Steinwürfe entfernt wurde er kurz darauf dem Feuer übergeben. Er bat noch darum, so an den Pfahl gebunden zu werden, dass er im Sterben die Türme von Notre-Dame sehen könne.
    Schon die Zeitgenossen reizte der Schauprozess zu konkreten Überlegungen, was jenseits der schlagzeilenträchtigen Beschuldigungen der eigentliche Grund für das Vorgehen gegen den mächtigen Orden war. Politische und finanzielle Motive galten als ausgemacht. In der Tat hatte der französische König allen Grund, sich der Templer zu entledigen, denn er konnte ihr Geld nur zu gut gebrauchen, war er doch bei dem Orden hoch verschuldet. Ähnlich handstreichartig hatte er ein paar Jahre zuvor bereits Juden, dann italienische Bankiers aus Frankreich vertrieben und sich ihres Vermögens bemächtigt. Unter anderem wegen seiner vielen Kriege war Philipp beständig knapp bei Kasse. Ein anderes denkbares Motiv war der Wunsch Philipps, selbst Sohn und Enkel von Kreuzfahrern, seinerseits ins Heilige Land zu ziehen, um Jerusalem zu befreien. Dafür hatte er einen neuen, und zwar einzigen Ritterorden unter seiner Führung im Sinn, statt der vielen bestehenden, die als von ihm unabhängige Mächte unterschiedliche Interessen verfolgten – da waren die mächtigen Templer als Erste im Weg. Und wie so oft könnten die Tempelritter auch als Sündenbock gedient haben: um von Rezession,Inflation und Steuererhöhungen abzulenken, die Frankreich ertragen musste.
    Aber mehr noch als diese Gründe könnten andere politischreligiöser Art zum Tragen gekommen sein: Die Vernichtung der Templer lässt sich nämlich durchaus als Mosaikstein in Philipps Politik einordnen, Frankreich in Europa und innerhalb der Christenheit zu einer dauerhaften Vormachtstellung zu verhelfen. Philipp, ein asketischer Witwer, der seine strengen moralischen Prinzipien unnachgiebig durchsetzte, sah sich in der Tat als der Vorzeigechrist. Vieles spricht dafür, dass er selbst glaubte, was den Templern vorgeworfen wurde, und sich angesichts eines schwachen Papstes zum, wie er meinte, gerechtfertigten Handeln veranlasst sah. Philipp hatte den von seinem hohen Amt sichtlich überforderten Papst Clemens V. schon seit Jahren propagandistisch bekämpft – es fehlte nicht mehr viel, das Oberhaupt der Kirche als gottlose Kreatur zu bezeichnen. Der glücklose Papst sah sich schließlich gezwungen, den besudelten Ritterorden zu opfern, um das Papsttum wenigstens einigermaßen handlungsfähig zu erhalten. Aber das misslang, und der Machtverlust des Papsttums symbolisierte sich darin ebenso wie in der »Babylonischen Gefangenschaft« der Päpste in Avignon, die unter Clemens V. begann. Aber auch Philipp konnte seine Ziele nicht weiterverfolgen − und damit diese Vermutungen bestätigen −, denn wie Papst Clemens starb er noch im Jahr des Templeruntergangs.
    In seiner Göttlichen Komödie bezeichnete Dante die Tempelritter als Märtyrer und löste damit eine rege Diskussion über ihre Schuldfrage unter Intellektuellen aus, an der sich unter anderem Lessing, Hegel und Ranke beteiligten. Abgesehen von rationalen Erwägungen über die Gründe für diesen beispiellosen Prozess haben die Ereignisse schon im Mittelalter die Gerüchteküche in Betrieb gesetzt. Ein geheimes okkultes Treiben im Schutz derpäpstlichen Privilegien wurde den Rittern unterstellt und dass es sich um machtgierige Männer gehandelt habe, die gottlos die Kirche für ihre Zwecke missbrauchten. Über die Jahre wuchsen die geheimen Schätze, die man dem Orden zuschrieb, und die okkulten Riten, die in geheimen Kellern ausgeübt wurden, fielen immer abgründiger aus. Besonders hartnäckig hat sich die Vorstellung gehalten, die Templer seien die Hüter einer Geheimlehre gewesen, die in Verbindung von Elementen aus den verschiedensten Kulturen und Religionen den Schlüssel zum Geheimnis der Welt berge. Auf diese Idee stützt sich auch Dan Browns Bestseller, der Versatzstücke von Pseudorätseln des christlichen Abendlandes zu einer zwar

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