Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte
untergeschoben, deren Entzifferung das Welträtsel lösen werde. Seinen bisher letzten Höhepunkt fand der Mythos der Tempelritter in Sakrileg , wo die Templer zusammen mit den Nachfahren Jesu und Maria Magdalenas als Hüter des Heiligen Grals auftauchen. Andere Ritterorden des Mittelalters genießen keine solche Popularität – aber sie fanden auch kein so plötzliches, grausames Ende, das damals die Welt erschütterte und bis heute Spekulationen geradezu herausfordert.
Der Ritterorden der Templer wurde 1120 in Jerusalem gegründet, um die christlichen Pilger zu schützen, die nach der Eroberung Jerusalems im ersten Kreuzzug in großer Menge die Heilige Stadt besuchten. Als im Verlauf der Kreuzzüge immer mehr christliche Fürstentümer im Heiligen Land gegründet wurden, übernahmen die Templer zusammen mit anderen Ritterorden deren Verteidigung. Auch an der Rückeroberung islamischer Territorien der iberischen Halbinsel, der sogenannten Reconquista, waren die Tempelritter beteiligt. Der Orden war direkt dem Papst unterstellt; die eigentlich zweifelhafte Verbindung von Gebet und Kampf wurde durch die Idee des gerechten, also gottgefälligen Krieges begründet.
Die Templer gelangten rasch zu hohem Ansehen und wurden mit Besitztümern in Europa reich beschenkt. Daneben betätigten sie sich so erfolgreich im Bankwesen, dass die Könige von Frankreich und England dem Orden ihre Schätze anvertrauten. Die Ritter des Tempelordens galten als überaus mutige und disziplinierte Kämpfer, aber auch als tollkühn und überheblich. Vor allem zu dem anderen großen Ritterorden, den Johannitern, standen sie in ständiger Konkurrenz. Es war aber nicht nur ihre Arroganz, die sie unbeliebt machte – die Templer hatten durch ihr Geschäftsgeschick und ihre Privilegien Reichtümer angehäuft, die längst sprichwörtlich geworden waren. Vor allem die französischen Könige verließen sich auf ihre Schlagkraft genauso wie auf ihre Schatztruhen, wenn sie zum Kreuzzug ins Heilige Land aufbrachen. Der berechtigte Eindruck war entstanden, dass ohne die Templer nichts mehr ging. Und dass sie satt und selbstgerecht geworden waren und sich längst weit von ihren Prinzipien entfernt hatten, war offensichtlich. Man könnte sagen, die Templer hatten außerhalb ihrer elitären Welt ein echtes Imageproblem. Und als das Heilige Land wieder an die Muslime verloren ging, trug das zu ihrem Ansehen nicht gerade bei.
Zum Totengräber des mächtigen Ordens machte sich der französische König Philipp IV. In einer beispiellosen, bestens vorbereiteten geheimen Polizeiaktion ließ er im Morgengrauen des 13. Oktober 1307 alle Templer in seinem Herrschaftsbereich verhaften und wegen Häresie anklagen. Nahezu widerstandslos ließen sich die Ritter abführen. Der gesamte Besitz des Ordens wurde konfisziert. Papst Clemens V., eigentlich Schutzherr des Ordens, ahmte das Beispiel Philipps nach und ließ die Templer überall im christlichen Abendland verfolgen. Zwar versuchte er, die Ordensleute vor ein päpstliches Gericht zu stellen, konnte sich gegen den mächtigen Philipp aber nicht durchsetzen. Clemens war unklug vorgegangen und hatte die Entschlossenheit des französischen Königs, den er zutiefst fürchtete, bei Weitem unterschätzt. Die französische Krone führte über Jahre einen spektakulären Schauprozess im Gewand eines ordentlichen Inquisitionsverfahrens gegen die Templer. Die immer zahlreicheren Anschuldigungen reichten von Gotteslästerung über sexuelle Perversion, Kreuzbesudelung und widernatürliche Unzucht bis Götzenanbetung und Kontakt mit Ungläubigen. Die Anklage Philipps IV. – der sich als Schutzherr des Glaubens bezeichnete – ließ die Templer als Schandfleck der Christenheit erscheinen, zu deren Verteidigung sie gut achtzig Jahre zuvor doch überhaupt gegründet worden waren! Immer neue Geständnisse wurden den Rittern unter der Folter abgepresst, und der Katalog der ketzerischen Handlungen ähnelte schließlich auffällig stereotyp dem, den man aus anderen Diffamierungskampagnen des Mittelalters kennt. Obwohl die Vorwürfe erkennbar vorgeschoben waren und der Prozess politisch motiviert war, regte sich wenig Widerstand gegen die Vernichtung des Ordens; nicht einmal andere Fürsten eilten den Tempelrittern zu Hilfe. Allenfalls Schweigen drückte Ablehnung aus, aber niemand wagte es, dem französischen König offen entgegenzutreten.
Philipps Taktik ging schließlich auf, der Schuldspruch erging, und der Papst selbst ließ den
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